Frederik Svane (16) aus Lübeck – von der Schule zu EM-Silber im Schach

Alle Live-Events – abgesagt. Die Europäische Schach-Union verlegte ihre Jugend-Europameisterschaften so ins World Wide Web. Schach dem Corona-Virus! 42 Nationen schalteten sich unter Schiedsrichteraufsicht und Kameraobservation zu. Mittendrin: Frederik Svane. Aber nicht nur dabei: Das 16-jährige Ausnahmetalent des Lübecker SV räumte mit EM-Silber und Team-Bronze gleich doppelt ab. Dabei saß er 90 Minuten vor dem EM-Auftakt noch in der Schule. Von der Schulbank zur EM: Am Eröffnungstag der Europameisterschaften drückte der Elftklässler bis 13.30 Uhr die Schulbank am Lübecker Johanneum. Nach Schulschluss düste er nach Hause, Computer hochgefahren und ab ging die EM-Post. Während der Rest des deutschen Nationalteams in Apolda/Thüringen im Landratsamt saß, war Frederik per Sondergenehmigung allein zu Haus. „Ich musste noch eine Handy-Kamera von Hinten und eine Laptop-Kamera von vorn zusätzlich aufstellen, damit alle sehen konnten, dass ich keine Hilfsmittel nutze“, erzählt Svane. Doppelt abgesichert, teilte er sich noch mit einem Schiedsrichter den Bildschirm. Lesen Sie auch: Schachgipfel: Lübecker Svane-Brüder trumpfen auf EM-Medaillen kommen per Post: Via Zoom spielte er dann mit seinen Gegnern. Und wie! Drei Tage, 21 Stunden plus Vorbereitung auf die Partien. Ein digitaler Marathon. Aus neun Partien holte Svane, der auch Mitglied im Förderkader „Team Lübeck“ ist, acht Punkte – genau so viel wie der Russe Rudik Makarian. „Da wir wertungsgleich waren, entschied das direkte Duell, dass ich gegen ihn leider verloren habe.“ So wurde es EM-Silber in der Altersklasse U16 für Svane – seine erste Medaille bei seinen vierten Europameisterschaften. „Es hat sich online zwar anders angefühlt, ist aber für mich genau so wertvoll wie eine Medaille live über dem Brett“, sagt Svane nicht ohne stolz. Bronze mit der Mannschaft gab es sogar noch obendrauf. „Frederik hat gerade in der letzten Runde eine starke Partie gespielt, auf die Bluffs seines Gegner sehr, sehr gut reagiert“, lobte Bundestrainer Bernd Vökler, „und dass er als Lokomotive die Jungs zu EM-Bronze geführt hat, war das Zuckerstückchen obendrauf.“ Es war eine Medaille mit Ansage. Denn eine Woche zuvor hatte der bekannte russische Weltklassetrainer Jewgeni Romanov Svane & Co. in Hamburg live gecoacht, war auch während der EM ihr Berater. „Er war sich sicher, dass Frederik um die Medaillen mitspielt“, berichtete Vökler. Einziger Wermutstropfen: Auf die Medaillen muss Frederik Svane noch warten. Sie kommen mit der Post. Von Jens Kürbis