Fynn Ranke – der lange Weg zum Comeback

Nun sind sie wieder alle beisammen beim VfL Lübeck-Schwartau. Als Letzter im Team des Handball-Zweitligisten ist Niels Versteijnen ins Training zurückgekehrt. Nach seinen Einsätzen in der EM-Qualifikation mit dem niederländischen Nationalteam hatte ihm Piotr Przybecki einen Extra-Urlaub zugestanden. Die Hoffnung des VfL-Trainers, fortan den kompletten Kader auf den Neustart nach der WM-Pause vorbereiten zu können, erfüllt sich indes nicht. Neben den leicht angeschlagenen Jan Schult und Fynn Gonschor sowie Felix Kasch wird auch Fynn Ranke nicht dabei sein, wenn der VfL an diesem Sonnabend, 23.Januar, um 16 Uhr zum ersten von zwei Testspielen bei Liga-Konkurrent Wilhelmshaven antritt. Die Ausfallzeit des 27-jährigen VfL-Kreisläufers zieht sich länger hin als zunächst erwartet. Mit dem ersten Spiel der Saison begann das Kribbeln: „Wenn verletzt, dann jetzt.“ Als der VfL Mitte September letzten Jahres mitteilte, dass sich der Kreisläufer wegen eines nachträglich entdeckten Menískusrisses einer Knie-Operation unterziehen musste, nachdem sich der Comeback-Versuch im Testspiel gegen den THW Kiel „nicht gut angefühlt“ hatte, war die Hoffnung auf ein Zurück in den normalen Rhythmus nach Kapselriss und Knorpelschaden dahin. Damals hatte er sich damit getröstet, dass noch nicht absehbar war, wann überhaupt wieder gespielt werden würde. Als dann im Oktober zunächst sogar noch Zuschauer erlaubt waren, „begann auch gleich wieder das Kribbeln bei mir“. Mit der Folge, dass er sich in der Reha „anfangs zu viel Druck gemacht“ hatte, wie er inzwischen eingesehen hat. „Ich habe gemerkt, dass das nichts bringt.“ VfL Lübeck-Schwartau: Alle Fakten zur Saison 2020/21 im Überblick Das sind Schwartaus 18 Handball-Profis der Saison 2020/21 Jobs, Hobbys, Vita, Spitznamen – So ticken die 18 VfL-Spieler Klub 111 bleibt Topsponsor bei den Schwartauer Handballern Der VfL im Leistungstest: Wie fit sind Versteijnen & Co.? Team im Team: So ticken Schwartaus Torhüter Hyarulon-Kur vor dem Jahreswechsel: Inzwischen ist zwar auch die 2. Liga runtergefahren auf Geisterspiele „mit einer Atmosphäre wie bei einem Testspiel“. Dennoch kann es der 27-Jährige kaum abwarten, diese Erfahrung auf der Platte zu machen. Sein letztes Punktspiel hat der gebürtige Kieler, der in der sechsten Saison für den VfL spielt, vor dem ersten Lockdown am 6. März 2020 gegen Hamm gemacht. „Ich hatte noch nie eine so lange Ausfallzeit, höchstens mal drei, vier Wochen mit muskulärem Problemen“, sagt Ranke. Aktuell arbeitet er speziell muskuläre Defizite auf, die so ursprünglich nicht erwartet worden waren. Doch nach der Meniskus-OP war der Heilungsverlauf nicht wie erhofft, schließlich entschieden sich die VfL-Ärzte für eine Hyaluron-Kur, „um den Knorpelstoffwechsel anzuregen und das Knie geschmeidiger zu machen“, wie Dr. Dirk Haupt erklärt. „Das Knie ist gut, es fehlen nur die Muskeln“: Das Problem: Während der fünfwöchigen Kur war an den ersten zwei Tagen nach der Injektion das Knie dick, nur Radfahren möglich, danach zwei Tage nur Laufen. „Die vier Tage pro Woche fehlen mir“, erklärt Ranke, der eigentlich längst wieder im Teamtraining sein wollte. „Das Knie ist gut, es fehlen nur die Muskeln.“ Anfangs hatte sein linkes Bein drei Zentimeter weniger Oberschenkel-Umfang als sein rechtes. Seit Mitte Dezember arbeitet Ranke, der zudem noch per halber Stelle beim Technischen Büro Kühling/Merten in Trittau angestellt ist, vor allem mit Athletik-Trainer Uwe Wilts und dem für die Fitness zuständige „Kondi-Klaus“ Ulrich intensiv daran, hat „auch über Weihnachten durchtrainiert“ und macht „gute Fortschritte“. Przybecki wartet auf Ranke als Löfström-Backup: Ranke weiß, dass er gebraucht wird. Als der VfL vor der Saison mit Steffen Köhler (Karriereende) und Marcel Möller (zu DHK Flensborg) zwei Kreisläufer abgab, mit Carl Löfström aber nur einen neuen verpflichtete, war klar, dass er und Löfström sich die Arbeit am gegnerischen Kreis teilen sollten, Ranke zudem auch im Mittelblock neben Abwehrchef Martin Waschul als Alternative zum Schweden vorgesehen war. VfL-Trainer Piotr Przybecki sagt dennoch: „Wir freuen uns, wenn er wieder spielen kann, geben ihm aber die Zeit, die er braucht.“ Ranke hofft auf Comeback im Heimspiel gegen Hamm: Auch wenn nun mit dem ersten Testspiel in Wilhelmshaven die heiße Phase der Vorbereitung auf den Liga-Neustart am 6. Februar (in Fürstenfeldbruck) eingeläutet ist, will Ranke nichts überstürzen. „Das erste Spiel kommt für mich wahrscheinlich noch zu früh, aber vielleicht klappt’s ja eine Woche später“, hofft er. Es wäre die Heimpartie am 12. Februar in der Hansehalle. Und der Gegner hieße wieder ASV Hamm. So wie bei seinem letzten Punktspiel vor inzwischen mehr als zehn Monaten. Von Christian Schlichting