VfL-Trainer Przybecki als Mental-Coach gefordert

Der Saisonstart mit Pleiten gegen Gummersbach und in Dessau war daneben gegangen, im Dezember konnte das Team binnen fünf Tagen weder in Lübbecke noch in Bietigheim punkten, im Februar erging es Waschul, Klockmann & Co. in Emsdetten und Gummersbach nicht anders. Die beiden Niederlagen jetzt, das 18:32 in eigener Halle gegen den HC Elbflorenz Dresden und das 19:27 am Ostersamstag bei den Rimparer Wölfen, und ein Toreminus von 22 Treffern aus nur zwei Spielen sind damit aber „nicht vergleichbar“, weiß Trainer Piotr Przybecki. Von einer Krise will er zwar (noch) nicht sprechen. Und doch weiß er um die Gefahr eines Abwärtstrends, aus dem sich eine Krise entwickelt kann. Lesen Sie auch VfL steuert auf Krise zu: 19:27 bei Rimparer Wölfen VfL beantragt Erstliga-Lizenz – Hansehalle als Baustelle VfL trainiert mit Handball-Nachwuchs im Freien Formschwäche bei einigen Leistungsträgern: „Die Leute, die wichtig sind für unser Spiel, haben zuletzt nicht ihre normale Form gezeigt“, redet er Klartext. Und auch wenn er keine Namen nennt, dürfte klar sein, dass er vor allem mit den Auftritten von Spielmacher Julius Lindskog Andersson, Oranje-Linkshänder Niels Versteijnen und Schweden-Kreisläufer Carl Löfström nicht zufrieden war. Und Mex Raguse schien gehemmt an jenem Ort, wo er sich in der Vorsaison das Kreuzband gerissen hatte. „Gleichzeitig“, das weiß Przybecki, „kann man die anderen aber auch nicht überfordern, weil sie nicht die Erfahrung haben, um da einspringen zu können.“ Bei Coronatests mit Einzelgesprächen begonnen: Dass diese Situation auf sein Team zukommen würde, „habe ich gewusst. Das kommt nicht überraschend. Aber das Ausmaß schon“, gibt er zu – und sieht sich jetzt besonders gefordert. „Es geht dabei nicht um mehr Training. Es geht um mehr Vertrauen in sich selbst und seine Nebenleute.“ Schon bei der turnusmäßigen Corona-Testung des Teams am Ostermontag hatte er für Einzelgespräche genutzt, zudem in Telefonaten „meine Eindrücke mit denen der Spieler abgeglichen“, auch die ersten Einheiten der Woche dafür genutzt. „Den Spaß am Handball nicht verlieren“: Den Druck erhöhen? Draufhauen? Przybecki ist das zu pauschal. „Das hilft bei dem einen, bei anderen hingegen gar nicht“, weiß er und sieht sich als Mental-Coach gefordert. Externe Hilfe sei grundsätzlich zwar denkbar, sagt der polnische Ex-Nationalspieler. Man könne sich „natürlich mit Experten austauschen, aber die sind halt nicht tagtäglich da im Training“. Ihm gehe es nun in erster Linie darum, bei allem Ehrgeiz, den er bei jedem Spieler erkenne, „darauf zu achten, dass der Spaß am Handball nicht zu kurz kommt und die Lockerheit da ist“. Nach der Pleite gegen Dresden habe sein Team gegen Rimpar zwar die Niederlage abwenden wollen, es aber „mit der Brechstange versucht“. Sein Motto lautet deshalb für die nächsten Tage: „Hart an sich arbeiten? Ja. Sich verbessern? Ja. Aber dabei nicht verkrampfen!“ Ranke bietet sich als Löwström-Backup an: Zuversicht zieht Przybecki dabei auch aus der Personalie Fynn Ranke. Der langzeitverletzte Kreisläufer hat eine intensive Trainingswoche problemlos hinter sich gebracht, soll nun voll eingebaut werden und könnte eine Option für das Spiel am Freitag (19.30 Uhr, Hansehalle) gegen Bietigheim sein. „Wenn er spielen kann, wäre das eine Entlastung vor allem für Carl Löfström, der seit acht Monaten als einziger gelernter Kreisläufer im Team steht und auch noch am eigenen Kreis gefordert ist“, weiß Przybecki. Auch die (zu) hohe Belastung scheint er bei einigen Spielern als Erklärung für den Leistungsknick ausgemacht zu haben. Schult erneut an der Wade verletzt: Im linken Rückraum hingegen wird Przybecki erneut mehrere Wochen lang auf eine Alternative verzichten müssen. Jan Schult, der gegen Rimpar verletzt vom Platz humpelte, hat sich erneut einen Muskelfaserriss in seiner schon mehrfach lädierten linken Wade zugezogen. Das ergab eine Ultraschalluntersuchung bei den Teamärzten. Am Donnerstag soll eine MRT-Untersuchung Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung geben. Von Christian Schlichting