VfB Lübeck: Sportdirektor attackiert seine Spieler

Auch 24 Stunden nach der 1:3-Niederlage bei Drittliga-Spitzenreiter Dynamo Dresden hatte sich Rocco Leeser, der Sportdirektor des VfB Lübeck, noch nicht beruhigt. „Ich bin enttäuscht und sehr verärgert“, sagte er. „Wie wir die ersten 35 Minuten aufgetreten sind, das ist unwürdig, so geht das nicht, das können wir uns nicht gefallen lassen.Unser Trainer hatte einen guten Plan, wenn die Jungs auf dem Platz den umsetzen, wenn jeder die ganze Zeit konzentriert seinen Job macht, dann können wir sogar in Dresden punkten.“ Gegentor nach Standard – ein Treffer mit Ansage: Leeser lässt dann sogar ein bisschen hinter die Kulissen blicken. „Ich konnte es gar nicht glauben, wie wir das erste Gegentor eingefangen haben“, sagt er. „Das ist ein Standard, eine Ecke – wir wussten genau, wie Dresden die spielt. Der Trainer hat das in der Woche in der Videoanalyse erklärt. Er hat das vor dem Anpfiff in der Kabine wiederholt – und sogar noch auf den letzten Metern vor dem Spiel. Und dann pennen wir wieder so hinten – unglaublich!“ Unglaublich vor allem, weil dieses erste Tor fast eine Kopie des zweiten Gegentores war, das der VfB beim 1:3 in Duisburg einfing. Was den Holländer fast noch mehr aufregte, war die Reaktion der VfB-Spieler. „Natürlich ist Dresden ein guter Gegner, aber wir lassen ihn auch gut sein, wir wehren uns nicht richtig – keiner hat das Messer zwischen den Zähnen. Und dann fällt das 0:2, bei dem wir auch kräftig mithelfen.“ Leeser fordert Reaktion gegen Türkgücü: Dennoch sei mehr drin gewesen für den VfB. Leeser: „Schießen wir den Elfmeter rein, dann steht es nur noch 1:2, dann gehen wir mit einem ganz anderem Gefühl in die Kabine. Und Thorben Deters hat dann eine Riesenmöglichkeit, muss das Ding aus zwei Metern einfach nur reinschießen. Deichi zum 1:2, Deters zum 2:2 – mir kann niemand sagen, dass da nichts drin war für uns.“ Und niemand solle jetzt kommen und sagen, der VfB hätte ja noch genügend Spiele – 16 nämlich – um den Abstieg zu verhindern. Leeser: „Mit dem Thema bin ich durch. Es ist fünf vor zwölf.“ War es vielleicht ein Fehler, jetzt schon anzukündigen, dass der VfB seinen Gehaltsetat für die Profis für die Saison 2021/22 um 25 Prozent kürzen wird? Leeser: „Wessen Motivation sollte das mindern? Wer sich jetzt nicht für den VfB zerreißt, der sollte das wenigstens für sich selbst tun. Denn nur mit sehr starken, auffälligen Leistungen macht er sich für andere Klubs interessant, die vermeintlich mehr zahlen. Darüber darf auch jeder gern mal nachdenken.“ Schlusswort. „Ich erwarte eine klare Reaktion gegen Türkgücü am kommenden Samstag – von jedem einzelnen!“ Von Jürgen Rönnau