VfB Lübeck gewinnt bei Viktoria Köln

Der VfB Lübeck hat zum ersten Mal in seiner Geschichte gegen Viktoria Köln gespielt – und wird sich gern an dieses Match erinnern. Denn am Ende hatten die Grün-Weißen ihren ersten Sieg in der 3. Liga gefeiert, hochverdient mit 2:0 gewonnen – und konnten den letzten Tabellenplatz verlassen. Das 1:0 hatte Kapitän Tommy Grupe per Kopf erzielt, Verteidigerkollege Osarenren Okungbowa erhöhte auf 2:0 per Fuß. Am kommenden Sonntag (8. November) soll auf der Lohmühle der zweite Sieg folgen, der Gegner ist dann der KFC Uerdingen. Kapitän Grupe sagte nach dem Spiel: „Verdienter kann man nicht gewinnen.“ Rieble, Thiel, Hobsch raus – Mende und Hertner rein: VfB-Trainer Rolf Landerl hatte – wie schon üblich – seinen 18er Kader und die Startelf gegenüber dem 2:3 gegen Halle geändert. Innenverteidiger Nico Rieble fehlte mit Muskelproblemen, das war klar. Aber auch Marvin Thiel, der bisher wie Rieble immer in der Anfangsformation stand, hatte den 500-km-Trip im VfB-Komfortbus in die Domstadt nicht mitmachen können. „Marv“ konnte wegen einer Reizung an der Ferse nur mit angezogener Handbremse trainieren. Aber auch Patrick Hobsch (schon zwei Saisontore) rutschte aus dem Kader – bereits zum zweiten Mal. Für ihn durfte Nicolas Hebisch dabei sein, der zuletzt in der U23 ausgeholfen hatte. Eine Bauchentscheidung des Trainers, weil Hebisch früher selbst bei Viktoria gespielt hatte, vielleicht besonders motiviert sein würde. Lesen Sie auch: VfB Lübeck in der Einzelkritik nach dem Sieg in Köln VfB mit der Dreifachsechs Mende, Boland, Zehir: In der Startelf aber stand Hebisch nicht, auch nicht – wie vermutet – Soufian Benyamina. Landerl setzte auf Routinier Martin Röser und Powermann Yannick Deichmann, den der Coach offenbar in vorderster Front etablieren möchte. Im Mittelfeld konnte man fast statt von einer Doppel- von einer Dreifachsechs sprechen. Sven Mende durfte wieder ran, links von ihm spielte Mirko Boland, rechts Ersin Zehir. Und ganz hinten war der Kapitän wieder an Bord. Tommy Grupe war als zentraler Abwehrchef zurück, flankiert von Florian Riedel (rechts) und Osarenren Okungbowa (links). Ganz außen spielten Sprinter Pascal Steinwender und Sebastian Hertner auf der Thiel-Position. Grupe per Kopf nach Boland-Flanke: Der VfB begann bei angenehmen 15 Grad im leeren Höhenberg Sportpark auf der „schälen“ Seite des Rheins wie immer. Mutig, selbstbewusst – nicht wie ein Tabellenletzter, schon gar nicht wie ein hoffnungsloser Punktelieferant. Und zum fünften Mal im achten Drittligaspiel ging der Aufsteiger in Führung. Fünf Minuten waren gespielt, erste Ecke für den VfB, der die diesmal nicht wie sonst üblich lang vors Tor schlug. Boland kurz auf Steinwender, der wieder kurz auf Boland – kein Kölner griff an, Boland durfte Maß nehmen, auf den langen Pfosten flanken. Und dort stieg der Kapitän am höchsten. Tommy Grupe meldete sich nach drei Spielen Pause zurück mit dem 1:0 per Kopf für seinen VfB (6.)! Lesen Sie auch: Steigende Corona-Fälle: So testet der VfB Lübeck VfB behält im Höhenberg das Kommando: Jetzt hätte das große Zittern wieder früh beginnen können, aber der VfB blieb cool. Die Dreiersechs fing viel ab, den Rest erledigte hinten Organisator Grupe – Lukas Raeder im VfB-Tor hatte fast gar nichts zu tun in der ersten Halbzeit. Der VfB setzte nach, war aufmerksam. Aber grobe Fehler, wie den von Sead Hajrovic konnte Deichmann nicht nutzen (25.; sein Schuss wurde geblockt). Als die Kölner Abwehr schwamm, kamen Okungbowa und Röser nicht zum Abschluss (30.). Und als Boland einen Freistoß schnell und flach auf Deichmann spielte, konnte er Viktoria-Keeper Sebastian Mielitz auch nicht überwinden (39.). 2:0 – Okungbowa im Stile eines Stürmers: Aber dann! Wieder eine Ecke der Gäste, wieder kurze Pässe – die dann zur Stafette wurden von links einmal um den Kölner Sechzehner herum auf Rechts, wo Zehir den Ball bekam, ihn einfach mal in die Mitte jagte. Und dort war – wie bei Ecken üblich – die lange VfB-Abwehr noch immer anwesend. Okungbowa machte es im Stile eines Mittelstürmers per Fuß. 2:0 für den VfB (39.). Zum ersten Mal führte der VfB in der 3. Liga nun mit zwei Toren. Das müsste doch reichen? Co-Trainer Lukas Pfeiffer dazu in der Pause: „Wir haben einen Matchplan, wenn jeder seinen Job macht, dann sind wir guter Hoffnung.“ Co-Trainer erinnert an den Matchplan: Das war der große Kritikpunkt des Trainers nach dem unnötigen 2:3 gegen Halle, dass seine Spieler beim Versuch, das Siegtor zu schießen, den Matchplan vergaßen und ihren Job nicht mehr wie besprochen erledigten. In Köln blieben die Grün-Weißen – diesmal ganz in den lübschen Farben, weißes Trikot mit roten Buchstaben und Ziffern – an diesem Abend viel besser. Man hielt die Viktoria vom Tor möglichst fern, kreierte selbst Chancen. Nicht selten hatte der flinke Steinwender seine Füße dabei im Spiel, wie beim Fast-3:0, als Deichmann seine Flanke aus fünf Metern Entfernung im Sprung über das Tor setzte (56.). Benyamina vorn rein, Deichmann zurückgezogen: Es war die letzte offensive Aktion von Deichmann. Landerl wechselte aus, Benyamina kam für Hertner, rückte natürlich vorn rein, dafür zog sich Deichmann nach hinten links zurück. Der VfB musste sich nun wehren, die drei Punkte vor Augen. Köln hätte mit einem Sieg Tabellenführer werden können, der VfB hatte ’ was dagegen. Und hätte auf 3:0 erhöhen können: Konter über Sprinter Steinwender, der brachte die Kugel in die Mitte, am langen Pfosten lauerte Benyamina – und haute den Ball ans Aluminium. Der Sack wäre zu gewesen. Aber es reichte auch so. Der VfB hat den ersten Drittliga-Sieg eingefahren, hat den letzten Tabellenplatz verlassen – und freut sich auf das Geisterspiel auf der Lohmühle am kommenden Sonntag (8. November) gegen den KFC Uerdingen. So spielte der VfB: Raeder – Steinwender, Riedel, Grupe, Okungbowa, Hertner (68. Benyamina) – Zehir, Mende (78. Deters), Boland – Deichmann, Röser (81. Hebisch) Von Jürgen Rönnau