Triathletin Stina Mick virtuell an der Zweitliga-Spitze

Für Stina Mick stand es außer Frage: Auch an diesem Samstag ging’s wieder auf die Rolle. Womit allerdings nicht eine abendliche Zechtour gemeint war, die sie mit ihren Freundinnen plante. Vielmehr stand für die 24-jährige Triathletin des TSV Bargteheide die nächste Trainingseinheit auf ihrem Rennrad in den eigenen vier Wänden an. Rennserie der Hamburger Triathlon-Kollegen: „Ganz locker eine Stunde Radfahren“ hatte sie sich vorgenommen. Dabei ist die Hinterachse ihres Rennrades in einer Halterung fixiert, die auf dem Boden steht, das Hinterrad rollt beim Treten auf einer Rolle ab. Den nötigen Widerstand erzeugt meist eine Magnetbremse. Dass die Triathletin aus Bargteheides Zweitliga-Team auch im Lockdown fleißig trainiert, hängt nicht zuletzt mit der „Triathlon Zwift Race Series“ zusammen, die sich Athleten vom Tri Team Hamburg mit ZTS Racing Germany einfallen lassen haben. Rennen als Trainingsmotivation: Nach der Erstauflage im vergangenen Jahr, bei der in kürzester Zeit auf den Ausfall der realen Ligen-Wettbewerbe reagiert worden war, ist die zweite Saison mit einer weiterentwickelten Version am Start. Aufgelegt ist eine Serie von acht virtuellen Rennen, die im zweiwöchigen Rhythmus gestartet werden. „Ich bin froh, dass es diesen sportlichen Anreiz gibt, auch deshalb bin ich im Vergleich zum Vorjahr deutlich fitter“, sagt Mick. Ihr Blick ist dabei auf den 30. Mai gerichtet, wenn in Gütersloh die reale 2. Bundesliga starten soll. Nach Zweitliga-Platz acht im „echten“ Triathlon jetzt virtuell an der Spitze: Dort war Mick zuletzt 2019 mit ihrem Team auf Platz acht in der Zehnerstaffel gelandet. Aktuell sieht’s in der virtuellen Serie deutlich besser aus: Bargteheide Tri hat in der Zweitliga-Wertung nach dem fünften Rennen die Spitze übernommen, weil Mick vor einer Woche gemeinsam mit Rike Kubillus und Gaststarterin Leonie Wilke vom SC Itzehoe die Tageswertung gewann. Jeweils die drei Besten aus dem Team, zu dem auch noch Micks vier Jahre jüngere Schwester Hjördis, Lena Schott, Jule Hey und Lena Miller gehörten, werden gewertet. Zudem ist Stina Mick in der Einzelwertung die Führende der 2. Liga und Zweite über alle Ligen. Alle Ergebnisse unter https://my.raceresult.com/162193/results?lang=de Fast 750 Triathleten bei jedem Rennen dabei: Etwa 100 Kilometer pro Woche legt die 24-jährige Einzelhandelskauffrau, die bei Globetrotter in Hamburg die Mitarbeiterfortbildung plant und sich derzeit im Homeoffice ihr Training „recht frei einteilen“ kann, momentan auf der Rolle zurück. Nach dem rennfreien Samstag geht’s in der kommenden Woche mit dem sechsten Wettkampf weiter. Dann sieht sie auf ihrem Laptop wieder „mein Avatar“ gemeinsam mit den anderen etwa 190 Starterinnen. Die knapp 550 Männer gehen wegen der besseren Übersichtlichkeit eine Viertelstunde früher ins Rennen. Welchen der international bekannten Rennkurse – die alle aufwendig virtuell erzeugt werden mit Kirchen, Bergidyll und Zuschauern an der Strecke – dann zu bewältigen ist, wie viele Kilometer und Höhenmeter anstehen, wird erst einen Tag vorher bekanntgegeben. „Aber das ist auch zweitrangig. Es sind einfach interessante Etappen in der Wintervorbereitung“, sagt Mick. Von Christian Schlichting