Der Chef ist ein Mistkerl, die Kollegen alle unfähig? So kommen Sie aus der Opferrolle raus
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Der Job ist mies? Das ändert sich nur, wenn man für sich und seine Situation Verantwortung übernimmt.
© Quelle: Magnet.me/Unsplash
Eines fällt mir immer wieder auf, wenn mir Mitarbeitende in der Beratung erzählen, wie schlecht sie in ihren Firmen behandelt werden. Dass sie zum Beispiel unbezahlte Überstunden machen müssen. Oder dass ihr Chef oder ihre Chefin sie drangsaliert. Oder dass es der Firma nur ums Geld und nicht um die Menschen geht. Mir fällt auf, dass diese Mitarbeitenden den Scheinwerfer ihrer Kritik nach außen richten, auf die Firma, auf die Chefin oder den Chef. Aber all das werden sie nicht ändern können.
Dagegen versäumen es die meisten Menschen, den Blick nach innen zu richten und sich kritisch zu fragen: Welchen Anteil an der Misere trage ich selbst? Wer sich in einer unmenschlichen Firma wiederfindet, hat zwar das Recht, sich über die Umstände zu beklagen. Ich selbst gehe mit solchen Firmen in meinen Büchern hart ins Gericht. Aber wer sich als Opfer definiert, tut sich keinen Gefallen damit. Zudem verleugnet er einen Teil der Wirklichkeit, den er unbedingt zur Kenntnis nehmen sollte. Zum Beispiel lohnt sich die Frage: Wie kommt ein Mitarbeitender in eine miese Firma? Offenbar hat er eine falsche Entscheidung gefällt. Oder er ist zu lang an Bord geblieben, als die See immer rauer wurde? Hat er sich von seiner Chefin oder seinem Chef vielleicht zu viel bieten lassen und ein Gewohnheitsrecht zu seinen Ungunsten etabliert?
Eigenen Anteil an der Situation suchen
Das Gesetz der Verantwortung besagt: Für alles, was in Ihrem Leben passiert oder auch nicht passiert, tragen Sie selbst die Verantwortung. Das mag hart klingen, doch es enthält eine sehr erfreuliche Botschaft: Wenn Sie selbst es sind, der sich mit in die Misere reitet, dann können Sie selbst wieder hinausreiten. Wenn Sie dagegen sagen, „Ich fahre in einer Kutsche, die andere steuern“, dann sitzen Sie fest in einer misslichen Situation.
Gibt es Missstände, die Sie in Ihrem Leben beklagen? Dinge, über die Sie sich ärgern? Menschen, die Sie am Arbeitsplatz fast zur Verzweiflung treiben? Zum Beispiel eine Kollegin oder einen Kollegen, die oder der seine Arbeit immer auf Sie abwälzt. Oder eine Kundin oder einen Kunden, die oder der den Mund nicht aufmachen kann, ohne zu meckern. Oder eine Managerin oder einen Manager, die oder der Ihnen stets das Gefühl gibt, nicht mehr kostbar, sondern nur noch eine unerwünschte Kostenstelle zu sein? Dann sollten Sie sich fragen: Worin liegt mein Anteil an der Situation? Ich verspreche Ihnen: Diese Haltung macht Sie freier und stärker.
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Sich zu verändern ist besser als Opferrolle
Wenn Sie anderen die Verantwortung für Umstände zuschieben, die Ihnen nicht gefallen, sind Sie zur Passivität verdammt. Sie müssen darauf hoffen, dass der oder die andere sich oder die Lage verändert. Dann sind Sie nicht mehr Regisseurin oder Regisseur Ihres Lebens, sondern nur noch Zuschauender. Das führt zu einem inneren Zustand, den Psychologen als „erlernte Hilflosigkeit“ bezeichnen. Weil Sie glauben, nichts verändern zu können, erstarren Sie. Das kostet Lebensglück und kann in einer Depression enden.
Erst wenn Sie die Verantwortung für eine Situation übernehmen, können Sie sie verändern. Kann es sein, dass die Kollegin oder der Kollege die Arbeit abschiebt, weil Sie sich nicht ausreichend abgrenzen? Kann es sein, dass die Kundin oder der Kunde mit Ihnen meckert, weil Sie ihr oder ihm zu unterwürfig begegnen? Kann es sein, dass die Managerin oder der Manager Ihnen die Wertschätzung verweigert, weil Sie selbst gelegentlich an Ihrem Wert zweifeln? All diese Annahmen sind günstig für Sie, denn jetzt können Sie einen Auftrag für sich ableiten: sich zu verändern ist besser als die Opferrolle.
Martin Wehrle ist Karrierecoach und Bestsellerautor, sein aktuelles Buch: „Den Netten beißen die Hunde: Wie Sie sich Respekt verschaffen, Grenzen setzen und den verdienten Erfolg erlangen“.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit. Martin Wehrle ist Karriereberater.
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