VfB Lübeck: Woche der Wahrheit und Horrortrip

Weil das Spiel gegen Hansa Rostock am Samstag (16.1.) kurzfristig abgesagt werden musste, ist der VfB Lübeck tags drauf kampflos auf den 20. und damit letzten Tabellenplatz in der 3. Liga abgefallen, nachdem der MSV Duisburg mit einem 1:0 gegen Meppen, die rote Laterne nach Lübeck weitergereicht hatte. Obwohl nicht mal ein Sieg im nächsten Spiel am Sonntag (24.1.) in Saarbrücken den VfB auf einen Nichtabstiegsplatz hieven wird, bleibt Trainer Rolf Landerl hochmotiviert. „Die aktuelle Situation stachelt meinen Ehrgeiz nochmal zusätzlich an“, erklärt er und verspricht: „Ich werde die Truppe da mitnehmen und vorangehen.“ Es wird eine harte Woche für die Profis – und am Ende steht kein Luxustrip ins Saarland. Platz 20 verlassen – VfB weiß, wie das geht: Ganz neu ist die Situation für den Aufsteiger nicht, schon am 5. Spieltag nach dem 0:1 gegen Dynamo Dresden war der VfB Letzter, blieb dort drei Spieltage hängen – und kämpfte sich dann aus dem Schlamassel bis hinauf auf Tabellenplatz 13. Landerl: „Wir haben bewiesen, dass wir das können. Jetzt müssen wir das erneut zeigen.“ Sechs Trainingseinheiten sind dafür ab diesem Dienstag (19.1.) in Lübeck angesetzt. Lieber Training auf dem Burgfeld als auf Kunstrasen: Weil die Bedingungen nicht optimal sind, nachdem der vereiste Boden jetzt tief und matschig wird, könnte es sein, dass der VfB auf das Burgfeld zum Training ausweicht. Dort stünde ein besserer Rasenplatz zur Verfügung, als die Lohmühle ihn bieten kann. Den großen Kunstrasen am Stadion möchte Landerl gern meiden, nachdem dort nach mehreren Einheiten wegen der Härte des Untergrundes bei einigen seiner Spieler Rücken- und Muskelbeschwerden aufgetreten sind und Physio Matze Stobbe alle Hände voll zu tun hatte. Landerl: „Aber egal, wie die Bedingungen sind, wir werden sie annehmen. Ich will kein Lamentieren hören. Niemand soll das Wetter oder die Plätze als Ausreden benutzen – wir alle werden bezahlt, um Spiele zu gewinnen.“ Neues Spielsystem? Das könnte den Gegner irritieren: Damit das endlich klappt nach zuletzt vier Niederlagen und sieben sieglosen Spielen in Folge könnte Landerl auch sein System grundlegend ändern, möglicherweise zur Viererkette zurückkehren, die er propagierte, als er 2016 beim VfB seine Trainerzeit begann, und von der er sich mit Beginn der Spielzeit 2018/19 verabschiedete, seitdem in einer 3 – 5 – 2-Formation spielen lässt. Sein Saarbrücker Kollege Lukas Kwasniok weiß jetzt immerhin überhaupt nicht, auf welches System er sein Team vorbereiten soll. Doch noch ein Neuzugang an der Lohmühle? Für ein weiteres Überraschungs-Momentum, mit dem Landerl aufwarten könnte, dürfte die Zeit zu eng werden. Die Rede ist von einer möglichen Neuverpflichtung. Bisher galt für den VfB ein Transferverbot, weil der DFB eine Liquiditätslücke von 824 000 Euro ausgemacht hatte. Per Frist 21. Januar (Donnerstag) wird diese Lücke aber vom VfB geschlossen – rechtzeitig, um noch einen neuen Spieler verpflichten zu können. Passiert da also noch ’was? Landerl verweist auf die bekannte VfB-Strategie. „Uns sind die Hände gebunden, die Mittel sind nicht da – und wer kommen würde, müsste uns sofort weiterhelfen“, sagt er. „Und überhaupt müsste uns ja wohl auch erstmal jemand verlassen. Und bei mir persönlich hat sich noch niemand gemeldet.“ Statt per Lübeck Air im Bus 770 Kilometer nach Saarbrücken: Und dann gibt es noch einen Faktor, der die grün-weißen Profis zusätzlich motivieren könnte. Denn anders als nach München, Ingolstadt oder Kaiserslautern, als man entspannt und fast luxuriös per Flug mit Lübeck Air den Weg zum Auswärtsspiel machen konnte, wird die Reise ins Saarland eher zum Horrotrip. Im Mannschaftsbus geht es diesmal nämlich auf den 10-Stunden-Trip in den 770 Kilometer entfernt liegenden Ludwigspark nach Saarbrücken, weil kein Flieger zur Verfügung steht. Am Samstag um 7 Uhr in der Frühe geht los, zwischendurch soll im Raum Frankfurt eine Trainingseinheit absolviert werden. Auf der Rückfahrt möchte man dann dringend drei Punkte im Gepäck haben – als Lohn für eine harte Woche. Und weil jeder Spieler weiß und das schon erlebt hat, wie grausam eine derart lange Tour im beengten Bus ist, wenn man verloren hat. Von Jürgen Rönnau