VfB Lübeck leiht Akono von Mainz 05 aus

Wie dringend erforderlich eine Belebung im Angriff des VfB Lübeck ist, wurde beim 0:0 gegen den 1. FC Saarbrücken deutlich. Zwar hielt die Defensive nach sieben erfolglosen Versuchen endlich mal die Null bis zum Abpfiff, aber auch vorn stand eine Null – für FCS-Keeper Daniel Batz gab es nichts zu tun. Das soll sich für die nächsten Gegner ändern, der VfB hat im Sturm nachgelegt. Probespieler Cyrill Akono wurde an diesem Montag (25.1.) fest ausgeliehen vom FSV Mainz 05. Die Modalitäten und die Konsequenzen, die sich aus diesem Deal ergeben, sind interessant. Vom U23-Talent zum Hoffnungsträger: Akono war ein Wunschspieler des VfB, bereits im Sommer wollte man den gebürtigen Münsteraner beim FSV Mainz 05 loseisen. Damals war auch das Alter des Spielers ein Kriterium. Denn Akono ist erst 20 Jahre jung – konnte aber erstmal fünfmal in seinem Leben Geburtstag feiern, weil der am 29. Februar schaltjahrbedingt nur alle vier Jahre stattfindet – und so fällt er unter die U23-Regel des DFB. Die besagt, dass immer vier deutsche U23-Spieler im Spieltagskader stehen müssen. Damals, im Sommer 2020, wäre Akono als großes Talent mit Perspektive gekommen, in der Hoffnung, er werde in der 3. Liga Ausrufezeichen setzen können. Jetzt sieht die Sache anders aus. „Wer jetzt kommt, muss uns sofort helfen können“, sagt Trainer Rolf Landerl. Die Erwartungen an den Spieler haben sich also deutlich erhöht. In Münster gefeiert, in Mainz nicht angekommen: Drei Tage hatte Landerl den jungen Stürmer in der vergangenen Woche einem Härtetest unterzogen, hat ihm die abgezocktesten VfB-Abwehrspieler im Probetraining auf die Füße gestellt. „Er hat sich gut behauptet“, so der Coach. Akono machte einen fitten, durchtrainierten Eindruck, deutete einen guten Antritt und eine gewisse Kopfballstärke an (1,90-m-Körpergröße).In seiner Vita stehen 30 U19-Bundesligaspiele für Preußen Münster (20 Tore), danach folgen 17 Drittligaeinsätze für Münster (fünf Tore) – und der Wechsel zu Mainz 05. Dort sollte er sich über das Regionalliga-Team für die Bundesliga-Mannschaft empfehlen. Aber er kam seit Sommer 2019 nur zu 23 Einsätzen (vier Tore), zuletzt war er nicht mehr im Kader, weil Profis von „oben“ oder Youngster aus der U19 vorgezogen wurden. Akono – Vertrag bis 2023 – braucht Spielpraxis, die soll er nun in Lübeck bekommen. Modell „kostenlose Ausleihe gegen Spielpraxis“ ein Beispiel für andere? „Wir gewinnen mit Cyrill einen Spieler, der unsere Durchschlagskraft vorne noch einmal optimieren kann. Er ist noch ein junger Spieler, der aber auch schon bewiesen hat, dass er in der 3. Liga Tore schießen kann. Für ihn ist es jetzt eine Chance, sich hier auf Drittliga-Niveau zu beweisen“, sagte VfB-Sportdirektor Rocco Leeser. Und er deutete an, dass dem VfB wichtig war, den Finanzrahmen nicht zu sprengen. „Unser Dank gilt dabei Mainz 05 und Cyrill Akono, der bei dieser Leihe die Chance auf Spielpraxis in den Vordergrund gestellt haben“, sagt er. So wird das Gehalt des Profis den VfB kaum belasten. Nach diesem Muster könnte es kurzfristig weitere Veränderungen im VfB-Kader geben, denn Bundes- und Zweitligisten haben ein Interesse daran, dass die Talente aus ihren U23-Regionalligateams Einsatzzeiten bekommen, während der Spielbetrieb in den 5. Ligen in Nord- und Nordost weiter ruht. Schnell noch weg? Hebisch, Hobsch und Co unter Druck: Die Ausleihe von Akono, der bereits voll im Mannschaftstraining beim VfB steht und mit der Rückennummer 14 schon am Mittwoch gegen Unterhaching erstmals im Kader stehen könnte, und der Versuch, möglicherweise weitere Verstärkungen an die Lohmühle zu locken, dürfte Konsequenzen für aktuelle Spieler des VfB haben. Im Sturm wird es künftig noch enger für eine Kadernominierung für Offensivspieler wie Nicolas Hebisch (trotz guter Trainingsleistungen) und Patrick Hobsch (nach Suspendierung wieder im Teamtraining dabei). Noch bis zum kommenden Montag haben sie die Chance, sich einem anderen Klub anzuschließen, danach ist das Transferfenster geschlossen – und ihnen droht das Schicksal von Jamie Shalom, Dren Feka und Tim Weißmann, in die „Trainingsgruppe II“ gesteckt zu werden, die abseits des VfB-Ligakaders mit U23-Trainer Norbert Somodi trainiert. Von Jürgen Rönnau