Handball-Hammer gegen ASV Hamm-Westfalen: VfL Lübeck-Schwartau siegt 23:19

Fragen von links, von rechts: Dennis Klockmann stand selbst nach Spielschluss noch unter Beschuss. Doch jetzt nur mit Worten. Beim 23:19 (12:8) des VfL Lübeck-Schwartau über den ASV Hamm-Westfalen war er zuvor der „Held“, der Matchwinner des Spiels gewesen. 22 Paraden hatte der 38-Jährige am Ende auf der Habenseite stehen. Prädikat: Überragend. Und es bleibt dabei: Der VfL ist in der 2. Handball-Bundesliga vor leeren Rängen in der Hansehalle weiter eine Macht – der fünfte Sieg im fünften Geisterheimspiel. Der Start ins neue Jahr ist geglückt. „Ich bin sehr zufrieden. Tempo, Tore – alles hat gepasst. Wir hatten einen starken Start“, befand Trainer Piotr Przybecki. „Als es eng wurde, haben die Abwehr und ein überragender Klockmann alles wettgemacht. Schade, so ein Spiel hätte Zuschauer verdient.“ Hamm mit Rucksack angereist: Denn Hamm, als Aufstiegsaspirant in die Saison gestartet, wollte es nach zuletzt 1:11-Punkten wissen. Nach dem abgesagten Re-Start in Hamburg war die Ungewissheit über den aktuellen Leistungsstand groß. „Wir sind heiß, wollen so schnell wie möglich wieder in die Erfolgsspur“, hatte der Ex-Schwartauer Marten Franke vor dem Spiel gemeint. Vor 250 „Papp-Fans“ und mehr als einem Dutzend trommelnden Ordnern gab es aber statt volle Wucht westfälisch erst einmal volle Granate „nordisch by nature“. Der VfL startete defensiv bissig, beweglich. Die Folge: Hamm wurde nach abgefangenen Bällen überrollt. 5:1 nach fünf Minuten. Gepaart mit einem Klockmann in Topform diktierte der VfL das Spiel. Hansen & Co. gefielen dabei auch mit sehenswerten Ballpassagen im Angriff. Nach 15 Minuten war es der starke Jasper Bruhn, der den VfL per Konter auf sieben Tore enteilen ließ (10:3). Schwartau hatte Hamm auf der Rolle. Lesen Sie auch: Alles zum VfL Lübeck-Schwartau Schult-Ehrung in der Pause: Doch es blieb nicht bei diesem einseitigen, für den VfL nahezu optimalen Spiel. Erste Ballverluste vorn (Versteijnen), dazu zwei VfL-Zeitstrafen – Hamm kam heran (7:11/24.). In der Phase hielt Klockmann mit „Hundertprozentigen“, parierten freien Würfen, die Gäste auf Distanz. 12 Paraden, mehr als 60 Prozent abgewehrte Bälle, hatte er nach 30 Minuten auf der Habenseite. Überragend. Mattis Potratz sorgte dann für so etwas wie ein Aufatmen, beendete mit seinem Treffer zum 12:7 eine fast zehnminütige Torflaute. Vom Superstart blieb zur Pause noch ein Vier-Tore-Polster übrig (12:8). Das Intermezzo nach den ersten 30 Minuten gab es im Livestream: Jan Schult wurde als „LN-Sportler des Jahrzehnts“ geehrt. Hamm kommt heran: Nach dem Zwischenspiel war es immer wieder Klockmann, der den Hammer Aufschwung stoppte. Der 38-Jährige steckte dabei sogar einen Kopftreffer weg. Doch vorn stockt es gegen die westfälische 5:1-Wand. „Jungs Kopf einschalten und saubere Sachen spielen“, schrie Klockmann von hinten. Es nützte nichts. Nach 40 Minuten war der satte Vorsprung auf zwei Tore geschmolzen (14:12). VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1.-60., /22 Paraden), Conrad (1 Siebenmeter/0) – Glabisch 2, Potratz 1, Gonschor 1, Raguse, Lindskog Andersson 3/2, Hansen 2, Löfström 1, Waschul 1, Schult, Versteijnen 3, Schrader, Kretschmer 5, Hagen, Bruhn 4. ASV Hamm-Westfalen: Storbeck (1.-60., /9 Paraden) Wesemann (1 Siebenmeter/1) – Genz 1, Huesmann 5/4, Brosch 1, Fuchs, Spiekermann 1, Rubino Fernandez 3, Schwabe 1, Krings 4, Pretzewofsky, Orlowski, Schoesse, Franke 2, von Boenigk 1. Siebenmeter: 2 / 3 (Lindskog Andersson scheitert an Wesemann) – 4/ 4 Zeitstrafen: 3 – 1 SR.: Matthias und Sebastian Klinke Spielfilm: 2:1 (3.), 5:1 (5.), 7:3 (7.), 9:3 (11.), 10:3 (15.), 10:5 (18.), 11:7 (24.), 12:7 (29.), 12:8 (30.).HZ – 13:8 (32.), 14:12 (39.), 16:13 (41.), 20:14 (49.), 21:16 (55.), 21:18 (58.), 23:18 (59.), 23:19 (60.) Ende. Sechs-Tore-Plus nach 50 Minuten: Doch der VfL fing sich, spielte jetzt geduldiger, konsequenter, vor allem über die Außen. Doch es blieb ein zähes Ringen, mit Momenten, die gut taten: Markus Hansen sorgte per Konter für das 18:14 (45.). „Da haben wir uns sehr schwer getan, vorn Bälle verschenkt. Hamm hat es auch sehr clever gemacht“, sagte Przybecki. Doch die Abwehr, sie stand. Stark: der Mittelblock (Waschul/Löfström), auch Bruhn daneben. „Jasper hat vorn und hinten überragend gespielt. Und Waschi ist mein Fels in der Brandung. So macht es Spaß“, freute sich Klockmann. Doch kurz vor Schluss setzte noch einmal das Zittern ein. Hamm verkürzte auf 18:21. Doch Kretschmers Treffer zum 22:18 (58.) und Klockmanns Paraden Nummer 21 und 22 sorgten für die Erlösung. „Nur 19 Gegentore gegen Hamm, das war der Schlüssel. Wir waren von Beginn an da, hatten in der Abwehr sofort den Zugriff. Und Klocki hat wichtige Bälle gehalten“, fand Jasper Bruhn (4 Treffer). Zeit zum Ausruhen bleibt nicht. Am Mittwoch geht es für den VfL bereits weiter – in Emsdetten. Von Jens Kürbis und Christian Schlichting