So soll's im Sport nach den Corona-Maßnahmen weitergehen

Wettkämpfe werden abgesagt, Ligen kommen zum Stillstand, Sportanlagen und Trainingszentren stehen vor der Schließung. Der Teil-Lockdown trifft den Sport mit Macht. Die Vertreter des Amateur- wie des Profisports reagieren mit Empörung und Verzweiflung, aber auch mit Fairplay und Verständnis auf die drastischen Corona-Einschränkungen. Die Beschlüsse der Kanzlerrunde lassen wichtige Fragen offen. Wie wird zum Beispiel zwischen Profi- und Amateursport unterschieden? Frank Steffel, Mitglied im Sportausschuss des Bundestages, hätte sich eine „stärkere Differenzierung“ des Corona-Beschlusses gewünscht und appelliert an die Bundesländer, die für die Umsetzung zuständig sind, im Detail nun sportartspezifisch nachzubessern“. Keine Nachbesserungen im Teamsport angedacht: „Das Nachbessern wird es in Schleswig-Holstein für die Einzel- und Individualsportarten geben, aber nicht für den Teamsport“, erklärte Dierk Petersen, Präsident des Handballverbandes Schleswig-Holstein (HVSH), nach einer Videokonferenz mit den Fußball- und Volleyball-Präsidenten, Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack, Staatssekretärin Kristina Herbst und LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen. „Die Landesverordnung wird für den Teamsport aber nicht aufgeweicht, auch nicht für die Grauzone 3. Handball-Liga“, führte Petersen weiter aus. Im Klartext: Bei der HSG Ostsee N/G, TSV Altenholz und Eider Harde ruht ab Montag der Ball. Lockerungen im Individualsport unklar: „Wir stehen voll hinter den rigorosen Maßnahmen. Es ist notwendig, dass wir jetzt innehalten. Wir müssen das aushalten“, sagte Petersen. In zwei Wochen wolle man sich in der Runde wieder treffen und neu beraten. Petersen: „Unsere große Hoffnung ist, dass die Maßnahmen greifen. Wir haben den Spielbetrieb ausgesetzt, setzen wieder ein, wenn wir wieder in die Hallen dürfen. Hoffentlich im Dezember.“ LSV-Präsident Tiessen bezeichnete den erneuten Sport-Lockdown als „harten Schlag für unsere Mitglieder. Aber wir tragen diese sehr weitreichende und einschneidende Maßnahme solidarisch mit − trotz der vielen negativen Effekte für die große Sportfamilie in unserem Land.“ Wie die Lockerungen im Einzel- und Individualsport aussehen, ist noch unklar. Und das sind die neuesten Entwicklungen im Überblick: Fußball: Der Norddeutsche Fußballverband (NOFV) hat nach Abstimmung der Staffelleiter den Spielbetrieb in der Frauen-Regionalliga Nord sowie in den drei Junioren-Regionalligen per sofort ausgesetzt. Nur der Spieltag der Regionalliga Nord der Herren findet noch statt. Dann ruht auch da der Ball bis auf Weiteres. Handball: Entschieden ist nun auch, wie oberhalb der alleinigen Zuständigkeit des HVSH verfahren wird. Detlev Reimer aus der Spielkommission der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein bestätigte den LN, dass Oberliga-Handball, sowohl bei Erwachsenen wie im Jugendbereich, ebenfalls bereits an diesem Wochenende nicht mehr gespielt wird. „Wir haben uns da den Entscheidungen der beiden Landesverbände angeschlossen, nach Schleswig-Holstein hat auch Hamburg inzwischen den Spielbetrieb per sofort eingestellt.“ Reimer sieht wegen der mindestens fünf ausfallenden Spieltage „große Schwierigkeiten, noch geregelt Meister und Absteiger ermitteln“ zu können. „Wie’s weitergeht, ist uns noch ein Rätsel“, verrät er. „Das Schlimmste wäre, dass die gesamte Saison ausfällt und es danach ohne neue Auf- und Absteiger weitergeht.“ Tischtennis: Dass in der 3. Bundesliga Nord mit den drei Teams vom SV Siek, TSV Schwarzenbek und TSV Bargteheide am Wochenende nicht gespielt wird, hat nichts mit einer generellen Absage zu tun, sondern mit der Möglichkeit der Klubs, wegen Corona unproblematisch Verlegungsanträge zu stellen. Siek und Bargteheide haben davon Gebrauch gemacht, Schwarzenbek wäre ohnehin spielfrei gewesen. „Die Frage, ob die 3. Bundesliga als Profiliga behandelt werden kann, muss noch geklärt werden“, sagt Spielleiter Patrick Festel aus der DTTB-Zentrale in Frankfurt. „Problematisch“ sei aber ohnehin, „dass die öffentlichen Hallen ja geschlossen werden“. Deshalb sei „wohl davon auszugehen, dass der Spielbetrieb im November letztlich komplett ruht“. Volleyball: Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hat ab sofort alle Spiele der 3. Liga und Regionalliga bis zum 30. November ausgesetzt. Das Samstagspiel der Lübecker VSG-Männer beim Oststeinbeker SV fällt aus, wie auch die drei weiteren Spiele gegen den Schweriner SC, GW Eimsbüttel und MSV Pampow. „Am Freitag ist auch unser letzter Trainingstag. Dann ist erst einmal Schluss“, berichtete Birger Pommerenke. DVV-Generalsekretärin Nicole Fetting hofft, „dass alle damit verantwortungsbewusst umgehen, damit wir ab Dezember den Spielbetrieb fortsetzen können. Ein Saison-Abbruch soll die letztmögliche Option bleiben.“ Tennis: Der Tennisverband Schlewig-Holstein startet an diesem Wochenende in die Wintersaison. „Alle angesetzten Spiele können stattfinden“, erklärte Pressesprecher Ulrich Lhotzky-Knebusch. Wie es ab Montag weitergehe, sei offen. „Stand jetzt gehen wir davon aus, dass alle Anlagen geschlossen sind, kein Spiel- und Trainingsbetrieb mehr möglich ist. Wir warten aber darauf, dass die Landesverordnung in ein rechtliches Korsett gegossen ist.“ Auch, weil sich der Deutsche Tennis Bund (DTB) hoff, dass es nicht zu einem kompletten Verbot seines Sports kommt. Der DTB gehe davon aus, „dass das Ausüben des Tennissports als Individualsportart nicht vollends eingestellt werden muss“, teilte der Verband mit: „Vielmehr sollte ein Spiel zu zweit oder ein Doppel mit vier Personen aus maximal zwei Haushalten weiterhin möglich sein.“ Der SH-Verband räumt den Vereinen bis zum 31. Oktober die Möglichkeit ein, Teams ohne Ordnungsstrafe abzumelden. Die würde aber ab 1. November erhoben. „Bisher wurde kein Team abgemeldet“, erklärte Lhotzky-Knebusch. Und: Der SH-Verband drängt auf die Austragung der Punktspiele. Falls ein Spiel nicht möglich ist, müssen dies die vereine schriftlich begründen. Das sorgt bei Christoph Liesenfeld, Abteilungsleiter bei TuS Lübeck 93, für Unmut: „Für uns ist nicht nachvollziehbar, wieso der Tennisverband nicht wie der Fußball oder auch Handballverband klar die Punktspiele im November aussetzt, sondern die Verantwortung an die Vereine weiter schiebt.“ Lesen Sie auch: Fußball, Handball, Reiten und Co. – was jetzt für die Sportarten in SH gilt Von Jens Kürbis und Christian Schlichting