handball: VfL Lübeck-Schwartau legt am 20. Juli los

Via Telefon war Daniel Pankofer der Konferenz zugeschaltet, lauschte mit den nunmehr 39 Klubchefs der 1. und 2. Handball-Bundesliga (HBL), was das Liga-Präsidium zu berichten hatte. Als HBL-Präsident Uwe Schwenker den 1. Oktober als Saisonstart verkündete, und dieser mit Zuschauern geplant sei, war die Erleichterung beim Geschäftsführer der Lübeck-Schwartauer Zweitliga-Handballer deutlich vernehmbar: „Das gibt – bei allen Unwägbarkeiten – ein Stück Planungssicherheit, auch so etwas wie eine Perspektive. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht.“ Der Handball kehrt auf die Bildfläche zurück. Und das mit dem klassischen Saisonmodell. Alle anderen Varianten (verkürzte Spielzeit, Playoffs, zwei Staffeln) „wären“, so HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, „nicht ausreichend praktikabel, wirtschaftlich und fair“. VfL plant dreiwöchigen Softeinstieg: Beim VfL hat sich Pankofer bereits mit Trainer Piotr Przybecki auf einen groben Plan bis zum ersten Punktspiel verständigt. Trainingsstart ist demnach der 20. Juli. Für Przybecki ist klar: „Das wird ein Softeinstieg. Nach dann vier Monaten Pause können wir nicht von Null auf Hundert hochfahren.“ Außerdem müsse er erst einmal schauen, „wie die Jungs nach der langen Zeit drauf sind“. Die ersten drei Wochen seien so eine Art Vor-Vorbereitung mit Kraft- und Laufeinheiten plus einem stark reduzierten Hallentraining. „Die Jungs müssen sich an die typischen Handball-Bewegungen erst wieder gewöhnen.“ Przybecki, der erstmals in seiner Schwartauer Amtszeit dann einen bis auf Mex Raguse (Kreuzband-OP im Januar) komplett gesunden Kader am Start haben wird, will Verletzungen durch Überbelastungen in jedem Fall vermeiden. Saison an der Grenze der Belastbarkeit: Doch schon jetzt steht fest: Die Saison, die am 30. Juni 2021 enden soll, wird aufgrund der hohen Termindichte die Spieler an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Gerade den THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt, die neben 38 Ligaspieltagen noch in der Champions League spielen und ihre Stars im November in der EM-Qualifikation, im Januar zur WM in Ägypten und im Frühjahr 2021 zur Olympia-Qualifikation wissen. Flensburg-Coach Maik Machulla ist klar: „Das wird eine besondere Herausforderung.“ Und: Er hofft, dass so schnell wie möglich wieder vor Zuschauern gespielt werden kann. „Unsere Sportart lebt von den Emotionen.“ Lesen Sie auch: Alles zum VfL Lübeck-Schwartau Testspiele mit Zuschauern als Probelauf: Darauf setzt auch Pankofer, hofft sogar schon auf Testspiele vor Zuschauern im September. „Das wäre ein guter Probelauf für unser Hygiene- und Betriebskonzept.“ Die HBL will dies den Klubs in den kommenden Wochen an die Hand geben. „Die Corona-Pandemie ist nach wie vor eine sehr reale Bedrohung. Gerade deswegen legt der Handball sehr großen Wert darauf, durch ein überzeugendes Hygienekonzept mit Kontaktverfolgung in die Saison starten zu können“, erklärte HBL-Chef Bohmann. Pankofer: „Geisterspiele wären schlechteste Option“: Das Konzept (mit Expertisen externer Fachkräfte) soll den Klubs als Grundlage für die jeweilige Abstimmung mit den regionalen Behörden dienen. In der Telefonkonferenz wurden deshalb auch keine Daten zu möglichen Zuschauerzahlen zum Saisonstart genannt. „Das hätte auch keinen Sinn gemacht. Das kann morgen schon wieder überholt sein. Außerdem sind die Auflagen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich“, erklärt Pankofer. Er selbst hofft in Schleswig-Holstein auf weitere Lockerungen, dass ab Oktober Großveranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauern auch in der Halle möglich sind. „Uns würde das helfen. Für Kiel wäre es aber noch ein Geisterspiel.“ Die Sparkassen-Arena ist zu den THW-Spielen mit 10 285 Zuschauern stets ausverkauft. Pankofer ist klar, dass der Re-Start mit Zuschauern nur über personalisierte Tickets, Fans mit Mund-Nasen-Schutz, Abstandsregeln in der Halle, einer Lenkung der Zuschauer und wohl auch nur ohne Gäste-Fans erfolgen kann. „Aber das ist alles besser, als gar keine Zuschauer. Geisterspiele wären nach wie vor die schlechteste Option.“ Denn beim VfL, der im Vorjahr mit durchschnittlich 1962 Zuschauern eine 90-prozentige Auslastung der Hansehalle hatte, machen Zuschauer-Einnahmen mit gut 550 000 Euro rund 40 Prozent des Etats aus. Signal: „Wir kommen wieder!“: HBL-Chef Bohmann fasst das für die Liga so zusammen: „Die Handball-Bundesliga ist anders als Fußball extrem abhängig von Zuschauern und Sponsoren. Die Klubs haben jetzt einen Berg voll Arbeit vor sich.“ Doch das Signal des Aufbruchs ist gesendet. Auf Twitter hieß es dazu: „Wir kommen wieder!“ Den Spielplan für die neue Zweitliga-Saison will die HBL bis Ende Juli veröffentlichen. Der VfL Lübeck-Schwartau hat dann 18 Heimspiele. Der Verkauf der Dauerkarten wurde aber aufgrund der unklaren Planungssicherheit jetzt gestoppt. „Wir haben 800 Dauerkarten verkauft. Das ist für uns unter Einhaltung des derzeitigen Hygienekonzeptes noch gut händelbar“, erklärte Schwartaus „Ticket-man“ Tim Schlichting und ergänzte: „Bei neuen Lockerungen würden wir kurzfristig reagieren.“ Die Hansehalle hat unter normalen Bedingungen eine maximale Kapazität von 2176 Zuschauern. Von Jens Kürbis