VfL Lübeck-Schwartau nach Heimdebakel: Straftraining und Coach Przybecki lässt Dampf ab

Der freie Tag – gestrichen. 20 Stunden nach dem historischen 18:32-Heimdebakel gegen den HC Elbflorenz Dresden zitierte Piotr Przybecki sein Team in die Hansehalle. Nach der Demontage wollte der Chefcoach nicht so ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen. Es war nicht die höchste Heimniederlage der Schwartauer Handballer seit dem Zweitliga-Aufstieg 2008 (bis dato war es das 18:31 gegen Nordhorn im April 2015), die ihn so wurmte. Es war die Art und Weise. „Mit angezogener Handbremse darf man nicht spielen, nirgendwo. Nicht zu Hause, nicht auswärts oder sonst irgendwo. Dafür ist die Liga zu stark.“ Der 48-Jährige hatte sich schon kurz nach dem Abpfiff in der Kabine Luft gemacht und schon da nochmaligen Redebedarf angemeldet: „Die Dinge werden wir ansprechen, ganz klar, knallhart. Wir haben nicht so viel Zeit, denn es geht schon wieder weiter.“ Am Samstag gastiert der VfL Lübeck-Schwartau beim Tabellenzwölften DJK Rimpar Wölfe (19.30 Uhr/Sportdeutschland.tv). „Das ist ein Dämpfer, ganz klar“: Nach zuletzt neun Heimsiegen in Folge, einem erfolgreichen März mit 5:1-Punkten und dem Blick in der Tabelle nach oben, ist der VfL krachend auf dem Hosenboden gelandet. „Das ist ein Dämpfer, ganz klar. Eine Delle, das ist ganz normal, passiert. Aber ich hasse es, sich so zu ergeben“, erklärte Przybecki. Er selbst hat hohe Niederlagen in seiner Karriere, in seinen 17 Bundesliga-Jahren als Spieler, oft genug erlebt, „aber da hat es schon auf dem Feld geknallt, wurde in der Abwehr zugelangt“. Doch da sei nichts passiert. Dass man zur Pause mit sieben zurückliege, „darf nicht, kann aber passieren. Aber dann erwarte ich eine Trotzreaktion.“ Und: Man müsse da weiter nach vorn laufen, attackieren. „Allein schon, damit sich der Gegner mit Tanzeinlagen nicht selbst feiert.“ Lesen Sie auch: Alles zum VfL Lübeck-Schwartau VfL: „Im Angriff komische Sachen produziert“: Im Detail hat Przybecki die Summe der Fehler aber schon überrascht. Denn Abwehr und Keeper Nils Conrad standen in den ersten 20 Minuten. Dass aber kein einziger Abpraller in den eigenen Reihen blieb, sei allerdings schon bezeichnend gewesen. „Im Handball ist das immer ein Signal, ob du bereit, ob du wach bist.“ Das Manko war der Angriff. Halbherzige Würfe, dazu reihenweise Fehlwürfe und ein Dutzend technische Fehler – „wir waren im Angriff überfordert, haben da komische Sachen produziert“. Und: Mit erster, zweiter Welle sind Raguse & Co. immer wieder überrumpelt worden. Przybecki: „Da wiederholen sich einige Sachen, das müssen wir ansprechen. Ich brauche jetzt auch Reaktionen aus der Mannschaft, Leute, die sich äußern.“ Schlimm: Mallwitz kracht gegen Pfosten: Das Gute sei, dass man jetzt schon wieder ran müsse. „Das ist besser, als eine Woche mit dem Scheiß im Kopf zu trainieren.“ Nach dem Training geht es am Freitagmittag bereits gen Mainfranken, übernachtet wird im Spielort Würzburg. Mit Rimpar und Schwartau treffen am Samstag zwei gebeutelte Team aufeinander. Denn die Wölfe kassierten ebenfalls eine Klatsche, wurden in Emsdetten 26:36 abgewatscht. Das allerdings ohne Marino Mallwitz. Der ehemalige Schwartauer Keeper war im Spiel gegen Fürstenfeldbruck (23:23) aus vollem Lauf mit dem Gesicht gegen den Pfosten gekracht. „Neurologisch ist alles okay, die Gehirnerschütterung auch wieder in Ordnung.“ Das hätten die vielen Tests bei Doktoren, Psychotherapeuten und Neurologen ergeben. Nur die Lippe und vor allem das Knie bereiten ihm noch Probleme. Deshalb war er noch im MRT, ist bis Freitag auch krankgeschrieben. „Klar würde ich gern gegen meinen Ex-Verein spielen, aber das ist sehr fraglich“, sagt Mallwitz. Am Mittwoch hat er das Rimpar- und sporadisch das VfL-Spiel im Livestream verfolgt. „Da habe ich mich über das Ergebnis aus Lübeck schon gewundert. Unser Spiel war ja schon peinlich, das des VfL war ja noch peinlicher.“ Es kann nur besser werden . . . Von Jens Kürbis