Transfercoup: HSG Ostsee holt Trainer-Champion Jens Häusler

„Endlich!“ Als Frank Barthel den lang ersehnten Anruf erhalten hatte, platzte die Freude aus ihm heraus. „Jawoll! Es ist perfekt. Jens Häusler ist unser neuer Trainer.“ Es ist nicht irgendein Trainer. Handball-Drittligist HSG Ostsee N/G hat sich einen Champions-League-Sieger geangelt. Ein Transfercoup – und das kurz nach der Demission von Ex-Coach Tobias Schröder. „Wir sind unheimlich froh, dass das geklappt hat. Das hat Signalwirkung“, ist Sportchef Barthel überzeugt. Sehr intensive Jahre in Hamburg: Allein der Blick in Häuslers Vita verrät die geballte Ladung Handball-Erfahrung. Der 52-Jährige hat als Abwehrkante und Kreisläufer in der Bundesliga für Wuppertal, Wallau-Massenheim und Kronau-Östringen gespielt. Nach dem Ende der Karriere folgte der Einstieg ins Trainergeschäft, wo er im Sommer 2011 beim HSV Hamburg landete. In sechs „sehr intensiven Jahren“ an der Elbe sprang der Co. zweimal als Feuerwehrmann und Chefcoach im Bundesligateam ein. Seinen größten Erfolg feierte er 2013, als er mit Martin Schwalb Hens & Co. zum Champions-League-Triumph führte. Nach der Insolvenz gestaltete er den Neuaufbau beim HSV bis 2017 mit, ehe ein A-Jugend-Zwischenstopp beim THW Kiel und zuletzt ein im Oktober 2019 vorzeitig abgebrochenes Intermezzo beim Oberligisten DHK Flensborg folgte. Akribischer Arbeiter mit klarer Ansprache: „Als mich der Anruf von Frank erreicht hat, war ich eigentlich gar nicht auf der Suche.“ Nach kurzer Bedenkzeit hat er dennoch Ja gesagt, einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Für Häusler, der mit seiner Familie (drei Söhne) in Suchsdorf zu Hause ist und in Kiel als Werbetechniker arbeitet, ist der Handball noch immer die große Leidenschaft. „Und die Richtung, die die HSG eingeschlagen hat, ist spannend. Ich freue mich auf die Aufgabe.“ Wann sie genau startet, das ist noch ungewiss. Denn der Saisonstart steht noch in den Sternen. „Ich hoffe, wie in der Bundesliga, auf Oktober. Dann würden wir Anfang August loslegen“, sagt Häusler, der in der Branche als akribischer Arbeiter mit klarer, geradliniger Ansprache bekannt ist. So ist es keine Überraschung, dass er seinem Team nach dem ersten Schnupperkurs, Wasserski fahren in Süsel, Hausaufgaben mitgegeben hat. Mission Klassenerhalt: Aufbruchstimmung an der Ostsee. Spielbetriebsgesellschaft, Geschäftsstelle, Gesellschafter – alles ist neu. Dazu noch zwei zweitligaerfahrene Neuzugänge (Tim Claasen, Christoph Schlichting). Und jetzt hat die HSG einen Königsklassen-Champion als Trainer an Bord. Wird nun das Ziel 2. Liga ausgerufen? „Quatsch“, entfährt es Barthel, „davon sind wir Lichtjahre weg. Der klare Auftrag lautet: Klassenerhalt.“ Langfristig wolle man sich in der Region als Nummer zwei hinter dem VfL Lübeck-Schwartau etablieren und mit dem Zweitligisten besser kooperieren. „Mit Jens wollen wir auch da einen Schritt nach vorn machen“, sagt Barthel. Auch Häusler gibt sich keinen Illusionen hin: „Es gibt nichts schön zu reden. Die HSG war zuletzt eine Fahrstuhlmannschaft. Davon wollen wir weg, aber das Rad dabei nicht neu erfinden.“ HSG schließt Lücke auf rechts: Luis Schönhoff kommt: Heißt: Die HSG wird, wie zuvor, dreimal die Woche trainieren. Dafür hat Häusler jetzt einen weiteren Neuen im Team: Mit Luis Schönhoff (25), der unter anderem in der A-Jugend des VfL Bad Schwartau gespielt hat, schließen die Neustadt-Grömitzer die Lücke auf Rechtsaußen. Der 25-Jährige, der im Familienbetrieb für Yachttechnik in Niendorf arbeitet, ist Neuzugang Nummer sechs. Die HSG hat die Kaderplanungen damit aber noch nicht abgeschlossen. Mit dem alten, noch elf Spieler umfassenden Kader ist sich Barthel weitestgehend einig. Aber: „Wir haben im rechten Rückraum noch eine Vakanz“, sagt Barthel. Auch da soll der Name Jens Häusler helfen. Lesen Sie auch: Aufbruchstimmung an der Ostsee HSG Ostsee holt Feuerwehrmann Farschchi HSG Ostsee N/G angelt sich VfL-Spielmacher Tim Claasen Neuzugänge: Tim Claasen (VfL Lübeck-Schwartau/Spielmacher), Christoph Schlichting (Rhein Vikings/Kreis), Luis Schönhoff (TSV Travemünde/Rechtsaußen), Tjark Müller-Belau (Torhüter), Mats Schramm (beide VfL Bad Schwartau, A-Jugend), Jannes Farschchi (Tills Löwen/beide Kreis). Abgänge: Maximilian Mißling (Stralsunder HV/3. Liga), Robert Lüdtke (unbekannt), Martin Ambrosius (Karriere-Ende/B-Jugend-Trainer), Philip Poley, Jannick Swoboda (beide Beruf) Von Jens Kürbis