THW Kiel: Leon Maximilian Ciudad Benitez, der Champions-League-Sieger aus Groß Sarau

Als die Chartermaschine am Mittwochmorgen kurz vor 3 Uhr in Kiel landete, war die unglaubliche Dienstreise der „Zebras“ zu Ende. Hoch über den Wolken hatten die Handball-Helden des THW Kiel nach dem vierten Triumph in der Champions League eine feucht-fröhliche Party gefeiert. Und mittendrin ein gebürtiger Lübecker, der in Groß Sarau zu Hause ist und in Groß Grönau das Handball-ABC erlernte: Leon Maximilian Ciudad Benitez. Seit zwei Wochen Profi beim THW Kiel: „Ich kann es immer noch nicht so richtig begreifen. Champions-League-Sieger und das mit meinen Idolen, meinen Vorbildern, die ich aus dem Fernseher kenne. Das ist unbeschreiblich. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut“, sprudelte es aus dem 18-Jährigen heraus. Die letzten Tage, für Ciudad Benitez („Meine Mutter ist Spanierin“) fühlen sie sich wie ein Handball-Märchen an. Seit 2015 am Handball-Internat des THW Kiel spielte er zuletzt für Drittligist Altenholz, trainierte aber seit gut sechs Monaten mit den THW-Stars bereits mit. Nach der Corona-Erkrankung von Pawel Horak ging dann vor zwei Wochen alles ganz schnell. Das 112-Kilo-Kraftpaket („Ich habe meine Kampfmasse schon immer am Kreis eingesetzt“) unterschrieb einen Profivertrag bis zum 30. Juni 2022, stand gegen Stuttgart und die Rhein-Neckar Löwen im 16er Kader. „Und am zweiten Weihnachtsfeiertag kam die Anfrage, ob ich mit zum Final4 fahren wolle. Als ob ich da nein gesagt hätte“, freute sich Ciudad Benitez über das nachträgliche Weihnachtsgeschenk. „Habe meinen Teil dazu beigetragen“: In Köln ist er so mit Sagosen, Duvnjak & Co. zunächst in die Hotel-Isolation eingetaucht, mit Essen auf dem Zimmer, war nach negativem Test bei den Meetings, Spaziergängen und den Spielen dabei. „Die Arena ist auch ohne Zuschauer heftig. Und beim Einlaufen deinen Namen zu hören, das war grandios.“ Dass er „nur“ auf der Bank saß, störte ihn nicht: „Klar habe ich gehofft,. Aber Hallo, das ist die beste Mannschaft der Welt. Dass ich als kleiner Bub nicht gespielt habe, ist völlig okay.“ Als Champions-League-Sieger fühle er sich dennoch: „Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Es hilft, wenn Emotionen von der Bank kommen.“ Und er hat hinterher mitgefeiert: „In der Kabine haben wir fünf, sechs Kästen Bier geleert, danach ging es ins Hotel zum Duschen und ab zum Flughafen.“ Von Groß Grönau zum THW Kiel: Doch noch ist für ihn alles irgendwie unwirklich. Mit zarten sechs Jahren in Grönau mit dem Handball angefangen, wollte er mit 13 zum ATSV Stockelsdorf wechseln. Doch in einem Elite-Camp von Nachwuchscoach „Pitty“ Petersen entdeckt, folgte er dem Kiel-Ruf. Direkt neben dem THW-Areal in Altenholz hat er seitdem seine „Butze“ und seine Schule, ist zum Nationalspieler gereift, hofft im Sommer bei der U18-WM in Griechenland auf die nächste Medaille. Doch jetzt muss er erst einmal sein Märchen von Köln verarbeiten. Und das zu Hause in Groß Sarau. Denn mit Training geht es in Kiel erst am 11. Januar weiter. Von Jens Kürbis