Dank Keeper Klockmann: VfL beendet Auswärtsmisere in Großwallstadt

Dennis Klockmann reckt die Faust. Mattis Potratz & Co. stürmen aufs Feld. Endlich! Der VfL Lübeck-Schwartau feiert nach sieben Jahren wieder einen Auswärtssieg beim TV Großwallstadt, bezwingt die Mainfranken 23:22 (8:12) und findet nach drei Pleiten auch in der Fremde der 2. Handball-Bundesliga wieder in die Erfolgsspur. Doch was war das für eine Partie? Der VfL präsentierte sich beim Aufsteiger als launische Diva, als Mannschaft mit zwei Gesichtern. Schwach gestartet, mit einem Fehlerfestival und nur dank der Paraden von Dennis Klockmann (20 insgesamt/4 Siebenmeter) noch im Rennen, schien nach zwei Roten Karten (Waschul, Löfström) und einem Fünf-Tore-Minus nach 43 Minuten alles gelaufen. Denkste! „Auf die Knie fallen und Klockmann danken“: „„Wir können alle auf die Knie fallen und Klockmann danken. Er hat gefühlt 80 Bälle gehalten“, konnte sich Trainer Piotr Przybecki angesichts der vielen Fehler nicht so richtig freuen, „dass wir das noch umgebogen haben, spricht für die Moral, den Kampf, den Willen. Aber mehr will ich dazu nicht sagen.“ Offensives Desaster: Doch der Reihe nach: Der VfL startete gut. Zwei Kracher von Jan Schult – 2:0 nach drei Minuten. Doch, was in den nächsten 22 Minuten folgte, war zum Davonrennen. Fehlwürfe, Stürmerfouls, Bälle ins Seitenaus – ein offensives Desaster. Und wenn doch etwas gelang, war bei Jan Steffen Redwitz, dem Keeper mit den meisten parierten Bällen der 2. Liga (169) Endstation. Die Partie hektisch, zerfahren, nicht zweitligawürdig. TV Großwallstadt: Redwitz (1. – 60./19 Paraden), Adanir – Jansen 3, Eisenträger 2/1, Bandlow 7, Matijasevic 1, Bransche, Natsia, Weit 2/2, Corak, Stark, Pfeifer, Spiess 4, Savvas 3/1. VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1. – 60./20/4 Paraden), Conrad – Glabisch 1, Potratz 1, Raguse 5, Lindskog Andersson 2, Hansen 1, Löfström 2, Kasch, Waschul, Schult 3, Versteijnen 6/2, Schrader, Kretschmer 2, Hagen, Bruhn. Siebenmeter: 8/4 (Klockmann pariert gegen Eisenträger, Savvas, Weit, Matijasevic) – 2/2 Zeitstrafen: 3 – 5. Rote Karte: Waschul (42.), Löfström (47.) Schiedsrichter: Dietz/Biehler. Spielfilm: 0:2 (3.), 5:2 (11.), 8:3 (21.), 9:7 (28.), 12:8 (HZ) – 15:10 (39.), 16:13 (44.), 17:18 (55.), 20:20 (58.), 20:22 (60.), 22:23 (Ende). 12 Klockmann-Paraden schon zur Pause: Finn Kretschmer beendete nach 13 Minuten die Torflaute und Wallstadts 6:0-Lauf (3:6). Doch es wurde nicht besser. Das Fehlerfestival blieb. Als Carl Löfström zum 4:8 verkürzte, waren schon 25 Minuten gespielt. Allein Klockmann hielt den Rückstand in Grenzen, hatte zur Pause mit zwölf Paraden die Hälfte aller Würfe pariert. Es half, dass der VfL zurück ins Spiel fand. Doch im Schlussgang der ersten 30 Minuten enteilten die Mainfranken erneut. Ein Grund: Neun technische Fehler. Przybecki: „Eine Katastrophe.“ Zwischenfazit: Ein Klockmann allein reichte nicht. Nach Roten Karten und Hansen-Cut aufgestanden: Nach Wiederanpfiff bissen sich Löfström & Co. an Redwitz die Zähne aus, die Mainfranken enteilten erneut auf fünf Tore Plus. Als Abwehrchef Martin Waschul nach der dritten Zeitstrafe die Rote Karte sah (42.), Markus Hansen mit einem blutigen Cut vom Feld musste, schien die Niederlage besiegelt. Doch der VfL raffte sich auf (14:16/46.), steckte sogar den nächsten Rückschlag weg. Löfström sah nach einem Foul (47.) ebenfalls Rot. Was danach passierte, das ist nur schwer zu erklären. Eigentlich am Boden, stehen die Schwartauer mit einem Jetzt-erst-Recht wieder auf. Mit umgestellter Abwehr (5:1) und einem aufdrehenden Rückraumduo (Raguse/Versteijnen) gelingt gegen mehr und mehr zittrige Wallstädter die Führung (18:17/55.). Selbst in der hektischen Schlussphase mit eigenartigen Schiri-Pfiffen behält der VfL nach dem 20:20 (58.) beim Aufsteiger den Kopf oben. Raguse macht alles klar: Die Schlussphase im Zeitraffer: Noch 93 Sekunden: Raguse trifft zum 21:20. Noch 70 Sekunden: Klockmann pariert gegen Savvas. Raguse legt nach zum 22:20. TVG-Schnell-Angriff zum 21:22. Manndeckung Großwallstadt. Noch 16 Sekunden: Raguse geht durch, macht alles klar – 23:21. Großwallstadt verkürzt – egal. Kein Schönheitspreis zum Jahresabschluss, aber zwei Auswärtspunkte. Als Tabellenfünfter geht’s in die WM-Pause. Von Jens Kürbis