VfB Lübeck verliert 1:2 in Zwickau

Der VfB Lübeck ist ins Jahr 2021 so gestartet, wie man ihn leider im Herbst 2020 zu oft gesehen hatte. Im ersten „Abstiegsendspiel“ gegen Tabellennachbarn FSV Zwickau gab es eine unnötige 1:2-Niederlage – obwohl man durch ein Deichmann-Tor lange 1:0 geführt hatte. Und wieder lieferte der VfB eine unverständlich schwache zweite Halbzeit ab. „Das kotzt mich richtig an“, sagte Yannick Deichmann als spontane Reaktion in die Magenta-TV-Mikro. „Wir müssen endlich mal Eier zeigen.“ Boland wieder da, Ramaj auf der Bank: Bei guten Bedingungen – Sonne und grüner Rasen dank beheiztem Platz – machte Trainer Rolf Landerl keine großen personellen Experimente, ließ sogar den endlich wieder genesenen Elsamed Ramaj, der für Wirbel in der gegnerischen Abwehr sorgen könnte, auf der Bank. Dort mussten im Gegensatz zum letzten Spiel 2020 gegen Meppen auch Marvin Thiel und Thorben Deters Platz nehmen Soufian Benyamina, gegen Meppen noch in der Startelf, musste sogar in Lübeck bleiben. Dafür war Mirko Boland dabei und gleich auf dem Platz. Er war zuletzt schmerzlich vermisst worden als Leader der Grün-Weißen. Den Thiel-Posten nahm diesmal Nico Rieble ein, den von Deters auf der rechten Seite bekam Pascal Steinwender. Ganz vorn sollten Yannick Deichmann und Martin Röser das Tor von Johannes Brinkies bestürmen. Und Landerl setzte einmal mehr auf die „Dreifach-Sechs“ Zehir/Mende/Boland. Elfmeter? Schiri aus Poel hat den Durchblick: Der VfB machte das sehr konzentriert in der leeren GGZ-Arena, in der Florian Lechner von der Insel Poel als Schiedsrichter angesetzt war. Und der stand gleich zweimal im Blickpunkt. Als Röser im Strafraum zu Fall kam, forderten die Gäste Elfmeter. Aber der Schiri hatte es besser gesehen, Röser war ohne Gegnerberührung gefallen (7.). Fünf Minuten später hätte auch Steinwender gern einen Elfer bekommen, als er in letzter Sekunde von Jozo Stanic am Torschuss gehindert wurde. Aber auch das war alle regelkonform. 1:0 – starker Spielzug, perfekter Deichmann-Abschluss: Der VfB hatte mehr vom Spiel, hilfreich war auch, dass Zwickau im Vorwärtsgang reichlich fehlerhaft spielte und monoton versuchte, Sturmtank Ronny König in Szene zu setzen. Der war aber in guten Händen bei Tommy Grupe – lange Zeit jedenfalls . . . Als beide Teams begannen, sich zu neutralisieren, ging der VfB wie aus dem Nichts in Führung. Ersin Zehir baute sauber auf mit einem schönen Pass auf Mirko Boland, der halblinks gestartet war – und dann schlug der Routinier einen perfekten Schnittstellenpass in den FSV-Sechzehner, in den Yannick Deichmann mit Tempo gekreuzt war, der Ball mit rechts gegen die eigene Laufrichtung im langen rechten Eck von Brinkies Tor einnetzte zum 1:0 für den VfB (35.). FSV-Sportchef erhöht in der Halbzeit den Druck auf den Trainer: Die erste Halbzeit ging an den VfB, die Führung war verdient – und in der Pause deutete Co-Trainer Lukas Pfeiffer an: „Wir haben noch ein, zwei gute Wechseloptionen – und wir setzen auf Standards und darauf, dass wir noch besser an die letzte Linie spielen.“ FSV-Sportdirektor Toni Wachsmuth baute derweil nochmehr Druck auf Trainer Joe Enochs auf, für den die lokalen Medien das Spiel gegen Lübeck zum „Endspiel“ erklärt hatten. Der Sportchef dementierte die Tendenz nämlich nicht, sondern erklärte vielsagend: „Da muss mehr kommen, noch sind ja 45 Minuten Zeit.“ Die verflixte letzte VfB-Halbestunde: Schon 18 Gegentore: Und der FSV ging tatsächlich motiviert in die zweite Hälfte, nahm das Heft in die Hand, der VfB reagierte sehr passiv, nahm sich dadurch auch selbst den Rhythmus. Das hatte in der Vergangenheit schon häufiger für einen Bruch im Spiel gesorgt. In der letzten verflixten halben Stunde hatte der VfB bis zum Zwickau-Match schon 16 Gegentore gefangen. Und es kam ärgerlicherweise tatsächlich Nummer 17 hinzu, wiedermal hielt der VfB dem Druck nicht stand. Unbedrängt durfte Zwickaus Leon Jensen von der rechten Seite flanken, in der Mitte sprang Grupe zu kurz, Raeder war unentschlossen und zu spät dran, Ronny König, der Goalgetter, war mit Kopf und Schulter da, machte das 1:1 (64.). Joker Starke macht das 2:1: Und die Gastgeber blieben am Drücker. Zwar brachte Landerl jetzt Ramaj, aber Zwickau blieb zwingender. Und auch Enochs hatte einen Wechsel parat, brachte Routinier Manfred Starke in seinen 150. Drittligaeinsatz – ein glückliches Trainerhändchen. Als der VfB den Ball mal wieder nicht aus der Gefahrenzone vor dem eigenen Sechzehner bringen konnte, zog Starke einfach mal ab, und flach rauschte die Kugel zum 2:1 ins VfB-Tor (84.). Die Grün-Weißen konnten nicht mehr reagieren, reisten ohne Punkt nach Hause – und haben am Mittwoch das nächste Endspiel gegen Mannheim vor der Brust. So spielte der VfB: Raeder – Riedel, Grupe, Okungbowa – Steinwender (84. Malone), Zehir, Mende, Boland (61. Deters), Rieble – Deichmann, Röser (69. Ramaj) Von Jürgen Rönnau