Ist der VfB Lübeck zu lieb für die 3. Liga?

Zwangspause für den VfB Lübeck in der 3. Liga, nach dem München-60-Spiel musste nun auch das für diesen Dienstag (9.2.) angesetzte Nachholspiel gegen Hansa Rostock wegen der widrigen Witterungsumstände erneut abgesagt werden – volle Konzentration also auf den nächsten Gegner, auf Dynamo Dresden (Sonntag, 14.2.). Ganz gut vielleicht, dass es gegen die Sachsen geht, vielleicht findet der VfB dann zu alten Tugenden zurück, zum unbedingten Kampf nämlich. Im Hinspiel war der trotz des 0:1 am Ende fast greifbar. Sonst aber fehlt da oft das letzte Fünkchen. Auch die Fairness-Tabelle der 3. Liga belegt das. Da rangiert der VfB auf Platz fünf – im realen sportlichen Ranking sind die Grün-Weißen dagegen Letzter. Ist der VfB zu lieb für die 3. Liga? Landerl fordert mehr Härte: Trainer Rolf Landerl jedenfalls hat zuletzt häufiger angemahnt, er wünsche sich mehr „Galligkeit und Ekligkeit“ auf dem Platz. Der „letzte Punch“ fehle ihm und „das Messer zwischen den Zähnen, das man im Abstiegskampf braucht“. Das Motto, das er auf dem Platz umgesetzt sehen möchte, heiße „nur über meine Leiche“. In Zahlen sieht das dann so aus: 40 Gelbe Karten in 21 Punktspielen bisher, einmal gab es Gelb-Rot (Deichmann), einmal Rot (Malone), erst ein Spieler musste wegen fünf gelber Karten einmal aussetzen (Zehir). In der Fairness-Tabelle der 3. Liga ist der VfB damit mit 48 Punkten Fünfter (Quotient pro Spiel 2,28) – und kann sich dafür überhaupt nichts kaufen. Rustikale Zeiten in der Regionalliga: Lohmühle-Fußball unter Landerl sieht in der Tat eigentlich anders aus. Der Österreicher selbst liebt – selbstverständlich im Rahmen des Fair-Play – das körperliche Spiel, und das spiegelt sich auch in der Statistik wider. In seiner ersten VfB-Saison 2016/17 hatte sein Team einen Fairness-Quotienten von 2,76 (83 Gelbe Karten, zweimal Gelb-Rot, einmal Rot), das steigerte sich 17/18 auf einen Quotienten von 3,61 (97/2/2) und gipfelte 18/19 als Sportdirektor Stefan Schnoor seinen rustikalen Fighting-Spirit zusätzlich einbrachte in einem 4,35 Quotienten ((89/3/2). Die abgebrochene Aufstiegssaison 19/20 schloss der VfB mit einer 2,69-Quote (52/3/1). An Dynamo Dresden ein Beispiel nehmen: Jetzt also liegt man bei 2,28 und ist sportlich Tabellenletzter. Ganz vorn im Ranking und auf Aufstiegskurs liegt Dynamo Dresden – und es ist vielleicht keine Überraschung, dass die Sachsen im Fair-Play-Ranking ganz hinten liegen in der 3. Liga mit dem „schmutzigen“ Quotienten von 3,61 (52 Mal Gelb, dreimal Gelb-Rot, dreimal Rot). Und diese „Männer“-Mannschaft empfängt am Sonntag die „lieben“ Lübecker. Dass die allerdings auch anders können, haben sie ausgerechnet im Hinspiel gegen Dresden bewiesen. Schon nach sechs Minuten sah Ryan Malone damals am 17. Oktober Rot, das Team fightete in Unterzahl vorbildlich, kassierte dabei vier Gelbe Karten. Am Ende nützte es nichts, der VfB verlor mit 0:1. Und könnte jetzt auf eine „farbige“ Revanche setzen. Von Jürgen Rönnau