32:27 – der Handball-Hammer! VfL Lübeck-Schwartau überrascht Aufstiegsaspirant Hamm

„Hey, hey, Hey“, dröhnte es aus der Kabine. Und davor fielen sich der verletzte Mex Raguse und Fynn Gonschor in die Arme, klatschten sich Geschäftsführer Daniel Pankofer und Trainer Piotr Przybecki ab, krachten die Siegerfäuste von Martin Waschul und Niels Versteijnen aufeinander. „So macht Handball Spaß“, meinte Markus Hansen grinsend. Und Coach Przybecki war einfach nur glücklich: „Endlich. Endlich haben wir mal ein richtig geiles Handballspiel gesehen. Das ist für unsere Seele enorm wichtig.“ Chef Pankofer fand es einfach nur „mega. Der Aufwärtstrend ist da.“ In der Tat. Der VfL Lübeck-Schwartau hat nach dem Befreiungsschlag gegen Konstanz (20:17), dem guten Bietigheim-Spiel (22:24) jetzt den ASV Hamm-Westfalen 32:27 (14:11) bezwungen. Nicht irgendwie. Es war ein Fest gegen einen Erstliga-Anwärter. Und es sind wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt. Hamm legt ein 7:4 vor: Die Partie, sie begann vor 1887 Zuschauern aber so, wie sie alle erwartet hatten. Hamm legte vor. Das Pfund: der Rückraum um den Ex-Schwartauer Oliver Milde. Beweglich, schnörkellos, geradlinig. Die VfL-Abwehr, das bisherige Glanzstück in einer wenig glanzvollen Saison, bekam keinen Zugriff – inklusive Keeper Dennis Klockmann. Nur gut, dass sich vorn Polen-Neuzugang Przemyslaw Mrozowicz immer wieder ein Herz fasste. Hamm blieb aber vorn (7:4/11.). Mallwitz-Paraden – Signal zur Aufholjagd: Doch mit dem Tausch im Tor (Mallwitz ab 11.) lief es plötzlich. Seine ersten Paraden – mehr als nur eine Bewerbung für künftige Vereine (das Urgestein geht). Sie waren das Signal zur Aufholjagd. Die Abwehr – nun stabiler, aggressiver, legte Milde & Co. an die Kette. „Ich war sofort drin im Spiel. Die Jungs vor mir standen auch besser und so hat sich das Blatt gewendet“,erklärte Mallwitz. Nach 14 Minuten war der VfL wieder auf Augenhöhe (7:7). Als Mallwitz und Waschul ins verwaiste ASV-Tor trafen, waren es erstmals zwei Plus (10:8/17.) und das Feuer in der „Hansehölle“ entfacht. Beste erste Halbzeit in 2020: Und es wurde immer besser. Konter (Hansen, Versteijnen), zweite Welle (Bruhn), schnelle Mitte (Waschul über Außen!), im Positionsangriff geduldig (Claasen) – alles passte. So konsequent und so erfrischend hatten die Fans ihren VfL in dieser Saison nur selten erlebt. Als ob „Mister X“ die Handbremse in Kopf, Beinen und Armen gelöst hätte. Holland-Import Niels Versteijnen stellte die Führung zum ersten Mal auf vier Tore (14:10/29.). Der Handball-Hammer! Es war die beste erste Halbzeit in diesem Jahr. Schlüssel zum Erfolg: Tempo, Tempo, Tempo: Und der VfL drückte dem Spiel weiter seinen Erfolgsstempel auf. Das probate Mittel: Tempo, Tempo, Tempo. Vor allem nach Gegentoren wurde der ASV mit schneller Mitte immer wieder überrumpelt. „Die kompakte Abwehr und die erste und zweite Welle waren unser Schlüssel zum Erfolg“, fand Hansen. Doch Schwartau gefiel auch im gebundenen Spiel, zeigte tolle Anspiele an den Kreis (Schult auf Ranke), gefiel mit frechen Rückraum-Toren (Claasen). Das Motto: Weiter immer weiter. Hamm blieb aber in Schlagweite – vor allem durch „Tormaschine“Milde (8 Treffer). Doch der VfL hatte auf alles eine Antwort. Selbst als Abwehrchef Martin Waschul die Rote Karte sah (45.). Die Reihen – noch geschlossener, noch dichter. Und vorn lief der VfL-Express weiter auf Hochtouren. „Wir haben Schwartaus zweite Welle nicht stoppen können, 18 Gegentore nach der Pause sind zu viel“, fand Hamms „Tormaschine“ Milde. 32 Tore – “Großes Kino“ in der Hansehalle: Als Fynn Gonschor zur ersten Sechs-Tore-Führung (30:24/56.) netzte, brachen alle Dämme. „Atemlos“, „großes Kino“ trällerte Helene Fischer aus den knarzenden Hallenboxen. „Sieg, Sieg“, skandierten die Fans lange vor dem Abpfiff. Auch das hatte man eine Ewigkeit in der Hansehalle nicht gehört. Und 32 Schwartauer Tore in dieser Saison noch gar nicht gesehen. VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1. – 11./1 Parade), Mallwitz (ab 11./8 Paraden/1 Tor) – Glabisch, Gonschor 2, Hansen 3, Mrozowicz 4, Ranke 4, Waschul 2, Schult 3, Versteijnen 7/2, Köhler 1, Schrader, Kretschmer 1, Claasen 2, Runarsson, Bruhn 32. ASV Hamm-Westfalen: Storbeck (1. – 17.; ab 47./7 Paraden), Krechel (17. – 47./3) – Huesmann 1, Milde 8, Brosch 2, Fuchs, Oehler, Lex, Südmeier 4, Papadopoulos 1, Krings, Pretzewofsky, Kropp, Franke 4, von Boenigk 7. Siebenmeter: 2/2 – 0. Zeitstrafen: 3 (Rote Karte Waschul/45) – 3. Zuschauer: 1887 in der Hansehalle Lübeck. SR.: Ribeiro/Fratczak. Spielfilm: 1:3 (6.), 2:5 (9.), 7:7 (14.), 10:8 (17.), 12:9 (25.), 14:10 (29.), 14:11 (HZ) – 18:16 (36.), 20:16 (38.)., 23:19 (41.), 25:20 (47.), 30:24 (56.), 32:27 (Ende). Von Jens Kürbis

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