VfB Lübeck zu grün für die 3. Liga?

Trainingstag eins nach der ärgerlichen und unnötigen 2:3-Niederlage des VfB Lübeck gegen den Halleschen FC. Vier Arbeitseinheiten hat Trainer Rolf Landerl bis zum nächsten Spiel am Freitag bei Viktoria Köln. Fehlerquellen sollen besprochen, bearbeitet und abgestellt werden, hatte der Coach nach dem enttäuschenden Resultat des Halle-Spiels gesagt. An diesem Montag begannen er und sein Team damit. Dren Feka greift ein, Tommy Grupe bricht Training ab: Zunächst galt es aber, das Personal zu sichten. Aus dem letzten Match ist keine Verletzung zu beklagen. Stattdessen konnte Neuzugang Dren Feka seine erste komplette Trainingseinheit mit hundertprozentiger Belastung absolvieren. Er bietet dem Trainer nun eine weitere Option im Mittelfeld. Dass Tommy Grupe aber schon am Freitag wieder dabei sein kann, scheint zweifelhaft. Zweimal hatte er jetzt schon wegen eines Muskelfaserrisses ausgesetzt, jetzt musste er das Training erneut abbrechen – dieses Mal wegen eines Schlages auf das Schienbein, das Physio Matze Stobbe sofort versorgte, Grupe vorsichtshalber aber noch zur genaueren Untersuchung zu Teamarzt Ulf Seidel schickte. Dort war zuvor schon Torwart Benjamin Gommert vorstellig geworden, der sich bei seinem Einsatz in der U23 beim 3:3 in Pansdorf ebenfalls einen Muskelfaserriss zugezogen hatte und nun einige Wochen ausfallen wird. Benyamina kommt immer besser in Schwung: Beim Abschlussspiel der Montagsarbeitseinheit fiel ein Mann besonders auf: Soufian Benyamina scheint langsam in Lübeck anzukommen. Der Stürmer war sehr präsent, war fast immer anspielbar, sicherte gut den Ball ab, suchte und fand den Abschluss. Wie schon im Spiel gegen Halle. Da war er eingewechselt worden, hatte das Tor zum 2:2 erzielt, weil er in Mittelstürmermanier ahnte, wohin der Ball kommen würde, als Yannick Deichmann ihn von der Grundlinie scharf in die Mitte gespielt hatte. Benyamina war es auch, der sich als erster nach dem Spiel vor die TV-Mikrofone stellte, die individuellen Fehler beklagte, die es dringend gelte abzustellen, der auch von „fehlender Cleverness“ beim VfB sprach. „Notfalls riskiere ich mal Rot“: Sind die Grün-Weißen noch zu grün für die 3. Liga? Auch Landerl hatte nach dem Halle-Spiel von Naivität gesprochen, von Fahrlässigkeit, die zum späten 2:3-K.o.-Tor geführt habe. Da habe man die Grundordnung aufgegeben, da hätte man zudem cleverer agieren können. Landerl: „Wenn jeder sich an den Plan hält, jeder seinen Job macht, dann verlieren wir nicht.“ Ein taktisches Foul hätte den entscheidenden Konter der Hallenser zum Beispiel beenden können. „Notfalls riskiere ich da Rot“, sagt der Coach. „Aber in der Situation wäre es sogar nur Gelb gewesen, denke ich.“. Typen wie Boyd oder Mölders dringend gesucht: So aber konnte Terrence Boyd, der zuvor selbst schon ein Tor erzielt hatte, den Kollegen Julian Guttau auf den Weg zum 3:2 schicken. „Boyd“, sagt Landerl. „ist so ein klassischer Fall. Der macht einfach seinen Job, abgezockt und routiniert, ohne sich beirren zu lassen. Solche Typen braucht man in der 3. Liga.“ Und solche Typen machen den Unterschied. Bei Saarbrücken spielte Tobias Jänicke die Rolle (er erzielte das 1:1 gegen den VfB), bei 1860 München ist das Sascha Mölders (Torschütze beim 4:1 gegen den VfB), bei Türkgücü München zum Beispiel ist das Sercan Sararer, der an fast allen Toren des Aufsteigers beteiligt ist (auch beim 4:3 gegen den VfB assistierte). Beim VfB könnte Soufian Benyamina den Job des routinierten Vollstreckers übernehmen. Der 30-Jährige hat in 242 Drittligaspielen immerhin 63 Tore erzielt und weitere 20 vorbereitet. Und er selbst sagt: „Die dritte Liga ist irgendwie meine Liga.“ Von Jürgen Rönnau