VfL zurück in der Erfolgsspur

Am Ende fehlten eigentlich nur die begeisterten Fans in der Hansehalle zu einem perfekten Heimauftritt am 4. Advent. Mit einer überzeugenden Mannschaftsleistung, aus der Spielmacher Julius Lindskog Andersson als neunfacher Torschütze und Keeper Dennis Klockmann mit 20 (!) Paraden herausragten, hat der VfL Lübeck-Schwartau in der 2. Handball-Bundesliga zurück in die Erfolgsspur gefunden. Gegen den EHV Aue gelang mit dem 34:25 (18:10) ein klarer Sieg, bei dem schließlich auch Mex Raguse nach seiner langen Verletzung wieder alte Stärke andeutete und auch Felix Kasch noch zu einem Zwei-Minuten-Comeback kam. Jan Schult wurde hingegen komplett geschont. VfL hellwach zur frühen Anwurfzeit: „Wir wollten heute zeigen, dass wir in der Lage sind, besser Handball zu spielen als in den zwei Spielen zuvor. Mit Tempo, einer guten Abwehr, und sehr konzentriert. Das ist uns gut gelungen“, war VfL-Trainer Piotr Przybecki anschließend hoch zufrieden. Sein Team war zur ungewohnt frühen Anwurfzeit um 13 Uhr von Beginn an hellwach, lautstark angefeuert nicht nur von den mit Trommeln ausgestatteten Ordnern. Auch die Ersatzbank gab Energie und Emotionen gleich ans Spielfeld ab. „Wir hatten das in der Kabine angesprochen, wollten gleich aggressiv sein vorne und hinten“, verriet der VfL-Trainer. Und damit kam Aue nicht klar, war dem zielstrebigen, druckvollen Spiel der Lübeck-Schwartauer vor allem in der ersten Halbzeit nicht gewachsen. Jasper Bruhn, der in Hälfte eins im rechten Rückraum begann und vier Treffer beisteuerte, war ebenfalls zufrieden: „Wir haben es geschafft, wenig Fehler zu machen, haben gut in der Deckung gestanden, gleich richtig zugepackt.“ VfL hat richtige Lehren gezogen aus jüngsten Niederlagen: Schon nach dem 3:0 durch Markus Hansen (4.) suchte Aues Interimscoach Runar Sigtryggsson, der den schwer an Corona erkrankten Stephan Swat bis auf Weiteres vertritt, erstmals nach der Grünen Karte. Als Bruhn, abermals Hansen und schließlich Andersson zum 11:6, der ersten Fünf-Tore-Führung getroffen hatten, nahm Aue nach 18 Minuten die erste Auszeit. Doch auch von zwei nachfolgenden Fehlversuchen (Kretschmer, Gonschor) ließ sich der Gastgeber nicht beirren. „In der Abwehr nicht so lange über das nachdenken, was vorne schief läuft“, hatte Przybecki nach den jüngsten zwei Niederlagen bei N-Lübbecke (30:32) und zuletzt in Bietigheim (19:28) gefordert. Und das „Weiter, immer weiter“ beherzigten seine Spieler. Als Andersson mit seiner enormen Sprungkraft zum wiederholten Mal in den 3. Stock abhob und von weit oben nachlegte,war der VfL beim 15:7 schon nach 22 Minuten mit acht Toren vorn. In der äußerst fair geführten Partie kam Lübeck-Schwartau erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit zu seinen ersten beiden Siebenmetern, Andersson nutzte sie, um sein Torkonto auf sieben Treffer nach 30 Minuten auszubauen. „Przybecki: „Dicht dran an einer perfekten Halbzeit“: So lag der VfL mit 18:10 klar vorn, nach einer Halbzeit, in der es wenig Grund zur Kritik gab. „Das war schon dicht dran an einer perfekten Halbzeit“, befand auch VfL-Coach Przybecki, der nach Wiederbeginn dann aber mehr einwirken musste. „Gegen Aues 5:1-Deckung haben wir uns zunächst zu wenig bewegt.“ Der Gast schien aufgewacht, deckte nun wesentlich aggressiver, zudem vergab der VfL freie Würfe (Löwström, Kretschmer), Aue witterte kurz seine Chance, doch auf Niels Versteijnen war Verlass. Kurz vor der Halbzeit eingewechselt, war er nach Wiederbeginn mit drei Treffern aus dem Rückraum der Garant dafür, dass der VfL nicht mehr ernsthaft ins Stocken geriet. Überragender Klockmann lobt Abwehrleistung: Auch, weil die VfL-Abwehr das Niveau der ersten Hälfte hielt – und Klockmann einmal mehr überragend war, 13 Paraden allein in Halbzeit zwei beisteuerte. „Das ist immer auch abhängig von der Deckung, und die war heute von Anfang an sehr aggressiv, das hat es mir leichter gemacht“, gab der VfL-Keeper das Lob an seine Vorderleute weiter. Zu Recht. Schnell auf den Beinen, mit mehreren geblockten Wurfversuchen und gutem Rückzugsverhalten ließ die Abwehr um Chef Martin Waschul und Carl Löfström im Mittelblock „und auch Markus Hansen daneben“, wie Przybecki nicht unerwähnt lassen wollte, die Gäste nicht mehr gefährlich nah kommen. VfL: Klockmann (1. – 60./20 Paraden/1 Siebenmeter), Conrad – Potratz, Gonschor 4, Raguse 5, Lindskog Andersson 9/2, Hansen 3, Löfström 1, Waschul, Versteijnen 3, Schrader 1/1, Kretschmer 4, Hagen, Bruhn 4. EHV Aue: Peturson, Bochmann – De Santis 1, Schroeder 2, Roch 1, Ebert, Bornholm 3/2, Lux 4, Roth, Schneider, Slachta 1, Kammlodt 6, Paraschiv 2, Halfdansson 1, Ribeiro 4. Siebenmeter: 3/5 (Andersson scheitert an Bochmann, Versteijnen übers Tor) – 2/3 (Klockmann hält gegen Bornholm). Zeitstrafen: 1 – 1. Spielfilm: 3:0 (4.), 6:3 (11.), 11:6 (18.), 15:7 (22.), 17:9 (26.) 18:10 (30./HZ) –19:13 (34.), 20:15 (36.), 23:16 (41.), 27:20 (51.), 31:22 (56.), 34:25 (59./Ende) Mex Raguse deutet alte Stärke an: Als in der Schlussphase dann auch noch Mex Raguse mit vier seiner fünf Tore den Nachweis erbrachte, dass er nach auskuriertem Kreuzbandriss wieder zu alter Qualität zurückfindet und schließlich sogar noch Felix Kasch für zwei Minuten aufs Parkett zurückkehrte, war es ein früher Nachmittag am 4. Advent mit vielen positiven Aspekten. Fehlten eigentlich nur die begeisterten Zuschauer. Von Christian Schlichting