Nord-Abgeordneter kämpft für Radverkehr
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Der CDU-Verkehrsexperte Gero Storjohann möchte mehr Menschen dazu motivieren, das Auto gegen das Fahrrad zu tauschen.
© Quelle: dpa
Berlin. Über gleich zwei Fahrräder, "ein altes und ein ganz altes", verfügt Gero Storjohann in der Hauptstadt. Eines hat der CDU-Verkehrsexperte aus Seth (Landkreis Segeberg) im Keller seiner Abgeordnetenwohnung und eines vorm Büro. Für die Entfernungen im Regierungsviertel seien die "Drahtesel" das ideale Fahrzeug, bricht der 61-Jährige eine Lanze für das Rad.
„Es bedarf noch einiger Anstrengungen“
Vor Kurzem hat der Norddeutsche zusammen mit den radverkehrspolitischen Sprechern der anderen Fraktionen – außer der AfD – den Parlamentskreis Fahrrad gegründet. Seit 13 Jahren schon widmet sich Storjohann dem umweltfreundlichen Verkehr auf zwei Rädern. „Für den Radverkehr wurde schon viel auf den Weg gebracht, aber es bedarf noch einiger Anstrengungen, um ihm den gleichen Stellenwert wie anderen Mobilitätsformen zu verschaffen. Dafür setzt sich der Parlamentskreis ein“, sagt er.
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Gero Storjohann CDU-Bundestagsabgeordneter aus Seth (Kreis Segeberg).
© Quelle: E-LN-Archiv
Der Kreis ist wichtiger parlamentarischer Ansprechpartner für zahlreiche Verbände, etwa den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) oder den Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sowie den Verbund Service und Fahrrad (VSF).
Dass Radfahrer sozusagen die natürlichen Feinde der Autofahrer seien, weist Storjohann entschieden zurück: „Sie sind es gerade nicht, denn wer mit dem Rad unterwegs ist, entlastet den Verkehr auf den Straßen und braucht keinen Parkplatz.“ Dass es im täglichen Verkehr allerdings immer wieder zu Konflikten zwischen beiden Seiten komme, habe vor allem mit der Haftung zu tun, die bei Unfällen in der Regel dem Kraftfahrer die Schuld gebe und dessen Kasko-Versicherung belaste.
Gegenseitige Rücksichtnahme
Storjohann fordert gegenseitige Rücksichtnahme auf beiden Seiten ein. Für ihn ist die „Entflechtung“ von Rad- und Autoverkehr der Schlüssel für mehr und sicheren Radverkehr in den Städten, aber auch auf dem flachen Land. Das Berliner Verkehrsministerium stellt mittlerweile rund 200 Millionen Euro im Jahr für die Förderung des Radverkehrs bereit. Für kreuzungsfreie Radschnellwege, wie sie auch vom Süden Schleswig-Holsteins, etwa von Pinneberg, Kaltenkirchen, Bad Oldesloe oder Ahrensburg nach Hamburg geplant werden, sind 75 Millionen Euro aus der Bundeskasse vorgesehen.
Dabei dürfe der Bund, genau genommen, gar kein Geld für den Neubau und die Erhaltung von Radwegen in den Ländern ausgeben. Lediglich entlang von Bundesstraßen dürfe Berlin dafür löhnen. Allerdings verweist Storjohann darauf, dass diese Regelung inzwischen „großzügig“ gehandhabt werde. Der Bund könne Radwege auch dann fördern, wenn „der Bezug zu einer Bundesstraße“ gegeben sei.
75 Prozent der Bundesstraßen im Norden haben Radweg
Im Norden gibt es inzwischen an 75 Prozent der Bundesstraßen Radwege, die gern von Touristen und Einheimischen genutzt würden. In Bayern liege die Radwegquote bei gerade mal 15 Prozent. Im Idealfall werde beim Neubau von Straßen gleich der entsprechende Radweg mitgeplant und mitgebaut, sagt Storjohann.
Er weiß allerdings, dass es in der Praxis dabei so manche Probleme gibt. Leider müsse der Bau von modernen Radwegen oft hinter dem Straßenbau zurückstehen. Das müsse sich ändern, verlangt der CDU-Politiker mit einem Blick nach Kiel.
Die Fahrradexperten des Bundestages setzen sich zudem für mehr Sicherheit ein, etwa für den Einbau von Abbiegeassistenten an Lkw, um Unfälle mit Radfahrern beim Rechtsabbiegen zu vermeiden. Storjohann erzählt, dass er an seinem Rad einen Rückspiegel angebracht hat. Vor allem um rasende Radfahrer erkennen zu können.
Reinhard Zweigler