Lebensmittelhandel

Darf es etwas weniger sein? – Lidl will Fleischangebot reduzieren

„Darf es etwas weniger sein?“ – der Discounter Lidl will in seinen Märkten den Anteil an Fleischprodukten senken.

„Darf es etwas weniger sein?“ – der Discounter Lidl will in seinen Märkten den Anteil an Fleischprodukten senken.

Lübeck. Fisch aus Möhren, Döner aus Soja – es gibt in deutschen Supermärkten immer mehr vegetarische oder vegane Produkte und damit Alternativen zu Fisch und Fleisch. Das geschieht nicht nur aus hehren Zielen, sondern mit Blick auf den Markt der Zukunft.

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Denn: Jeder fünfte junge Mensch zwischen 20 und 29 Jahre in Deutschland gibt laut Statista an, Vegetarier zu sein oder zumindest weitgehend auf Fleisch zu verzichten. In der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahre sieht es ähnlich aus.

Lidl: Weniger Fleisch, mehr pflanzliche Produkte

Der Discounter Lidl kündigte wohl auch vor diesem Hintergrund an, als Alternative zu Fleischprodukten den Anteil pflanzlicher Produkte im Sortiment bis 2025 deutlich zu erhöhen. Das Unternehmen mache dies, da es sich der Tatsache bewusst sei, „dass die Ernährung wesentliche Auswirkungen auf das Klima, die Biodiversität sowie auf die Gesundheit hat“, teilte eine Unternehmenssprecherin den LN mit.

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Man stelle sich „seiner Verantwortung als Handelsunternehmen und seiner wichtigen Vermittlerrolle zwischen Lebensmittelerzeugern und Kunden“ und wolle „aktiv die Transformation zu einer zukunftsfähigen Ernährung vorantreiben“, hieß es weiter.

„So ernähren, dass es für zehn Milliarden Menschen reicht“

Schon vor ein paar Tagen hatte Christoph Graf, Lidl-Chefeinkäufer für den deutschen Markt, auf der Agrarmesse „Grüne Woche“ in Berlin den Vorstoß zu weniger Fleisch im Sortiment angekündigt. Dieser Schritt ist seiner Ansicht nach „alternativlos“, da „es keinen zweiten Planeten gibt.“ Man müsse sich so ernähren, dass die Ressourcen der Erde für zehn Milliarden Menschen reichten. Darüber hatte zuerst die „Lebensmittelzeitung“ berichtet.

Der Fleischkonsum ist in Deutschland rückläufig: Zuletzt lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum bei 55 Kilogramm im Jahr. Anfang der 1990er-Jahre waren es noch fast zehn Kilo mehr.

Der Fleischkonsum ist in Deutschland rückläufig: Zuletzt lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum bei 55 Kilogramm im Jahr. Anfang der 1990er-Jahre waren es noch fast zehn Kilo mehr.

Laut dem Chefeinkäufer kann aus der „Weniger Fleisch, mehr pflanzliche Produkte“-Unternehmung sogar ein Wettbewerbsvorteil erwachsen. „Ich glaube, dass die jüngere Generation froh ist, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen.“ Er merkte an, dass aufgrund dessen nicht sofort mit einem Umsatzsprung zu rechnen sei, die Verbraucher könnten das geänderte Sortiment allerdings als „Differenzierungsmerkmal“ wahrnehmen.

Discounter: Wollen Kunden nicht bevormunden

Der Discounter betont zwar, dass es „auch weiterhin ein breites Angebot an Fleischprodukten“ in den Lidl-Filialen geben wird und das Unternehmen den Kunden „die Wahl lassen und nicht die persönliche Ernährungsweise vorschreiben“ wolle. Doch dieser Aspekt findet zumindest in den Sozialen Medien kaum Gehör, dort wird der Lidl-Vorstoß heiß diskutiert und oftmals auf die Worte „weniger Fleisch“ reduziert.

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Lidls Vorstoß: Wie reagiert die Konkurrenz?

Angesichts dessen ist für die Supermarkt-Konkurrenz, die in Norddeutschland mit Lebensmitteln handelt, der kommende Feldversuch des Wettbewerbers eher vermintes Terrain. Der Lebensmitteleinzelhandel gibt sich hier bedeckt und möchte eigene Pläne nicht offenlegen – obwohl auch diese Branche ansonsten gern mit dem Wort „Nachhaltigkeit“ im Mund ordentlich die Werbetrommel rührt. Edeka Nord formuliert es besonders schmallippig: Man wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu „strategischen Entwicklungen in dem angefragten Sortiment äußern.“

Weniger Fleisch im Angebot bei Aldi, Famila und Rewe?

Aldi Nord umkurvt die „Weniger Fleisch“-Frage zumindest einigermaßen elegant und teilt mit, dass das Unternehmen sich „neben dem Ausbau des veganen Sortiments“ mit dem sogenannten Aldi-Haltungswechsel klar zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit bekannt habe. Dieser sieht vor, dass Aldi das eigene Frischfleisch- und Trinkmilch-Sortiment bis zum Jahr 2030 auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umstellen wird.

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Aldi ähnlich äußert sich Famila. Das Unternehmen treibe eigene Tierwohl-Projekte voran, bei denen es den „vollen Zugriff auf die komplette Produktionskette“ habe. Außerdem ist zu erfahren, dass das Fleisch aus nachhaltigerer Haltung „bereits einen hohen Anteil in diesem Warenbereich“ ausmache. Wie hoch der „hohe Anteil“ in konkreten Zahlen ist, ist nicht zu erfahren.

Frischetheke mit veganen Produkten im Test

Rewe Nord verweist auf das eigene Sortiment an Milchersatzprodukten, Fleisch-, Wurst-, Käse- und Fischersatz, das „in den vergangenen Jahren stark ausgebaut“ worden sei, und die Frischetheken mit veganen Produkten. Es gibt derzeit insgesamt zwölf, die auf Kundenresonanz getestet werden. Zwölf bei 670 Märkten in Norddeutschland und dem nördlichen Teil Nordrhein-Westfalens.

Eine davon seit Oktober in Lübeck – in der Kantstraße auf Marli. Die Chefin des Marktes Nele von Poten sagt, dieses Angebot werde „super angenommen“, besser als sie erwartet habe. Hier griffen vor allem die Kunden zu, die zuvor abgepackte vegane Produkte gekauft hätten. Vereinzelt auch Kunden, die sonst Fleisch zugeneigt sind und das Angebot einmal testen wollen.

In Nele von Potens Markt in der Kantstraße gibt es Veganes aus der Frischetheke.

In Nele von Potens Markt in der Kantstraße gibt es Veganes aus der Frischetheke.

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Weniger Fleisch verkauft?

Doch angesichts dieses Kaufverhaltens ist der Fleischabsatz in der Kantstraße nicht gefallen. Im Gegenteil. Er sei sogar leicht gestiegen, sagt von Poten. Sie führt das auf die neuen Artikel in der Wurst- und Fleischtheke zurück, vor allem auf die aus der Region.

Die Markt-Chefin wird persönlich. Vielleicht gehe es vielen Kunden wie ihr selbst, sagt sie. Sie habe den veganen Käse auf Cashew-Basis probiert, er habe ihr geschmeckt, aber deshalb esse sie jetzt nicht weniger Aufschnitt oder Fleisch. „Und das ist auch nicht verwerflich“, meint sie. „Wenn das Stück Fleisch von einem Tier aus vernünftiger Haltung und aus der Region kommt.“

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