„War mehr drin“: VfL Lübeck-Schwartau verliert 29:31 beim VfL Gummersbach

Stark gestartet, stark nachgelassen: Der VfL Lübeck-Schwartau hat in der 2. Handball-Bundesliga die Überraschung verpasst, verliert beim Aufstiegsfavoriten VfL Gummersbach mit 29:31 (14:18). Der „kleine VfL“ aus dem Norden startete im Spiel der Enttäuschten vom vergangenen Spieltag stark. Was folgte, war eine Achterbahnfahrt: Führung, klarer Rückstand, Ausgleich, wieder Rückstand, Anschlusstreffer. Doch es reichte in der „Heimat des Handballs“, die wie keine andere den Bundesliga-Aufstieg herbeisehnt, am Ende nicht. Lübeck-Schwartau geht mit zwei Niederlagen als Verlierer aus der Woche, rutscht in der Tabelle auf Platz fünf ab. Prybecki: „Da war mehr drin“: „Schade, da war definitiv mehr drin. Es war aber ein gutes Spiel gegen eine der besten Abwehrreihen der Liga. Es war ein Kampfspiel, in dem Kleinigkeiten entschieden haben“, erklärte Schwartau-Trainer Piotr Przybecki und ergänzte: „Wir hatten auch zu wenig gehaltenen Bälle. Um in Gummersbach zu gewinnen, brauchst du einen Top-Torhüter. Den hatten wir diesmal nicht.“ Aber: „Wenn wir so in Emsdetten gespielt hätten, würden wir nach dieser Woche nicht mit zwei Niederlagen dastehen.“ Gummersbach-Coach Guðjón Valur Sigurðsson atmete auf: „Was zählt, das sind die Punkte. Darüber bin ich extrem glücklich.“ Nach der Mittwoch-Niederlage gegen Großwallstadt habe man deutlich gesehen, „dass wir unter Druck stehen, uns schwer getan haben“. Jetzt hofft er auf einen neuen Lauf Richtung erste Liga. Löfström sorgt für Zwei-Tore-Plus: Zum Spiel: Der VfL startete im Rückraum mit Jan Schult und Niels Versteijnen auf den Halben, Julius Lindskog Andersson knüpfte die Fäden als Spielmacher. Und das gut. Im Tor setzte Dennis Klockmann das erste Statement, kaufte Rechtsaußen Lukas Blohme den ersten „Glasklaren“ weg. Vorn netzte Jan Schult (3:2/7.). Auffällig: Beide Deckungsreihen packten nach den Enttäuschungen vom Mittwoch ordentlich bis knallhart aber fair zu. Auffällig II: Lübeck-Schwartau setzte den Matchplan konsequent um, drückte aufs Tempo, auch in der zweiten, dritten Welle. So tankte sich Jasper Bruhn durch (4:3/8.). Oder: Das Tempo wurde rausgenommen, der Angriff bis zur Chance ausgespielt. Auffällig III: Der „kleine VfL“ war stark im Rückzugsverhalten, verhinderte so immer wieder Gummersbacher Konter. In Zahlen las sich das so: Carl Löfström sorgte für das erste Zwei-Tore-Plus (5:3/10.). Es lief. Ganz anders als vor einem Jahr, als Schwartau mit 12:27 abgewatscht wurde, dabei 25 Minuten ohne Torerfolg war. Bis zum 9:8 noch vorn: Gummersbach wirkte unsicher. Bälle landeten im Seitenaus, Tempogegenstöße an der Latte. Aus Schwartauer Sicht bekam man das Gefühl: Der Favorit wackelt. Nur: Big Points, wichtige Punkte, wurden schon da liegen gelassen. Ein Wurf von Klockmann verfehlte das verwaiste Gummersbacher Tor. Statt drei Tore Plus, überstanden die Hausherren die Unterzahl. Aber: Der VfL blieb vorn, bis zum 9:8 (19.) durch Löfström. Bruch im Spiel, Gummersbach enteilt: Doch dann setzte Coach Piotr Przybecki auf frisches Personal, wechselte den kompletten Rückraum, brachte in der Offensive insgesamt fünf neue Spieler. Und plötzlich lief nichts mehr, wurden zudem beste Chancen weggeworfen. Löfström, Kretschmer, Versteijnen, sie alle scheiterten immer wieder an Keeper Matthias Puhle (neun Paraden zur Pause). Die Deckung und Klockmann bekamen auch keinen Zugriff mehr. Beim 12:13 (25.) noch dran, sah es kurz danach anders aus. Gummersbach zog ohne zu glänzen, meist durch Einzelaktionen (Bozovic) auf 16:12 weg. Przybecki reagierte, setzte auf den siebten Feldspieler. Es half. Nur kurz: Schwartau wurde zweimal kalt erwischt. Gummersbach hielt mit Treffern ins leere VfL-Tor den Abstand. Fazit zur Pause: Das Spiel war viel zu schnell, zu klar entglitten. Unnötig. „Wir sind gut reingekommen, aber 18 Gegentore sind zu viel“, befand Przybecki. VfL Gummersbach: Puhle (1. – 60./12 Paraden), Valerio (ein Siebenmeter)– Schröter, Fanger, Vidarsson 6, Blohme 2, Kontrec, Haseler, Hermann 2, Schneider 8, Meinhardt, Santos 3/2, Kiesler 2, Haller, Stüber, Bozovic 8. VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1. – 23./30.– 50.; 4 Paraden), Conrad (23. – 30.; ab 50.; 1 Parade) – Potratz, Gonschor, Raguse 3, Lindskog Andersson 8/4, Hansen 2, Löfström 6, Waschul, Schult 1, Versteijnen 3, Schrader, Kretschmer 1, Bruhn 4, Hagen. Siebenmeter: 2/2 – 4/4 Zeitstrafen: 2 – 1. Spielfilm: 2:1 (4.), 3:5 (10.), 5:7 (13.), 8:9 (19.), 11:9 (22.), 14:12 (26.), 18:14 (HZ) – 19:15 (32.), 19:19 (37.), 23:20 (42.), 25:22 (45.), 27:23 (50.), 29:27 (55.), 29:28 (57.), 31:29 (Ende). Lesen Sie auch: Alles zum VfL Lübeck-Schwartau Schwartauer Aufholjagd zum 19:19: Ganz anderes Bild nach Wiederanpfiff. Mit besserer, jetzt offensiverer Abwehr kam der VfL zurück. Nach sieben Minuten war der Rückstand egalisiert (19:19). Stark in der Phase: Jasper Bruhn im rechten Rückraum. Nach dem 20:20 entglitt das Spiel aber erneut, als Gummersbach auch dank Puhles Paraden wegzog (23:20). Lübeck-Schwartau blieb zwar in Schlagdistanz, doch der Altmeister fand offensiv immer wieder Antworten, vor allem aus dem Rückraum durch den Österreicher Bozovic (8 Würfe/8 Treffer) und den Halblinken Schneider (9 Würfe/8 Tore). Acht Minuten vor Schluss schien das Spiel gelaufen (24:28). Denkste! Gummersbach zitterten die Hände. Lübeck kämpfte sich heran, war nach Lindskog Anderssons Treffer beim 28:29 wieder dran. Doch zu mehr reichte es nicht. Weil vorn ein Hansen-Pass nicht ankam, Gummersbach mit zwei Treffern antwortete (31:28/58.), die Partie letztlich clever nach Hause brachte. Fazit Przybecki: „Das war ein tolles Spiel, in dem die Jungs alles gegeben haben. Am Ende hat man aber die Gummersbacher Qualität gesehen, die abgezockten Profis. Sie haben das Spiel entschieden. Unterm Strich können wir aber auf der Leistung aufbauen.“ Am Freitag kommt Aufsteiger Dessau nach Lübeck (19.30 Uhr). Von Jens Kürbis