Nach 0:2 des VfB Lübeck: Fliegt Florian Riedel raus?

Es hat mal wieder nicht gereicht für den VfB Lübeck in der 3. Liga. Gegen Mitaufsteiger Türkgücü München gab es ein 0:2 nach einem frühen Freistoßtor (9.) und einem späten Kontertor (90.). Nur sechs Punkte hat der VfB aus den letzten zwölf Spielen geholt – zu wenig, um nicht abzusteigen. Sportdirektor Rocco Leeser hatte die Mannschaft zuletzt mit deutlichen Worten in die Pflicht genommen und wurde dafür jetzt öffentlich im TV-Interview direkt vor dem Spiel von Florian Riedel, Mitglied des Mannschaftsrates, hart kritisiert. Der VfB reagierte auf den Auftritt ausgesprochen gereizt und kündigte kurzfristige Konsequenzen an. „Es ist eine Frechheit, was Flo Riedel sich da erlaubt hat“, polterte Vorstandssprecher Thomas Schikorra, nachdem er den Beitrag gesehen hatte, den Magenta Sport kurz vor dem Spiel live gesendet hatte . „Eine Stunde vor so einem wichtigen Spiel stellt er sich hin und teilt gegen unseren Sportdirektor aus – und dann erzählt er uns noch Märchen über den Einsatz von dem Team, um den Platz bespielbar zu machen. Das lassen wir uns nicht gefallen, das wird Konsequenzen haben.“ LN-Nachfrage: Wie sehen die Konsequenzen aus? Schikorra: „Kein Kommentar . . .“ Also fällt spontan der Fall Patrick Hobsch ein (übrigens WG-Partner von Riedel), der eine Zeit lang suspendiert war, nachdem er via Berater seine Kaderberufung gefordert hatte. Riedel dürfte also erstmal aus dem Team fliegen, Bedenkzeit bekommen. Was hatte er in dem TV-Interview Schlimmes gesagt? Auf die Leeser-Kritik angesprochen sagte Riedel – wegen einer gewissen Meinungsstärke trägt er den Spitznamen Bürgermeister: „Das kam bei der Mannschaft nicht gut an. Das kann man ganz ehrlich so sagen. Ich bin seit drei Jahren hier und kenne den Kern der Mannschaft. Man kann uns sicherlich viel absprechen, aber nicht den Charakter.Jetzt die Mannschaft so hinzustellen und mehr oder weniger alleine zu lassen, finde ich nicht in Ordnung.“ Und er wies darauf hin, dass es eine Teamaktion der gesamten Mannschaft gewesen sei, den Platz für das Türkgücü-Match überhaupt erst bespielbar zu machen, allein die Mannschaft habe dafür gesorgt, dass nach Schnee und Tauwetter gespielt werden konnte. Diese Darstellung war es, die Schikorra bewog von einem „Märchen“ zu sprechen. Das VfB-Team im LN-Check nach dem Türkgücü-Spiel – Mann für Mann: Lukas Raeder: Dieses Mal hatte er nicht so viel Schwerstarbeit. Den Kunstschuss von Sararer zum 0:1 konnte er nicht halten, beim zweiten Tor trifft ihn auch keine Schuld. Ryan Malone: Von den Fans lange gefordert, erstmals seit fünf Spielen wieder im Kader. Machte einen soliden Job, gewohnt starke Flankeneinwürfe – leider frühe Gelbe Karte, da war fast schon klar, dass er nicht durchspielen würde. Martin Röser (ab 46. für Malone): Zeichen von außen zu mehr Offensive, hatte tatsächlich das 1:1 auf dem Fuß, wurde im letzten Moment geblockt. Einen weiteren Versuch schoss er in den Himmel. Besser als bei seinen letzten Auftritten. Tommy Grupe: Organisierte seine Abwehr gut, hatte immer ein Auge auf Lucas Röser und Petar Sliskovic, die keine Torchancen hatten. Nico Rieble: Hinten meist stabil, die Gefahr, die auf seiner Seite lauerte (Sararer), nahm Boland ab. Versuchte auch nach vorn zu agieren, schöne Flanke vor der großen Chance zum 1:1. Sein Foul führte zum Freistoß, der das 0:1 nach sich zog. Florian Riedel: Seinen großen Auftritt hatte er vorm Spiel im TV, als er den eigenen Sportdirektor anzählte. Sein Spiel war nicht schlecht. Es könnte dennoch erstmal sein letztes gewesen sein . . . Sven Mende: Viel Platz als Sechser, wohl die meisten Ballkontakte aller VfBer – da tut es einem fast leid, dass er immer wieder so krasse Fehlpässe spielt, die zu gefährlichen Kontern führen. Ersin Zehir (ab 85. für Mende): Sollte wohl helfen, den Lucky Punch zum Ausgleich zu setzen. Kam aber zu spät, um noch viel zu bewegen. Mirko Boland: Begann als Bewacher von Türkgücü-Spielmacher Sercan Sararer, der als einer der besten Drittligaspieler eine Manndeckung rechtfertigt. „Bole“ war oft anspielbar, kämpfte vorbildlich. Osarenren Okungbowa (ab 61. für Boland): Nachdem der defensive Malone runter war, der offensive Röser dafür auf den Platz, musste eine Sicherung her. Zudem sollte er für Kopfballgefahr bei Standards sorgen. Dazu kam es nicht wirklich. Elsamed Ramaj: Belebendes Element auf links, wo er sogar defensiv kräftig dagegen hielt. Tolle Vorarbeit nach dem besten VfB-Spielzug schon nach vier Minuten – Akono verstolperte leider. Pascal Steinwender (ab 71. für Ramaj): Der einstige Joker sticht nicht mehr. Konnte auch diesmal wieder keine Akzente setzen. Yannick Deichmann: Rieb sich als Daueranläufer der Münchner Abwehr auf, powerte bis zum Schluss – und hätte einen Assist kassiert, wenn Röser in der 87. Minute getroffen hätte. Thorben Deters: Der Trainer muss einen Narren an ihm gefressen haben. Bei allem Talent und guten Anlagen ist er mit der Rolle als Zehner überfordert. Beim Konter vor dem 0:2 konnte er dem Torschützen nicht folgen. Cyrill Akono: Hätte gleich das 1:0 machen können, verstolperte den Ball auf dem Weg zum Tor aber. Ließ dann den einzigen VfB-Torschuss der ersten Halbzeit ab, bot sich immer an, zog etliche Fouls – viel besser als gegen Dresden. Patrick Hobsch (ab 71. für Akono): Versuchte alles, setzte sich vehement ein, schoss sogar einmal aufs Tor. Blieb aber glücklos Von Jürgen Rönnau