VfL Lübeck-Schwartau: Trainingslager „daheim“ mit Aufnahmeritual und Workshop

An der Tafel hängen Zettel. Darauf sind handgeschriebene Schlagwörter wie „Gewicht und Beweglichkeit“, „Kontinuität“ oder „positiveres Denken“ zu lesen. Davor sitzen Klockmann & Co. im Stuhlkreis. Alle Augenpaare sind auf ihn gerichtet: Werner Schmidt. Jeans, kurzärmliges Hemd, Turnschuhe. Der 65-Jährige aus dem fränkischen Erlangen ist Coach. Nicht irgendeiner. Er bringt Führungskräfte, vom Schicht- bis zum Geschäftsführer, in der Fertigungsindustrie wieder in die Spur, hilft ihnen, demotivierende Faktoren aufzuspüren und zu beseitigen, damit sie wieder motivierter, stressfreier arbeiten können. Teamgeist und Zusammenarbeit – das will er auch mit den Zweitliga-Handballern des VfL Lübeck-Schwartau entwickeln. Und das in Workshops unter der Überschrift Teambuilding als Teil des viertägigen Trainingslagers „daheim“. Training in der Hansehalle, Übernachtung im „Viva-Hotel“: Halbzeit in der Hansehalle. Vier Einheiten haben die VfL-Männer bereits hinter sich. Schnelle Mitte, Spielzüge für den Angriff – normaler Alltag eines Handballers. Dass Waschul & Co. in vertrauter Umgebung im „Viva Hotel“ an der Lohmühle übernachten und nebenan im „Vier Jahreszeiten“ ihre Mahlzeiten einnehmen, ist allerdings nicht Teil ihres Alltags. Und das „Schmidteinander“, die Gespräche mit dem Coach, sind es schon gar nicht. Coach Schmidt zehn Jahre bei HC Erlangen: Doch Fertigungsindustrie und Handball – wie passt das? „Ich bin dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde“, erzählt Schmidt. 2004 hat er in einem Seminar den späteren Geschäftsführer des HC Erlangen gecoacht. „Und er hat mich dann in den damals noch drittklassigen Verein geholt, der im Umbruch war, aufsteigen wollte. Nur, das war bei allen noch nicht so recht angekommen.“ Bis 2015 ist Schmidt („Ich habe keine Ahnung von Handball“) beim HC geblieben, als Mann hinter den Kulissen beim Aufstieg in die erste Liga. Als der, der zuhört, der reflektiert, der hilft. Sein Credo: „Bei mir muss keiner auf die Couch, auch keine Therapie machen.“ Einer seiner Schützlinge damals: Daniel Pankofer, der HC-Spielmacher. Und als der Anruf vom VfL-Geschäftsführer aus Lübeck kam, hat Schmidt sofort Ja gesagt. Lesen Sie auch: Alles zum VfL Lübeck-Schwartau Wie kann ich das Team unterstützen? Wie bin ich drauf? Wo will ich hin? Wie kann ich das Team unterstützen? Wie kann ich mich einbringen? Was erwarte ich vom Team? Erste Antworten hat er mit den VfL-Männern in gut fünf Stunden bereits erarbeitet. Am Sonntag geht es um Ziele. „Nicht um Aufstieg oder so. Das ist bla, bla. Es geht um Mini-Schritte“, verrät Schmidt. Und wie hat er Team und Trainer bisher erlebt? „Sehr offen. Das macht Spaß.“ Die Erkenntnisse seien auch wichtig für den Trainerstab und die Geschäftsführung, ihr Führungsverhalten, wie sie nicht nur in, sondern auch an ihrem Team weiterarbeiten. Schmidt geht es dabei nicht um Psychologie der harten Form, „vielmehr um die Verbindung von Denken und Fühlen, dass die Leute intuitiver mit ihrer Rolle umgehen“. Waschul: „Jeder kommt zu Wort“: Und wie kommt das bei den Spielern an? „Ich finde es klasse. Es ist auch gut, dass das ein Externer macht. Ich bin ohnehin sehr offen, finde es gut, dass jeder, wirklich jeder zu Wort kommt, auch die ruhigen Spieler. Das hilft uns auf dem Feld in schwierigen Situationen“, sagt Käptn Martin Waschul. Das Trainingslager „daheim“ ist für ihn die richtige Entscheidung in der jetzigen, besonderen Zeit. „Die Umgebung ist zwar wie immer, aber wir verbringen viel Zeit miteinander. Das ist auch wichtig für unsere sechs Neulinge.“ Skull King und Aufnahmeritual: Der Spaß abseits vom Spielfeld und den Teamgesprächen kommt dabei nicht zu kurz. Der Renner: Skull King, ein abenteuerliches Kartenspiel. Und: Die sechs Neuen mussten auch das Aufnahmeritual über sich ergehen lassen, „eine Spezialaufgabe mit Pezziball in der Hansehalle“. Mehr wollte Waschul nicht verraten. Nur noch so viel: „Alle haben bestanden, den ersten Teil. Aber da kommt noch etwas.“ Am Sonntag erst einmal noch vier Stunden im „Schmidteinander“, ehe am Abend mit dem ersten internen Trainingsspiel das Trainingslager „daheim“ ausklingt. Schweden-Trio: Seit fünf Wochen sind Julius Lindskog-Andersson, Felix Kasch und Carl Löfström in Lübeck. Im Video ( vfl-luebeck-schwartau.de ) sprechen die Neuzugänge über ihre ersten Wochen, ihre Heimat – und präsentieren ihre Gesangskünste. Hygienekonzept: Die Chefs der 39 Erst- und Zweitligisten wollen am kommenden Mittwoch ein Durchführungs- und Hygienekonzept für den Ligastart ab 1. Oktober verabschieden. Ein Bestandteil: Corona-Tests von Team und Staff ab dem 1. September. Von Jens Kürbis