VfB Lübeck weiß, wie man FC Bayern schlägt

Die Lage in der 3. Liga ist eindeutig für den VfB Lübeck, die Tabelle bietet keinen Spielraum für Interpretationen. Der VfB ist 19., liegt sieben Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz, hat nur noch neun Spiele Zeit, über den „Strich“ zu kommen. Einholen kann man wohl nur noch Uerdingen und den FC Bayern II – und das auch nur, wenn man die FCB-U23 an diesem Samstag (3.4.) schlägt und eine Woche später Co-Abstiegskandidat Lautern ebenfalls besiegt. Auf geht’s also! Endlich ein Sieg an der Grünwalder Straße? Die Auswärtstour an diesem Samstag ist als Tagestrip angelegt – und Trainer Rolf Landerl ist dankbar, dass sein Klub ihm trotz finanziellem Engpass diese professionelle Reiseplanung ermöglicht. Um 9.05 Uhr geht es per Charter mit Lübeck Air nach München, bereits am selben Abend folgt der Rückflug. Der VfB reist mit einem guten Gefühl zur Grünwalder Straße, dem Heimstadion der Bayern – auch wenn man dort in dieser Saison schon gegen 1860 München (1:4) und Türkgücü München (3:4) verloren hat. Gegen die Bayern ist das ’was anderes, denn der VfB weiß, wie man diesen Gegner schlagen kann. Das Hinspiel endete 3:0 für den VfB (Tore: Deichmann, Steinwender, Zehir). Es war der bisher höchste Sieg des VfB in der 3. Liga – und es war wohl auch das beste Spiel der Grün-Weißen, das man allerdings auch eine Stunde in Überzahl spielen konnte, weil der da noch 17-jährige Bright Akwo Arrey-Mbi ungeschickt-ungestüm bereits nach 31. Minuten Gelb-Rot vom Platz musste. Die VfB-Profis spielen für auch ihre Zukunft: Was kann man mitnehmen in die Partie, wie muss man auftreten? Landerl, weiß, dass er keine Wahl hat. „Wir werden natürlich auf Sieg spielen“, kündigt er an. „Wir werden aktiv sein, nicht abwartend spielen. Dabei werden wir aber defensiv gut organisiert stehen. Aber wir werden nach vorn verteidigen.“ Der Countdown habe begonnen, sagt der Coach – nicht nur für den VfB, sondern für jeden einzelnen Spieler. Denn: „Die meisten Verträge laufen aus, jeder muss sich zeigen. Und da muss er 100 Prozent bringen. Das hilft ihm, das hilft dem VfB.“ Landerl kann personell aus dem Vollen schöpfen, nur Osarenren Okungbowa (Sprunggelenk verletzt) muss wohl passen. „Wir haben Alternativen“, sagt der Trainer. „Natürlich kann Sven Mende da spielen, aber auch Marvin Thiel hat das schon gemacht. Und auch Ersin Zehir ist ein gelernter Sechser.“ FC Bayern II – von A wie Arp bis Z wie Zirkzee: Die U23-Teams der Bundesligisten hat Landerl zu Regionalligazeiten gern als „Wundertüten“ bezeichnet, weil man nie wusste, welche Profis aus der Ligamannschaft möglicherweise mitwirken würden. Beim FC Bayern ist das anders, da geht’s eher in die andere Richtung. Dass der FCB II sich Abstiegssorgen machen muss, liegt auch daran, dass Trainer Holger Seitz immer mehr Leistungsträger abhanden kommen. In der Hinrunde noch bisweilen dabei, nun nicht mehr sind etwa Joshua Zirkzee (AC Parma), Adrian Fein (PSV Eindhoven), Chris Richards (TSG Hoffenheim) und Leon Dajaku (Union Berlin). Jamal Musiala ist dagegen zu den Bundesliga-Profis aufgerückt und debütierte gerade für Deutschland (12 Minuten beim 3:0 gegen Island, eine Minute beim 1:2 gegen Nordmazedonien ) Auch Top-Talent. Angelo Stiller, hat bereits Kurzeinsätzen bei den Profis gehabt und wechselt im Sommer zur TSG Hoffenheim. Und dann ist da noch Jann-Fiete Arp (21). Der gebürtige Segeberger aus Wahlstedt wollte eigentlich bei den Bayern richtig durchstarten und muss nun um seinen Platz bei der U23 kämpfen. In den letzten drei Spielen bekam er wieder mehr Einsatzzeiten – allerdings gingen alle drei Spiele verloren. Für die Bayern, die gerade in einem Testspiel Zweitligist Fürth mit 1:0 besiegt haben, geht es also auch um den Klassenerhalt – das wird nicht einfach, denn etliche Spieler fallen gegen den VfB aus (Torwart Hoffmann, Kapitän Feldhahn, Kern, Singh, Vita). Für Trainer Seitz wird es das letzte Spiel als Coach sein. Nach dem Lübeck-Spiel wird er durch das Duo Danny Schwarz/Martin Demicheles ersetzt, die zuvor die U19 und die U17 des FCB trainiert hatten. Offiziell soll sich Seitz wieder ganz seiner Aufgabe als Leiter des FC Bayern-Campus konzentrieren. Er selbst aber sagt auch, es sollen „neue Impulse gesetzt werden“... Von Jürgen Rönnau