Fußball im Lockdown: Jungen Talenten beim VfB Lübeck fehlt Spielpraxis

Von einer verlorenen Generation möchte Rocco Leeser nicht sprechen. Doch der Nachwuchskoordinator des VfB Lübeck macht sich Sorgen um die jungen Fußballtalente bei den Grün-Weißen. Seit November befindet sich der Breitensport und damit auch der Amateurfußball im Lockdown. „Wir machen uns wirklich Sorgen um die Entwicklung unserer jungen Talente“, sagt Leeser. Denn der Amateursport muss mindestens noch bis zum 7. März auf Lockerungen warten. VfB-Talente haben keine Chance, im U23-Team Spielpraxis zu sammeln: Besonders schwer haben es Spieler, die gerade den Schritt vom Jugend- in den Seniorenbereich machen wollen. Beim VfB sind das Talente wie Lucas Wolf oder Moody Chana, die zwar beim Drittligisten mittrainieren, aber noch kaum bis gar keine Einsatzzeit bekommen haben. Eigengewächs Jamie Shalom gehört zwar noch zum Kader, wurde aber in die Trainingsgruppe II versetzt. Zwar werde bei den Lübeckern versucht, die fehlende Spielpraxis durch Wettkämpfe beim Training zu kompensieren, „aber unsere Talente müssen eigentlich 90 Minuten spielen, um sich zu entwickeln“, sagt der Nachwuchskoordinator. Weil aber alles von der Regionalliga abwärts ruht, haben die Fußballer derzeit auch keine Chance, in der zweiten Mannschaft Spielpraxis zu sammeln. Andere junge Kicker der Nachwuchsteams haben zudem nicht einmal mehr die Möglichkeit, ihr Talent im Training zu beweisen. Zwar hofft Leeser, dass im Mai und Juni zumindest wieder Trainingsspiele stattfinden, doch die aktuelle Situation mache die Kaderplanung für die nächste Saison schwierig: „Wir können ja nicht einfach sagen, wir schieben alle eine Gruppe hoch“, erklärt er. „Wir haben aber nur die Eindrücke vom Saisonbeginn.“ Einzig der Kleinfeldbereich werde in die nächste Mannschaft hochgezogen. Lesen Sie auch Lockdown in SH: Sportler motivieren sich mit kreativen Challenges Am 7. März soll in Lübeck gerudert werden Football: Lübeck Cougars wollen steigende TV-Präsenz nutzen Einheiten per Videokonferenz ersetzt das Training auf dem Platz nicht: Doch auch bei den Kindern und Jugendlichen mache sich fehlendes Training und Spielpraxis bemerkbar, sagt Björn Rädel, Sportlicher Leiter beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHVF). Die Landesauswahl – jeweils acht Spieler der Jahrgänge U11 bis U15 plus der Kieler Nachwuchs – der 13 Stützpunkte des SHFV bekommen zwar jeden Montag per Videokonferenz virtuelle Einheiten, aber normales Training auf dem Platz könne das natürlich nicht ersetzen. „Es wird sich zeigen, wie schlimm das ist und ob die Talente eine schlechtere Chance haben, oben anzukommen“, erklärt er. Rädel ist aber überzeugt, dass jeder Spieler, der in den Profibereich möchte, es mit genügend Motivation und Talent trotz Corona-Lockdown schaffen werde. Fußballer aller Altersklassen vom Lockdown betroffen: Grundsätzlich sieht er aber bei allen Kindern und Jugendlichen Probleme. So könnten die Zehn- bis 13-jährigen während der Zwangspause viel Technisches verlernen. Jugendliche hätten dagegen eher mit psychischen Probleme und Vereinsamung zu kämpfen, könnten sich mit Gleichaltrigen messen und austauschen. Sobald es wieder losgeht, sind deshalb vor allem Vereine und Trainer gefragt, die Motivation der Nachwuchs-Kicker zu aktivieren. Von Saskia Hassink