Ping Pong People: Markscheffel will „Tischtennis nach außen tragen“

„Wow, was war das wieder für ein Tag!?“ Ole Markscheffel ist nicht verdächtig, in seinen bisherigen gut 27 Lebensjahren allzu häufig unterbeschäftigt gewesen zu sein. Während der Schulzeit in Bargteheide und auf dem Tischtennis-Internat in Düsseldorf brachte ihm sein Trainingseifer den DM-Titel und einen Platz im Nationalteam ein. Und auch als Student war ihm mit einem Nebenjob und seiner Passion Tischtennis selten langweilig. Nun aber sind seine Tage trotz Corona und Sport-Stopp „randvoll und extrem fordernd“, wie er verrät. Design-Kollektion als Markscheffel-Marketing für Tischtennis Denn Markscheffel probiert sich als Jungunternehmer. Es geht um „Learning by Doing“ für den BWL-Studenten mit Master-Anwartschaft. Und es geht – man möchte ergänzen: natürlich – um Tischtennis. Speziell für seinen Sport hat er die Firma „Ping Pong People“ gegründet. Mit einer Design-Kollektion will er „Tischtennis nach außen tragen“. So lautet sein Werbeslogan, so steht es auf der Homepage seines Online-Shops ( www.pingpongpeople.com ), den er jetzt freigeschaltet hat. Und so ist es im knapp zweiminütigen PR-Video zu erfahren, für das er nebenbei auch noch mehr als vier Stunden Drehzeit aufgebracht hat. Hier geht’s zum Video: Als BWLer habe er schon einige Businesspläne geschrieben, in der Theorie also alles mehrfach durchgespielt. Doch ihm sei nicht aus dem Sinn gegangen, was ein Dozent mal eingestanden hatte. „Er hat uns Studenten gesagt, dass er immer bereut hat, nichts gegründet zu haben. Andere hätten das getan – und dabei viel gelernt“, hat Markscheffel sich gemerkt. Und jetzt beherzigt. „Jeden Tag gewinne ich so viel zusätzliches Verständnis über die Geschäftswelt – das ist zwar extrem fordernd, aber auch super spannend“, sagt er. Und klingt dabei wie jemand, der weniger seinem Beruf denn seiner Berufung nachgeht. Das Business der Eltern für sich entdeckt: Die persönlichen Umstände spielten ihm dabei in die Karten. „Überraschend spät“, wie er rückblickend zugibt, habe er sich erst in den Monaten vor der Hochzeit mit seiner Lea (im Sommer) „erstmals so richtig gefragt, was das eigentlich ist, womit meine Eltern drei Kinder durchgebracht hatten“. Es ist eine Stickerei in Bargteheide. Und als er sich das Handwerk schließlich beibringen lassen hatte, merkte er: „Das ist eine schöne Arbeit, sie bringt Spaß.“ Die Idee, sich diese Möglichkeiten zunutze zu machen, ließ nicht lange auf sich warten. Künstlerin aus der Tischtennis-Familie: Nicht ganz zufällig war mit Tessa Meimerstorf auch eine Kunststudentin schnell Feuer und Flamme von der Idee, Kleidung mit besonderen Designs speziell für die Zielgruppe der bundesweit immerhin gut 500.000 Tischtennisspieler zu entwerfen. Die Künstlerin ist nicht nur Markscheffels Schwägerin, sondern als Freundin von dessen Bargteheider Drittliga-Teamkollegen Leon Abich seit Jahren mittendrin in der Tischtennis-Szene. Über das Design ins Gespräch über Tischtennis kommen: So weiß sie auch um die Symbolik eines Schlägers, der aus einem Griff und einem Schnitzel besteht, an Stelle der Schlagfläche eine Erdbeere hat oder eine Banane. „Das wirft Fragen auf, wenn man mit solchen Designs auf seinen Klamotten in anderen Kreisen auftaucht. Und schon spricht man über unseren Sport“, ist Markscheffels Kalkül, mit dem er „Tischtennis nach außen tragen“ will. Dass die Banane ein Fachausdruck für einen speziellen Rückschlag ist, den in seinem Team besonders Constantin Velling nutzt, verrät er immerhin schon mal. Auch, dass er als Jung-Unternehmer noch nicht auf alle Fragen eine Antwort parat hat. Zum Beispiel auf die seines Bruders Torben, den er als Probekunden nutzte und der irgendwann wissen wollte: „Was verdienst du letztlich beispielsweise an einem T-Shirt?“ Markscheffel weiß nur: „Wenn ich allein die bisher sicher 500 Stunden der Vorarbeit mitrechne, wird es länger dauern, bis finanziell etwas hängen bleibt.“ Uni-geprägt: Nachhaltig und fair muss es sein 30 Euro stellt er den Kunden für ein T-Shirt in Rechnung. Genau der Betrag, ab dem der Versand kostenfrei ist. Dass Markscheffel ausschließlich auf DHL zurückgreift, „weil nur sie in großem Umfang in eine E-Flotte und Fahrräder investieren und keine – oft unterbezahlten – Sub-Unternehmer beschäftigen“, ist ein weiterer Bereich, in dem seine Lüneburger Uni ihn „geprägt“ hat. „Nachhaltigkeit und der Anspruch, dass alles was man macht einen gesellschaftlichen Mehrwert hat und zukunftsfähig ist“, leite auch ihn. So bestellt er Ware bei seinen Lieferanten „erst, wenn ich eine Bestellung vom Kunden habe. So landet nichts im Müll.“ Und er legt Wert darauf, dass seine Tischtennis-Klientel „die Klamotten guten Gewissens tragen kann, weil sie komplett aus Fairtrade- und Bio-Baumwolle sind“. Im „PingPongParkinson Deutschland e. V.“ haben sich Einzelpersonen und Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen, die sich ehrenamtlich um Personen mit Parkinson und deren Angehörige kümmern und dafür den Tischtennissport nutzen. Das PPP-Konzept beruht darauf, den Sport für jedermann mit Parkinson anzubieten, weil sich „unbestritten positive Eigenschaften des Tischtennis bei neurologischen Erkrankungen zeigen“. Es habe sich vielfach gezeigt, dass die fortschreitende Verschlechterung der Symptome der Parkinson-Krankheit durch das Spielen von Tischtennis als physikalische Therapie verlangsamt werden könne. Bundesweit gibt es inzwischen über 40 Standorte von PPP-Gruppen, in Schleswig-Holstein eine in Neumünster und eine in Glückstadt. Mehr Infos unter https://www.pingpongparkinson.de/ Unterstützung für andere Tischtennis-Projekte: Auf Rabattschlachten will er sich nicht einlassen. „Ich möchte diejenigen Kunden gewinnen, die’s wirklich haben möchten“, sagt Ole Markscheffel. Auf die Kosten-Nutzen-Rechnung schaut der BWLer dabei nach eigener Auskunft bisher nicht. Wohl aber auf andere, die in Sachen Tischtennis besondere Wege gehen. So hat er in seine Kollektion Motive vom Podcast „Plattenplausch“ aufgenommen, den der Ex-Sieker Lennart Wehking und sein Zweitliga-Kollege Erik Bottroff besprechen. Und von jeder Bestellung geht ein Euro an ein anderes „PPP“-Projekt, an den Verein PingPongParkinson Deutschland. Von Christian Schlichting