Handball-Saison: Darum spielt die HSG Ostsee nur in Grömitz

Jetzt ist es amtlich. Im neuen Jahr ist Start, dann soll die Neustädter Gogenkroghalle umfassend saniert werden – eine Frischzellenkur für mehr als vier Millionen Euro. Die „Ab-Januar geht nichts mehr“-Ansage erhielt Peer Grenke-Klimstein, Geschäftsführer der HSG Ostsee Neustadt/Grömitz, jetzt aus dem Rathaus. Heißt: „#Meerhandball“ – der Slogan der HSG – gibt es in der am 3. Oktober beginnenden Saison nur in Grömitz zu sehen. Grömitzer Glasfaser für HSG-Livestream: „Wir hätten vier Heimspiele in Neustadt bestreiten können, aber das hätte keinen Sinn gemacht“, sagt Grenke-Klimstein. Auch, weil sich alle Drittligisten verpflichtet haben, ihre Heimspiele künftig im Livestream anzubieten. „Und dafür reicht die Bandbreite in Neustadt nicht aus. Grömitz hat Glasfaser, eine Topleitung“, erklärt der HSG-Chef weiter. Ruckel-TV und die gesperrte Halle schickt Ostsee so für ein Jahr ins Grömitzer „Asyl“. Das fanden sicher nicht alle Neustädter Sponsoren toll, die in den 130 000-Euro-Topf mit einzahlen. „Aber sie ziehen mit. Die Perspektive stimmt. Wir bekommen in der neuen Saison eine tolle Halle, das ist für alle der Bonus“, sagt Grenke-Klimstein. Nur maximal 93 Zuschauer: Das Handicap: Die Ostholsteinhalle in Grömitz fasst nur 372 Plätze. Die HSG darf laut Hygienekonzept so nur 93 Zuschauer in die Halle lassen. „Und das nur mit Dauerkarte“, erklärt Grenke-Klimstein. 100 Euro müssen die Fans für 17 Heimspiele hinblättern. Die Alternative: Sportdeutschland.tv, die größte Plattform des Breiten- und Spitzensports zwischen Flensburg und Garmisch. Für 4,50 Euro pro Partie können alle HSG-Fans ihrem Team von der Couch aus zusehen. „Das ist eine gute Geschichte, zumal die Fans auch entscheiden, zu welchem Verein das Entgelt geht“, freut sich Grenke-Klimstein, der nun auf das kostenlose TV-Paket (Kamera, Stativ, Streaming-PC mit Software und notwendige Zusatzgeräte und Verbindungskabel) des Online-Sportsenders wartet. „Drehbeginn“ ist zum ersten Heimspiel gegen Bernburg am 10. Oktober. Sieben Tage zuvor ist die HSG bereits on Air. Am 3. Oktober starten Claasen & Co. beim Aufsteiger HC Burgenland in Naumburg in die neue Saison. Sa., 3.10., 20.00: HC Burgenland (A) Sa., 10.10., 18.30: Anhalt Bernburg (H) Sa., 17.10., 19.30: Stralsunder HV (A) Sa., 24.10., 18.30: SC DHfK Leipzig II (H) Fr., 30.10., 19.30: HG Hamburg Barmbek (A) Fr., 6.11., 20.00: Füchse Berlin II (H) So., 8.11., 16.00: TSV Altenholz (A) Sa., 14.11., 18.30: SC Magdeburg II (H) So., 22.11., 16.00: 1. VfL Potsdam (A) Sa., 28.11., 18.30: HC Empor Rostock (H) Sa., 5.12., 20.00: TSV Burgdorf II (A) Fr., 12.12., 18.30: Eintracht Hildesheim (H) Sa., 19.12., 19.30: MTV Braunschweig (A) Sa., 9.1., 18.30: Mecklenburger Stiere Schwerin (H) Sa., 16.1.,18.30: Oranienburger HC (H) So., 24.1., 17.00: Northeimer HC (A) Fr., 29.1., 20.30: HSG Eider Harde (H) H=Heimspiel; A=Auswärtsspiel Trainingsspiel gegen SG Hamburg: Dafür gibt es jetzt den Feinschliff. Neu-Trainer Jens Häusler ist mit seinem Team im Kurz-Trainingslager in Grömitz mit Übernachtung in Lensterstrand. Trainieren, Aufnehmen, Besprechen, Besser machen – den Vierklang hat der Coach über die drei Tage geschrieben. „Das wird ein reines Taktik-Wochenende. Wir werden viel mit Videoanalyse arbeiten“, kündigt Häusler an. Letzter Prüfstein ist dabei die SG Hamburg Nord. Der vom ehemaligen Schwartau-Profi Adrian Wagner trainierte Oberligist kommt am Samstag zum Testspiel an die Ostsee. Golf-Intermezzo in Timmendorf: „Wir müssen deutlich stabiler in der Abwehr werden“, fordert Häusler, der aber mit der Vorbereitung insgesamt „sehr zufrieden“ ist. „Teamgeist, Einstellung – das ist unheimlich gut.“ Auch der Spaß passt. So wie beim „Saisonauftakt“ mit Sponsoren auf dem Golfplatz Seeschlösschen in Timmendorf. „Ein tolles Event. Es war für alle wichtig, um mal den Kopf frei zu bekommen“, erklärte Grenke-Klimstein. Reiter bleibt in Schwerin: Fest steht auch, dass die HSG mit einem 17-köpfigen Kader, der einen Altersdurchschnitt von 23,06 Jahren hat, in die Saison geht. Die Verpflichtung eines Rückraumrechten hat sich zerschlagen. Der ehemalige HSG-Spieler Kim Reiter (28) hat sich für ein weiteres Jahr beim Liga-Rivalen Schwerin entschieden. Im Trainingslager will Häusler am Samstag beim abendlichen Grillen auch den Kapitän ernennen. Und ab Dienstag zählt dann nur noch der HC Burgenland. „Ein Luftballon, ich weiß nicht, was da auf uns zukommt“, gibt Häusler zu, „aber wichtig ist, dass es überhaupt losgeht. Wir freuen uns alle drauf.“ Über allem liegt aber auch in der 3. Liga die Ungewissheit, die Sorge um eine neue Corona-Welle. Mit dem TV Cloppenburg hat es bereits einen Drittligisten erwischt. Das komplette Team ist in Quarantäne. Von Jens Kürbis