Nach dem Aufstieg: Jetzt wird aussortiert beim VfB Lübeck

Sportdirektor eines Fußball-Drittligisten zu sein, ist nicht immer ein dankbarer Job. Rocco Leeser, der diesen Posten beim VfB Lübeck bekleidet, ist nämlich auch Hiob, der die schlechten Nachrichten verkünden muss – 14 Verträge laufen beim VfB aus, etliche werden nicht verlängert. „Ich muss das nun den Spielern beibringen“, sagt er. „Menschlich tut mir das leid, das sind die unangenehmen Seiten des Jobs.“ Jetzt musste er Stammspieler Kresimir Matovina und Winterneuzugang Zeki Erkilinc den Laufpass geben. Mindestens sieben weitere Abgänge werden Anfang Juni verkündet. Rote Karte für Malone verhindert Erkilincs Debüt gegen Holstein Kiel: Die Rückennummern 29 und 22 werden damit frei – die 22 allerdings wurde nie in einem Regionalligaspiel präsentiert. Erkilinc trug sie auf dem Trikot, der Holländer aus Hengelo, der erst Ende Januar zum VfB gekommen war. Zweimal stand er im Kader, zweimal schaffte er den Sprung nicht – dann stoppte Corona alle weiteren Hoffnungen. Besonderes Pech für den 22-Jährigen: Im Spiel gegen Holstein II stand er bereits an der Außenlinie, fix und fertig eingewechselt zu werden – doch in dem Moment kassierte Ryan Malone die Rote Karte, Trainer Rolf Landerl disponierte um, brachte statt des offensiven Erkilinc den defensiven Sören Lippert. Matovina: trotz Leisten-OP 3041 Minuten in Grün-Weiß: „Kreso“ Matovina – bescheiden, sympathisch, offen – war im Gegensatz zum Holländer ein Stammspieler, einer, der zwei Jahre lang das Projekt Aufstieg mit vorangetrieben hat. Mit Marvin Thiel lieferte er sich ein heißes Duell um den Job auf der linken Seite, Adduktorenprobleme und eine Leisten-OP setzten den Kroaten fast 80 Tage außer Gefecht – aber er ließ sich nie entmutigen. 43 Spiele bestritt er für den VfB (5 Tore) – insgesamt 3041 Minuten in Grün-Weiß. Highlight im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli: In der allerletzten Regionalligapartie des VfB am 7. März gegen HSC Hannover (2:1) gab er sein Comeback – und ohne es zu ahnen auch sein Abschiedsspiel. Matovinas Highlight war natürlich das DFB-Pokalspiel am 11. 8. 2019 vor 11 000 Zuschauern auf der Lohmühle gegen den FC St. Pauli. Er hatte den Mut, im Elfmeterschießen anzutreten, glich cool aus zum 6:6 – doch danach traf Marvin Knoll für Pauli, Miguel Fernandes verschoss für den VfB, der damit raus war. Wohin sein Weg nun führt, bleibt abzuwarten. Bei aller Enttäuschung hat Matovina allen Grund, sich auf die Zukunft zu freuen: Denn in zwei Monaten wird er zum ersten Mal Papa. Von Jürgen Rönnau

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