Ab ins Auto und von Bad Schwartau aus zum Heimspiel nach Altenholz. Für Mirko Baltic gab es das Procedere jetzt das letzte Mal. Am kommenden Samstag endet mit dem Spiel in Hannover für den 39-Jährigen das Drittliga-Kapitel bei den „Wölfen“ – nach drei Jahren als Cheftrainer. Das neue steht bereits fest: Der A-Lizenzinhaber wird neuer U19-Trainer der A-Jugend-Handballer des VfL Bad Schwartau. Es ist ein Baustein für mehr. Der VfL packt das Thema Nachwuchsförderung an, stellt sich im Unterbau für die Männer-Bundesliga neu auf. Dazu zählt auch, dass der stellvertretende Abteilungsleiter Peter Andersson neuer Teammanager der U19 und U23 ist.
Klub 111 als Motor
Motor ist der Klub 111. Das Netzwerk stützt die Verpflichtung von Baltic mit „einer Sonderumlage und einer Trainer-Patenschaft“, wie der Vorsitzende Thomas Nawrocki (Chef der natürlich Wasserbetten-Gruppe) erklärt. Insgesamt investiere der Klub rund 50 000 Euro in den VfL-Nachwuchs. „Mirkos Verpflichtung ist ein großes Ding. Der Junge brennt, hat eine Wahnsinnspower. Wir binden ihn auch für Vorträge und als Berater ein“, sagt Nawrocki.
VfL ist für Baltic Herzensangelegenheit
Für Baltic, der bei Gabler Maschinenbau in Lübeck im Qualitätsmanagement arbeitet, ist die neue Aufgabe „sehr interessant“. Er habe zwar mit einem Job bei einem Bundesliga-Team geliebäugelt, „aber ich möchte gern in der Region bleiben“, erzählt der zweifache Familienvater. Der VfL, bei dem er mehr als 13 Jahre als Spieler und Trainer aktiv war, sei zudem „eine Herzensangelegenheit“. Und für die hat er einiges vor: Als erstes will er Noch-Trainer Thorsten Hagenow in der Vorbereitung auf die Bundesliga-Quali unterstützen. Und darüber hinaus? „Wir müssen die Nachwuchsförderung professionalisieren.“ Ziel müsse es sein, pro Jahr ein Talent ins Männer-Team zu bekommen. Auch das Thema Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen will er angehen. „Wir müssen den Talenten hier eine Perspektive bieten, nicht in Kiel oder Flensburg.“ Für Baltic ist ein guter Unterbau die Basis für erfolgreichen Spitzensport beim VfL.
Claasen als Koordinator und Schnittstelle?
Und der Verein zieht mit. Die Zeiten, als Eltern als Trainer einspringen mussten, es an Kommunikation, versprochenem Fördertraining mangelte, der Verein fehlende Unterstützung aus dem Bundesliga-Umfeld beklagte, sie sollen vorbei sein. „Wir packen die Baustellen an“, sagt Andersson. Ein Signal: Fynn Gonschor, der neue Linksaußen aus Gummersbach, trainiert künftig die D-Jugend. Ein weiteres: Jan Schult bleibt Co-Trainer der U19. Und: Gerrit Claasen, Noch-Coach der Ersten, soll als Angestellter der Handball-Marketing (wirtschaftlicher Träger des Zweitliga-Teams) den Job des Jugend-Koordinators und den als Schnittstelle zur Ersten vollumfänglich übernehmen. „Das ist unser Wunschvorstellung“, sagt Andersson, der derzeit noch einen Coach für die U23 sucht. Die soll es „in jedem Fall weiter geben – mit der klaren Zielsetzung Wiederaufstieg in die Oberliga“.
Nawrocki: „Wollen Leistungszentrum“
Klub-111-Chef Nawrocki will sogar das ganz große Rad drehen, die Politik in die Pflicht nehmen: „Wir streben nach einem Leistungszentrum in Lübeck, brauchen dafür Fördergelder. Das Talent-Potenzial ist da.“ Und mit Baltic & Co. sei er sich einig: In drei bis vier Jahren soll die A-Jugend um den Titel mitspielen.
Das ist der Klub 111
Der Klub111 unterstützt als Sport-/Business-Netzwerk den Spitzensport in der Region Lübeck, insbesondere den Bundesliga-Handball und den zugehörigen Jugendsport des VfL Bad Schwartau. „Gut 80 Prozent gehen in den Handball“, sagt der Vorsitzende Thomas Narwocki. Der Klub hat derzeit 80 Mitglieder, will in diesem Jahr in den Sport (inklusive Sonderumlagen) insgesamt 150 000 Euro investieren. Gefördert werden auch die Lübeck Cougars, der Boxclub Lübeck, der Lübecker Ruder-Klub, aber auch die Handball Days. Nawrocki: „Jugendförderung wird immer mehr unser Schwerpunkt.“
Jens Kürbis