VfL-Zahlen überzeugen die HBL

Die Nachricht kam für Daniel Pankofer nicht überraschend, für ein wenig Erleichterung und ein gutes Gefühl in schwierigen Zeiten sorgte sie aber schon: Die Zahlen, die der Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau gemeinsam mit den Steuerfachleuten von EEP (Ehler Ermer und Partner) zusammengetragen und per 1. November an die Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga GmbH geschickt hatte, sind dort ohne Nachfragen akzeptiert worden. „Wir haben die Lizenz ohne Auflagen und Bedingungen“, hat Pankofer aus dem Schreiben der HBL herausgelesen. Nachschau mit besonderem Schwerpunkt: Die Kommission hatte die Darstellung des Zahlenwerks und dessen Plausibilität überprüft. Ein Vorgang, der zum Ende des dritten Quartals seit Jahren Usus ist, aber in Corona-Zeiten an Bedeutung gewonnen hat, wie HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann bestätigt. „Die Lizenzierungsnachschau ist in der Regel vor allem dafür vorgesehen, den Saisonabschluss per 30. Juni zu erfassen. Und sie dient zur Überprüfung, ob die Einschätzungen und Annahmen, die die Vereine ja bereits im März beim Lizenzierungsverfahren für die folgende Saison vornehmen mussten, eingetroffen sind.“ Aktuell sei aber – angesichts ausbleibender Einnahmen durch Zuschauer oder Sponsoren – in erster Linie die Liquidität der Vereine betrachtet worden, so Bohmann. Dass sich die Etats der Vereine aus 1. und 2. Liga im Vergleich zu den Planungen aus dem März 2020 wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich reduziert haben, bestätigt er, ohne absolute oder prozentuale Größen nennen zu können. „Das ist von Verein zu Verein sehr unterschiedlich, abhängig auch von Staatshilfen oder Leistungen wie Kurzarbeitergeld.“ Pankofer: Am Ende wird ’was fehlen: Auch beim VfL hat sich laut Pankofer „einiges getan“ im Vergleich zu den Zahlen, mit denen er noch im März 2020 bei der Planung der Saison 2020/21 operiert hatte. „Es ging nach unten bei den Einnahmen, und wir haben versucht, die Ausgaben entsprechend nach unten zu korrigieren“, bestätigt der VfL-Geschäftsführer und ergänzt: „Ganz gelungen ist uns das aber natürlich nicht“. Konkrete Zahlen will er nicht nennen. Dem Vernehmen nach soll der abgespeckte Etat bei etwa 1,3 Millionen Euro liegen. Auch dank geringerer Personalkosten: Spieler, Mitarbeiter, Trainer und Geschäftsführer haben auf 20 Prozent ihres Bruttogehaltes verzichtet. Letztlich werde, davon geht Pankofer bereits aus, trotz der bereits gezahlten Hilfen vom Land (100 000 Euro) und Bund (gut 250 000 Euro für Zuschauerausfälle) in der Saisonbilanz „natürlich etwas fehlen wird. Aber nicht in existenzbedrohender Größenordnung“, so Pankofer. „Belastbare Liquiditätsplanung schwierig“: Ähnlich stellt sich die Situation offenbar bei den meisten Klubs der 1. und 2. Liga dar. Jedenfalls sah die HBL keine Veranlassung, zur Lizenznachschau eine offizielle Verlautbarung zu formulieren. „Das hätten wir nur getan, wenn Vereine Auflagen erhalten hätten“, so Bohmann. Der HBL-Geschäftsführer lässt aber auch nicht unerwähnt, dass sich „die Vereine insgesamt natürlich sehr schwer tun, eine belastbare Liquiditätsplanung vorzulegen.“ Weil beispielsweise unklar ist, wann wieder Zuschauer in die Hallen dürfen und ob in einem angekündigten neuen Hilfspaket des Bundes für den Profisport neben entgangenen Zuschauereinnahmen eventuell auch Fixkosten-Beihilfen geplant sind und in welchen Fällen sie in Ansatz gebracht werden können. Forderungen zur Entschuldung der Vereine ausgesetzt: Klar ist für Bohmann, dass die HBL „beim Thema Überschuldung der Vereine den hervorragenden Weg, den wir in den vergangenen Jahren eingeschlagen hatten, nun vorerst verlassen müssen“. Das Thema sei „ausgesetzt, wir müssen alle Forderungen, die wir in diesem Zusammenhang an die Vereine gestellt hatten, in den Wind schlagen“, weiß er. Anders ausgedrückt: Momentan geht es bei den Handball-Klubs nicht um verbesserte Bilanzen, sondern allein ums Überleben. Von Christian Schlichting