VfB Lübeck: Training der Hansekicker soll verbessert werden

Wie sieht gutes Training im Jugend-Fußball aus? Dafür haben Nachwuchskoordinator Rocco Leeser und fünf weitere Trainer beim VfB Lübeck Qualitätsstandards erarbeitet. Übergeordnetes Ziel ist es, die Talente noch besser zu fördern und gut auszubilden, um sie in die Ligamannschaft integrieren zu können. Zwar hatten die Lübecker bereits einen groben Ausbildungsplan und seit der vergangenen Saison auch eine einheitliche Spielphilosophie. Das sei nun aber verfeinert worden, sagt Leeser. Mit dem neuen Leitfaden will der VfB mehr Transparenz schaffen. „Das Problem war, dass wir nie objektiv bewertbare Kriterien für ein gutes Training hatten“, erklärt der Nachwuchskoordinator. Jetzt wurden fünf Handlungsfelder – Planung, Organisation, Inhalt, Methodik und Coaching – festgelegt, an die sich die Trainer der Hansekicker, wie die Nachwuchssparte heißt, halten sollen. Lesen Sie auch Fußball im Lockdown: Jungen Talenten beim VfB Lübeck fehlt Spielpraxis Nachwuchs-Training beim VfB: Ausbildungsplan und Lernziele als Grundbaustein: Grundsätzlich sind die Trainer dazu aufgefordert, einen Jahresplan zu erstellen. Darin sollen altersgerechte Schwerpunkte festgelegt werden, die sich wie ein Roter Faden durch die Einheiten ziehen und aufeinander aufbauen sollen. Im Mittelpunkt stehen dabei ein Ausbildungsplan und Lernziele, die sich an den Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) orientieren. „Das ist der Regenschirm, unter dem das Training stattfindet“, sagt Leeser. Bei der Umsetzung der Einheiten komme es künftig unter anderen auch darauf an, dass die Inhalte spielnah trainiert werden, das Erlernte oft wiederholt und die Spielphilosophie des VfB vermittelt werde, sagt Leeser. Auch wie das Training – von der Aufwärmphase bis zum Abschlussspiel – aufgebaut werden soll, ist in den neuen Qualitätsstandards festgelegt. Dem Nachwuchskoordinator ist bewusst, dass den Trainern dadurch Freiheiten genommen werden. „Es sind Prinzipien, bestimmte Sachen, die wir wichtig finden“, betont er. „Und trotzdem sage ich, es ist keine Zwangsjacke. Innerhalb bestimmter Freiräume kann der Trainer sich bewegen.“ Es sei der nächste und letzte Schritt vor einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), das dem VfB bisher noch fehlt.. Das Coaching der VfB-Trainer wird bewertet und überprüft: Auch wie das Coaching an der Seitenlinie und im Training aussehen soll, ist in dem Leitfaden festgelegt. Unter anderem Ausstrahlung, Ton und Klarheit bei der Ansprache, aber auch wie ein Trainer Spieler korrigiert wird in der Zukunft bewertet. Ebenso sollen Video-Analysen eine größere Rolle spielen. „Das ist ein kräftiges Mittel, um den Spielern etwas zu zeigen“, sagt Leeser. Am Ende soll der Coach so nicht mehr an Erfolgen, sondern an der Entwicklung einzelner Spieler und der Mannschaft bewertet werden. „Wir konzentrieren uns immer auf Ergebnisse. Aber 80 Prozent der Zeit sind Training, nur 20 Prozent sind das Spiel“, erklärt Leeser die neue Strategie. Wie die Trainer die neuen Anforderungen umsetzen, soll stichprobenartig überprüft und in Feedback-Gesprächen analysiert werden. „Wichtig ist, dass die Trainer das Feedback als Chance sehen und ein offener Dialog stattfindet“, sagt Leeser. Aber dazu gehört eben auch, dass Trainer gehen müssen, wenn der VfB zu wenig Fortschritte sieht. Große Bildergalerie: Die besten Fotos aus der Hinrunde Neu berechnet: So wertvoll sind die Spieler des VfB Lübeck Unterwegs mit dem VfB-Neuzugang: So tickt Cyrill Akono Perfekt: Sören Lippert vom VfB Lübeck zum Bonner SC Der VfB Lübeck als Briefmarke: Nordbrief will den Klub unterstützen Messlatte für die Trainer der Hansekicker wird höher gelegt: Er weiß aber auch, dass mit den neuen Qualitätsstandards für die Nachwuchstrainer, die hauptberuflich alle eingespannt sind und für das Training beim VfB nur eine Aufwandsentschädigung erhalten, die Messlatte höher gelegt wird. „Wir haben Trainer, die das nicht für das Geld machen“, sagt Leeser. „Unsere Coaches haben einfach eine sehr hohe Verbundenheit mit dem Verein und sie finden es super, mit jungen Leistungssportlern zu arbeiten.“ Von Saskia Hassink