Das drohende „Geisterspiel“, also ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit konnte ebenso abgewendet werden, wie ein Teilausschluss, als die Sperrung des Fanbereichs „Pappelkurve“. Allerdings wurde dieser Aspekt zur Bewährung ausgesetzt. Das bedeutet: sollte es bis zum Saisonende (30.6. 2020) weitere Pyro-Vorfälle geben, dann wird die „Pappelkurve“ für mindestens ein Heimspiel komplett gesperrt.
Hintergrund: Beim Heimspiel des VfB Lübeck am 29. November gegen den Heider SV hatten Fans im Block unter den Pappeln zur zweiten Halbzeit Bengalos und Silvesterraketen gezündet. Nur kurz nach dem Vorfall gab es personelle Konsequenzen: Der Sicherheitsbeauftragte des VfB, Sven Goergens, trat zurück, der Vorstandsvorsitzende, Thomas Schikorra, kündigte zudem an, sein Engagement bei den Grün-Weißen „neu zu definieren“.
„4000 Euro sind für uns kein Kleingeld“
In dem Verfahren vor dem Sportgericht wurde der VfB Lübeck jetzt außerdem zu einer Geldstrafe von 4000 Euro verurteilt (maximal mögliche Strafe wären 5000 Euro gewesen). Die bisherige Höchststrafe für den VfB betrug 2000 Euro wegen Verfehlungen im Auswärtsspiel beim SSV Jeddeloh am 24.11.2018. „4000 Euro sind für uns kein Kleingeld“, sagt Vorstand Florian Möller. „Das müssen wir erstmal zusammenbekommen - und wir müssen es woanders einsparen. Ganz klar, dass uns da von unseren eigenen Leuten ein Bärendienst erwiesen worden ist.“
Weitere Videokamera auf der Lohmühle
Immerhin: das Urteil sieht vor, dass der VfB 2000 Euro der Strafe „für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen im Zusammenhang mit der Installation einer weiteren Videokamera im Bereich von Block G6 mit Blickrichtung auf die Stehplatztribüne (sog. „Pappelkurve“) zu verwenden“, wie es im NFV-Urteil heißt.
VfB Lübeck kommt noch glimpflich davon
Dass der VfB glimpflich davonkommt, verdeutlicht der NFV auch in seinem Zusatz, in dem er darauf hinweist, dass der Heide-Vorfall seit dem 01.11.2018 bereits der neunte Fall ist, für den das NFV-Sportgericht den Klub „wegen verschiedener Verfehlungen seiner Anhänger bestraft“. Und man rechnet vor, welche Sanktionen dem VfB drohen, falls man in die 3. Liga aufsteigen sollte. Da gibt’s dann die „Einzelabrechnung“ pro gezündeter Rakete und brennendem Bengalo - plus Verschärfung wegen Spielunterbrechung: nach Videoauswertung wurden 34 Pyroelemente gezählt, in der 47. Minute sei das Spiel gegen Heide unterbrochen worden - macht unterm Strich eine Strafe von mehr als 25000 Euro! Der VfB hat das NFV-Urteil übrigens sofort angenommen!
- Pyro-Irsinn: Kosten die eigenen Fans den VfB Lübeck den Aufstieg?
- Gewalt im Stadion: Minister wollen härtere Strafen
Von Jürgen Rönnau