VfB Lübeck verliert bei Dynamo Dresden

Dynamo Dresden gegen den VfB Lübeck, Tabellenerster gegen Tabellenletzter – klare Sache, sollte man meinen. Und am Ende war es das auch. Zwar wehrte sich der VfB tapfer, aber Dynamo wirkte wesentlich reifer, nutzte die Lübecker Fehler und gewann verdient mit 3:1. Die Gäste leisteten sich sogar den Luxus einen Elfer zu verschießen (Deichmann). Der VfB hat nun eine intensive Woche vor sich – denn am Ende muss ohne wenn und aber ein Sieg am kommenden Samstag gegen Türkgücü München her. Boland nur auf der Bank, Hobsch erstmals wieder im Kader: Gute Bedingungen im Rudolf-Harbig-Stadion, grüner Rasen, minus drei Grad, Sonnenschein – VfB-Coach Rolf Landerl vertraute seiner Stammformation der letzten Spiele. Allerdings mit zwei Änderungen. Routinier Mirko Boland musste zum ersten Mal in seiner VfB-Zeit auf die Bank, für ihn rückte der schnellere Ersin Zehir auf die Doppelsechs neben Sven Mende. Für den verletzten Marvin Thiel (Muskelfaserriss) stürmte Pascal Steinwender über links. Auch ein besonders flinker Junge also. Ganz vorn zum dritten Mal in Folge Winter-Neuzugang Cyril Akono. Kein Ticket für den Dresden-Trip hatten überraschend die Routiniers Martin Röser und Soufian Benyamina erhalten, auch Nicolas Hebisch musste in Lübeck bleiben, genau wie Ryan Malone. Erstmals seit dem 25. November 2020, seit dem 0:1 in Kaiserslautern, war dagegen Patrick Hobsch wieder im Kader. Neunmal spielte er zuletzt keine Rolle für Landerl – einmal musste er allerdings wegen eines positiven Coronatests aussetzen, einmal war er suspendiert wegen „interner Vorkommnisse“. Ebenfalls nach zwei Spielen Pause war auch Elsamed Ramaj wieder im Kader. Und erstmals auch seit ewigen Zeiten Benjamin Gommert als zweiter Torwart. 0:1- Wieder ein Gegentor nach einem Standard: Mutig wollte der VfB sein, hatte in der Analyse Schwächen bei Dynamo ausgemacht, die man nutzen wollte. Und die Grün-Weißen – in Weiß diesmal – erwischten eine guten Start. Ein Linksschuss (!) von Steinwender wurde zur Ecke abgefälscht, die Thorben Deters reinbrachte, die aber nichts einbrachte (3.). Wie man das bei Ecken macht, durfte sich der VfB dann neun Minuten später ansehen. Ecke durch Paul Will von rechts, der Ball flog lang durch den VfB-Strafraum, Heinz Mörschel verlängerte per Kopf, am langen Pfosten kam Christoph Daferner herangerauscht, Osarenren Okungbowa erfasste die Situation zu spät – und Daferner machte das 1:0 für die Gastgeber (12.). Vorbei war’s mit dem hanseatischen Mut. Der VfB zog sich zurück, stand tief, lief den Gegner spät an. Die Gelb-Schwarzen waren immer einen Schritt schneller, deutlich ball- und passsicherer, kam immer wieder über außen (gern über rechts). Aber Daferner (16.) und Sohm (17.) verpassten gute Möglichkeiten, das Ergebnis zu erhöhen. Das gelang „erst“ in der 24. Minute. Lukas Raeder konnte einen Dynamo-Versuch nur mit den Fäusten direkt in die Mitte abwehren. Kleine Torwartschule: Das ist streng verboten und wird oft bestraft! So auch jetzt. Paul Will mit Anlauf, Thorben Deters versucht ihn wie ein Jugendspieler zu stören – Will durfte aus 20 Metern abziehen und flach zum 2:0 ins lange Eck treffen. Deichmann verschießt Elfmeter Nummer vier für den VfB: Immerhin: Der VfB Lübeck gab nicht einfach auf, schaffte es aber wie so oft zuvor schon nicht, gut ins letzte Drittel zu spielen. Da war viel Zufall dabei. Mit Glück hätten die Gäste aber sogar verkürzen können auf 1:2. Langer, hoher Ball von halbrechts in den Strafraum, Ersin Zehir wurde von hinten geschoben, ging zu Boden – und bekam tatsächlich einen Elfmeter von Schiri Robert Schröder zugesprochen. Den gibt nicht jeder. Yannick Deichmann lief an – und jagte die Kugel über das Tor (39.). Bereits der vierte verschossene Elfer des VfB in dieser Saison. Noch ein Elfer, Zehir trifft: Zur zweiten Halbzeit stellte Landerl von 4er- auf 3er-Kette um, nahm Okungbowa vom Platz, brachte Hertner. Der VfB im Vorwärtsgang, dicke Deters-Chance (52.), aus der er mehr machen musste (auch wenn Keeper Broll stark reagierte). Und dann wieder so ein Ballverlust. Zehir hatte verdaddelt, langer Ball in den VfB-Strafraum, Raeder irrte umher, rutschte auch noch aus, konnte so die Flanke auf Kreuzer nicht verhindern. Der bedankte sich mit sattem Schuss zum 3:0 für die Dynamos (59.). Aber das war’s noch nicht, das Schlusslicht gab nicht auf – und bekam einen zweiten Elfer nachdem Akono im Strafraum zu Fall gekommen war. Zehir machte es besser als Deichmann, verwandelte zum 1:3 (62.). Mit Routine (Boland für Zehir) und Power (Hobsch für Akono) wollte Landerl das Blatt irgendwie noch wenden, brachte sogar noch die Offensiven Elsamed Ramaj und Lucas Wolf, Hobsch hatte sogar noch zwei Chancen ( 81./90.+2) – es reichte nicht mehr für den VfB.. So spielte der VfB Lübeck: Raeder – Riedel, Grupe, Okungbowa (46. Hertner), Rieble (81 Ramaj) – Mende, Zehir (68. Boland) – Deichmann, Deters, Steinwender (81. Wolf) – Akono (68. Hobsch) Von Jürgen Rönnau