Tischtennis: Neustart mit vielen Ungereimtheiten

Für Achim Spreckelsen genügte ein Blick auf die Aufstellung, mit der sich der Erstliga-Absteiger angekündigt hat, und seine Prognose stand fest: „Für mich ist der TTC indeland Jülich ganz klar der Favorit“, legte sich der Abteilungsleiter des TSV Schwarzenbek fest, der in den vergangenen Tagen mit der Organisation des „Pokal-Sonntags" beschäftigt war. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass sein Drittliga-Team Gastgeber für ein Vorrunden-Turnier ist, erst vor einem Jahr waren der 1. FC Köln, Borussia Dortmund und der damals siegreiche TTC Bad Hamm in der Halle Buschkoppel zu Gast. Doch in diesem Jahr ist einiges anders und vieles mehr zu bedenken. Corona und die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung des Virus stellen seinen Verein ebenso vor neue Anforderungen wie all die anderen Klubs, die nun zu Saisonbeginn mit ihren Teams an die Tische zurückkehren. Auf Vorrundensieger wartet ein Erstligist: Neben Jülich ist erneut Bad Hamm „mit einer kleineren Siegchance“ (Spreckelsen) am Sonntag dabei, wenn es um die Qualifikation für die erste Pokal-Hauptrunde geht. In der steigen am 4. Oktober dann auch die zwölf Erstligisten ein, die jetzt parallel zur Pokal-Vorrunde ihren ersten Bundesliga-Spieltag vor der Brust haben. Die Vierergruppe in Schwarzenbek vervollständigt Union Velbert, Liga-Konkurrent der Schwarzenbeker. Die Gruppenspiele sind für 10, 13 und 16 Uhr angesetzt, Zuschauer sind nicht zugelassen. Aber der TSV bietet einen Livestream über Youtube an. Hygienekonzept des Nordmasters genutzt: „Für uns geht es darum, den Sonntag zu nutzen, um sich für die 3. Liga einzuspielen, die eine Woche später beginnt und in der es für uns wieder um den Klassenerhalt gehen wird“, betont Spreckelsen. Das Hygienekonzept, das in der Pokal-Vorrunde Anwendung findet, haben die Schwarzenbeker auch von der Nordmasters-Premiere vor drei Wochen beim SV Siek für sich adaptiert. Dort war mit Andreas Escher, Till Rahberger und Massi Habib auch ein Trio des SV Siek II am Start, der bereits am Sonnabend mit einem Heimspiel gegen den TTC Düppel (15 Uhr, Mehrzweckhalle) als Aufsteiger in seine erste Regionalliga-Saison startet. Im Pokal wird nach Bundesliga-System mit Doppel gespielt: Bemerkenswert: Während in der Regionalliga bis auf weiteres wegen der Abstandsregeln keine Doppel gespielt werden, weicht der DTTB im Pokal von dieser Regelung ab. Die Begründung: Im Pokal wird nach dem System der Bundesliga gespielt, die auch in Corona-Zeiten mit drei Spieler pro Mannschaft maximal vier Einzel – und ein Doppel – ausspielt. Und die Erstligisten sollen sich nicht umstellen müssen, wenn sie in der zweiten Pokal-Runde einsteigen. TTVSH lässt einfache Runde und keine Doppel spielen: Noch uneinheitlicher wird’s in den tieferen Spielklassen. Der TTVSH hat für die Verbands- und Landesligen in Schleswig-Holstein beschlossen, dass eine einfache Runde gespielt wird, also nicht mit Hin- und Rückrunde, um bei Spielabsagen aufgrund von Corona-Fällen mehr Ausweichtermine vorhalten zu können. Obwohl in Schleswig-Holstein die Landesverordnung der Regierung auch das Spielen von Doppeln zulässt, hat der TTVSH entschieden, nur Einzel spielen zu lassen. Begründung: So könne man verhindern, dass die Saison abgebrochen werden muss, wenn Kontaktsportarten wieder verboten werden. Doppelspiele im Tischtennis sind, anders als die Einzel, als Kontaktsport eingestuft. Keine einheitlichen Regeln in Bezirken und Kreisen: Seinen Bezirks- und Kreisverbänden aber hat der TTVSH überlassen, eigenständig zu entscheiden. Im KTTV Lübeck etwa fiel das Votum knapp mit 11:9 Stimmer für eine Saison mit Hin- und Rückrunde aus. Dass Doppel gespielt werden sollen, fand eine deutliche Mehrheit. In anderen Kreisen stand die Abstimmung der Vereine zuletzt noch aus. Für Jugendspieler, die bereits zusätzlich in Herren- oder Damenteams eingesetzt werden, wird’s zudem uneinheitlich. Der Entscheid des TTVSH gegen Doppelspiele gilt – anders als bei den Erwachsenen – in allen Jugendklassen bis hinunter auf Kreisebene. Bei den Erwachsenen aber dürfen sie – beispielsweise in Lübeck – Seite an Seite mit einem Doppelpartner aufschlagen. Keine Maskenpflicht für Spieler in den Pausen: „Ein ziemliches Kuddelmuddel“ habe es in Sachen Corona lange Zeit gegeben, weiß auch Stefan Zilz, Teammanager der Sieker Regionalliga-Mannschaft. „Inzwischen ist das Ganze zumindest ein bisschen klarer.“ Auch zur Maskenpflicht in den Pausen zwischen ihren Einsätzen hatten die Spieler zunächst verschiedene Auskünfte erhalten. Der DTTB erließ schließlich eine generelle Maskenpflicht für alle Anwesenden in der Halle, von der nur die Spieler während ihrer Matches ausgenommen waren. Nach einer Rückfrage beim Landesinnenministerium stellte TTVSH-Geschäftsführer Axel Schreiner dann klar: „Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während eines Spieles ist für die Sportler und Sportlerinnen, die gerade nicht am Tisch stehen, nicht verpflichtend, sondern eine freiwillige Maßnahme.“ Keine Handschuh-Pflicht, keine eigenen Bälle: Auch die Überlegung, dass Spieler einen Handschuh tragen müssen über der Hand, mit der sie den Ball bei der Angabe halten, ist nur noch eine Kann-Regelung. Auch eigene, besonders gekennzeichnete Bälle pro Spieler, die er bei seinem Aufschlagrecht nutzt, braucht es nicht mehr. Und der Gegner muss nicht zwingend darauf achten, dass er den Ball zwischen den Ballwechseln außer mit dem Schläger nur mit dem Fuß zurückspielen darf. Der Seitenwechsel soll aber weiterhin streng im Uhrzeigersinn vollzogen werden, und „nach jedem Wettkampfabschnitt sind die Tischoberflächen, die Tischsicherungen und die Tischkanten zu reinigen“ . Das hat Achim Spreckelsen in Schwarzenbek ebenso organisiert wie Stefan Zilz in Siek. Von Christian Schlichting