Trio aus der LN-Region auf dem Weg zur Leichtathletik-DM in Braunschweig

Die massiven Einschränkungen in der Corona-Krise, sie hatten Niklas Sagawe gehörig zugesetzt. Training, Wettkämpfe – alles abgesagt. „Ich habe versucht, mich so fit zu halten. Irgendwie. Doch die Motivation war da schnell im Keller. Als Werfer mal eben so auf der Straße den Speer werfen, geht ja nun mal nicht“, erzählt der Eutiner, der seit einigen Wochen mit seinen PSV-Jungs wieder auf dem Platz steht. „Und das fühlt sich richtig gut an.“ So gut, dass er im zweiten Freiluft-Wettkampf der bisherigen Mini-Saison in Eutin den Speer auf stolze 74,80 Meter jagte, seine persönliche Bestleistung um satte 4,83 Meter verbesserte, so ganz nebenbei auch noch die Norm (73 Meter) für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am 8./9. August in Braunschweig erfüllte und am Wochenende beim kreisoffenen Sprint- und Werfertag im Waldeck-Stadion noch einmal 69,80 Meter nachlegte. Sagawe wirft Speer auf 74,80 m – Bestleistung: „Das es so gut läuft, überrascht mich schon“, gibt er zu. Im Training habe es mit kurzem Anlauf schon gut geklappt, „aber das jetzt ist verwunderlich, gerade nach Corona“. Hinzu kommt, dass er sich beruflich neu orientiert hat. Sagawe hat Sport/Mathe auf Lehramt nach dem 2. Semester gerade ab-, dafür eine duale Ausbildung zum Physiotherapeuten im Lubinus Clinicum ausgewählt. Vom neuen Wohnort Kiel pendelt der 20-Jährige so dreimal die Woche zum Training nach Eutin. Trainingspläne mit Obergföll abgestimmt: Sagawe ist zufrieden: „Das Paket passt.“ Und damit meint er auch das Ziel, die DM in Braunschweig, wo er sich mit der Elite um Olympiasieger Röhler & Co. messen will. Sein Trainer Michael Wormeck hat mit Bundestrainer Boris Obergföll dafür die Trainingspläne abgestimmt, auch die Einladung zum Meeting der Werfer-Stars am 18. Juli in Wetzlar. „Einen Raushauen“ will er aber erst zur DM. „Die Deutschen sind mir als einziges Saisonziel geblieben“, sagt Sagawe, der erst 2021 mit der U23-EM im norwegischen Bergen ein großes Ziel im Auge hat. Langes vielversprechender Einstieg: Janina Lange (MTV Lübeck), DM-Zweite im Hallen-Fünfkampf, hat Braunschweig ebenfalls auf dem Zettel – „mit Chancen im Hoch- und Weitsprung“, ist Landestrainer Dirk Schulz überzeugt. Für Lange & Co. stand im Rahmen der Bahneröffnung des LBV Phönix nach nun der zweite Wettkampf an (49 Starter aus 15 Vereinen). Mit 1,72 Meter gewann die 22-jährige „LN-Sportlerin des Jahres“ den Hochsprung, wie auch sieben Tage zuvor den Weitsprung (5,91 m). „Mit dem Hochsprung bin ich sehr zufrieden“, erklärte Lange, „denn bei Regen und Unterbrechungen, war es schwer, in den Wettkampf reinzukommen“. Für Coach Schulz war der Einstieg „vielversprechend, ein erstes Herantasten“. Und der macht Lust auf Braunschweig. Die Krux: „Es gibt noch immer keine Qualifikationsnormen. Wir warten da seit Mitte Juni“, sagt Schulz. Kuluki vor Saisoneinstieg: Den weitesten Dreisprung-Satz landete der Schweriner Franjo Franke mit 14,22 m. Doch das in Abwesenheit von Lübecks Dreisprung-Hoffnung Joel Kuluki (LBV Phönix), der bei der Hallen-DM im Februar mit 15,04 Metern Rang vier belegt hatte. „Der Wettkampf hat nicht in unseren Trainingszyklus gepasst, ich steige erst am kommenden Wochenende ein“, berichtete Kuluki, der gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr beendet hat und sich in Hamburg für den Studiengang Medienwissenschaften bewerben will. Im Visier hat er auch die DM in Braunschweig. 15,10 Meter sind dafür die Norm. „Das ist machbar“, ist der 19-Jährige überzeugt, „ich habe im Training gute Fortschritte gemacht, gerade in punkto Kraft und Geschwindigkeit zugelegt.“ Jetzt muss er es nur noch auf die Bahn bringen./ Die wegen der Corona-Pandemie verschobene Leichtathletik-DM steigt am 8./9. August in Braunschweig. Die Stadt hat dafür grünes Licht gegeben und genehmigte das 45 seitige Durchführungs- und Hygiene-Konzept. Dieses sieht eine Austragung ohne Zuschauer vor. Die Teilnehmerzahl ist auf 16 in den Laufentscheidungen und acht bis zehn bei Sprüngen und Würfen limitiert. Alle Laufdisziplinen ab 1500 Metern und die Staffeln sind nicht im Programm. Das sorgte für viel Kritik aus dem Athletenkreis. ARD und ZDF übertragen von der DM live. Von Jens Kürbis und Rüdiger Boyens