VfB Lübeck: Trainer bleibt, Spieler suspendiert

Die Gemengelage beim VfB Lübeck wird zunehmend brisanter. Nach dem 0:2 gegen Türkgücü München wird der Ton rauer, die Unruhe wird größer. Eine Diskussion um Trainer Rolf Landerl versucht der Klub im Keim zu ersticken. Aber natürlich gibt es die zumindest im Umfeld. Störfeuern aus den eigenen Reihen begegnet man derweil mit Sanktionen, wie jetzt im Fall Florian Riedel, der sich kritisch zu Aussagen von Sportdirektor Rocco Leeser geäußert hatte. Und auch die Reaktionen vieler Fans lassen grün-weiße Disharmonien klar erkennen. Schneeschipp-Aktion: So war das wirklich: „Konsequenzen“ hatte Vorstandssprecher Thomas Schikorra umgehend angekündigt, nachdem Florian Riedel sich direkt vor der Liveübertragung des Türkgücü-Spiels im TV-Sender Magenta Sport verärgert über Aussagen seines Sportdirektors geäußert hatte, der im LN-Interview mit markigen Worten mehr Einsatz von den Spielern gefordert hatte. Mächtig sauer stieß Schikorra zudem auf, dass Riedel in seinem TV-Statement den Eindruck erweckt hatte, die Mannschaft allein habe dafür gesorgt, dass der Platz vom Schnee befreit und so bespielbar für das Türkgücü-Match gemacht worden war. Dabei hatten etliche Fans – unter Beachtung der Coronaregeln – ebenfalls kräftig mitgeschippt, sogar die Lübecker CDU-Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Claudia Schmidtke hatte zusammen mit Mitgliedern des Fan-Klub „Alte Riege“ zum Schneeschieber gegriffen – und dabei nebenbei versprochen alle in Berlin relevanten Stellen anzusprechen, damit der VfB in den bisher verweigerten Genuss von Coronahilfe kommt. „Konsequenzen“ also für Riedel – nur welche, das war die große Frage. Presseerklärung zu Riedel am Dienstag: Aber es gab den Hinweis auf den „Fall Hobsch“. Als der Stürmer im Januar via Berater öffentlich auf Berücksichtigung im Kader drängte, bekam er eine Auszeit verordnet. Das Strafmaß für Riedel bedurfte derweil einer längeren „Verhandlung“. Am Sonntag beim Training trat Schikorra zunächst vor die Mannschaft, teilte ihr die Sicht der Dinge aus Vorstandssicht mit, es gab zudem Gespräche mit Riedel und dem Mannschaftsrat. Der Montag war trainingsfrei, weiter wurde intern über besagte „Konsequenzen“ diskutiert, eine Presseerklärung soll erst an diesem Dienstag (23.2.) erfolgen. Allerdings: Nach LN-Informationen ist zu erwarten, dass Riedel schon am Dienstagstraining nicht mehr teilnehmen wird. . . Trotz TV-Aussage: Volles Vertrauen zu Trainer Landerl: Geleitet wird das natürlich wie gehabt von Rolf Landerl und seinem Team. Zwar hatte Schikorra am Samstag im Halbzeit-Interview bei Magenta Sport auf die Trainerfrage gesagt: „Eine Jobgarantie gibt es in diesen Tagen doch wohl nur für Virologen“, gegenüber den LN erklärte er aber, damit habe er zum Ausdruck bringen wollen, dass man natürlich die Situation ganz genau im Auge behalte und reagieren würde, wenn es wirklich notwendig sei. Dazu gebe es aber „definitiv keinen Anlass“. Schikorra: „Wir hatten lange Gespräche mit Rolf, seinem Trainerteam und der Mannschaft. Wir vertrauen Rolf weiter und wir sehen auch, dass die Spieler hinter ihm stehen.“ Zunehmend Distanz zwischen Team und Fans: Viele Fans sehen das mittlerweile anders, in den sozialen Medien werden Trainer und auch Sportdirektor attackiert – aber auch die Mannschaft wird zunehmend angegangen. Beim Türkgücü-Spiel war mit Genehmigung des Vereins ein Banner aufgehängt mit dem Aufdruck „16 Jahre unser Traum – wollt ihr uns das jetzt versau’n?“ Motivation sieht wohl anders aus. Auf die hatten die VfBer schon gesetzt, als sie am Rande des Saarbrücken-Spiels (0.0) mit den Fans diskutieren wollten, stattdessen aber nur Drohungen kassierten. Von Jürgen Rönnau