Service für Senioren in Lübeck: BringLiesel liefert Drogerie-Produkte
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Betreuungsassistentin Nicole Lieberum packt gemeinsam mit Ursel Benn (79) ihre BringLiesel-Tüte aus. Diesmal hat die Seniorin Shampoo und Duschgel bestellt.
© Quelle: Lutz Roessler
Lübeck. Die Zahnpasta und das Duschgel gehen zu Ende und die Lust auf eine Tafel Schokolade und einen Piccolo wächst. Für Senioren, die nicht mehr mobil sind und keine Angehörigen in der Nähe habe, ist das oft ein nicht zeitnah zu lösendes Problem. Genau da setzt das Unternehmen BringLiesel an, das deutschlandweit 1800 Senioreneinrichtungen und damit jeden Monat mehr als 50.000 Bewohner mit Drogerie-Produkten beliefert.
Sortiment umfasst 1200 Produkte
Seit der Gründung im Jahr 2016 hat das Unternehmen, das seinen Hauptsitz inzwischen in Lübeck hat, sein Sortiment stetig erweitert. „Gestartet sind wir mit 120 Produkten, inzwischen sind es 1200“, sagt Nico Jäschen, einer der beiden Geschäftsführer. Aus zunächst drei Mitarbeitern sind im Laufe der Zeit 30 geworden. Das erste Lager befand sich in einem kleinen Kellerraum – inzwischen hat BringLiesel eine große Lagerhalle im Gewerbegebiet Roggenhorst. Die Hauptlieferanten des Unternehmens sind Rossmann und Edeka, das Angebot reicht von Bodylotion, Shampoo und Parfüm über Kekse, Chips und Weingummi bis zu Rätselheften, Wolle, Zigaretten, Eierlikör und Blumen. „Nur Waren, die gekühlt werden müssen, haben wir nicht im Sortiment“, erklärt Jäschen.
Johanniter-Quartier: Große Zeitersparnis für die Mitarbeiter
Zu den Kunden von BringLiesel gehört auch das Johanniter-Quartier in der Lübecker Waisenallee. Standortleiterin Claudia Bettinger ist von dem Service, den derzeit mehr als 30 Heimbewohner nutzen, „unter anderem wegen der fairen Preise begeistert“. Ohne Lieferservice müssten Mitarbeiter die Einkäufe für die Bewohner erledigen, die die Besorgungen nicht mehr selbst erledigen können, und hätten dadurch weniger Zeit für ihre eigentliche Arbeit.
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BringLiesel-Geschäftsführer Nico Jäschen wird von Standort-Leiterin Claudia Bettinger im Johanniter-Quartier begrüßt .
© Quelle: Lutz Roessler
Heute bestellt, übermorgen da
Seit einigen Monaten hat das stark online-orientierte Unternehmen auch einen gedruckten Katalog, der nicht nur die Produkte, sondern auch kleine Rätsel, Mandalas zum Ausmalen und Infos über Innovationen in der Pflege enthält. „Sich diesen in Ruhe anzusehen, ist die erste Freude für unsere Bewohner“, sagt Bettinger. Jeweils dienstags gibt eine Mitarbeiterin online eine Sammelbestellung auf und spätestens am Donnerstag kommen Pakete im Johanniter-Quartier an. Darin ist für jeden Kunden eine mit seinem Namen beschriftete Tüte mit der jeweiligen Bestellung – und als kleines Geschenk eine Mini-Tüte mit Naschi für die Mitarbeiter. Darauf prangen Aufkleber mit der Aufschrift „Alltagshelden“ oder „Kleine Freude für große Freudebringer“. Daher wird die BringLiesel-Lieferung „nicht nur von den Bewohnern, sondern auch von den Mitarbeitern freudig erwartet“, sagt Bettinger lächelnd.
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Ursel Benn (79) stöbert gerne im Katalog von BringLiesel und überlegt, was sie in der nächsten Woche bestellen möchte .
© Quelle: Lutz Roessler
Vorfreude auf die „liebevoll gepackte Tüte“
Eine der BringLiesel-Stammkundinnen ist Ursel Benn (79), die auf den Rollstuhl angewiesen ist und seit knapp vier Jahren im Johanniter-Quartier lebt. Diesmal hat sie ihr Lieblingsduschgel und ein Shampoo bestellt. „Ich freue mich jeden Donnerstag auf die liebevoll gepackte Tüte“, sagt die Seniorin. Ungeduldig erwartet wird die Lieferung einige Zimmer weiter auch von Dieter Schramm. Der 94-Jährige nascht gerne und packt mit leuchtenden Augen verschiedene Schokoladen-Varianten aus. „Wir möchten Freude ins Haus bringen – und es ist schön zu sehen, wenn das gelingt“, sagt Nico Jäschen.
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Dieter Schramm hat schon sehnsüchtig auf seine BringLiesel-Lieferung gewartet. Der 94-Jährige wird unruhig, wenn seine Süßikeiten-Vorräte zur Neige gehen, verrät Betreuungsassistentin Nicole Lieberum.
© Quelle: Lutz Roessler
Geschäftsführer als Praktikant
Nach Angaben des Geschäftsführers werden auf jedes bestellte Produkt „nur Centbeträge aufgeschlagen“ und die Lieferkosten werden entsprechend der Bestell-Größe umgerechnet, da ja jedes Paket mehrere Tüten enthält. Vor kurzem hat Jäschen ein mehrwöchiges Praktikum in einer Hamburger Senioreneinrichtung absolviert, „um einen besseren Einblick in deren Alltag zu bekommen“.
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„So können wir die Wünsche von Bewohnern erfüllen“
Auch die Diakonie Nord Nord Ost gehört zu den BringLiesel-Kunden. „Dieser Service ist für die Bewohner und für die Mitarbeiter von Vorteil“, findet Stefanie Heiland, Leiterin des Pflegezentrums Travetal: „Wir können die Wünsche der Bewohner erfüllen, ohne selbst zeitintensive Einkäufe erledigen zu müssen.“ Auch die Pflegekräfte würden sich freuen, „wenn beim Bewohner eine Bodylotion mit seinem Lieblingsduft bereitsteht“. Bisher würden 20 bis 30 Prozent der Bewohner den Service nutzen.
Lieferdienste: Nachfrage steigt
Laut Jäschen sind neben Drogeriebedarf Süßigkeiten fester Bestandteil der meisten Bestellungen. Betreuungsassistentin Nicole Lieberum ist überzeugt, dass die Lust auf Süßes dabei nicht die Hauptmotivation ist: „Vielen ist es wichtig, dass sie etwas anbieten können, wenn Besuch kommt“. Standort-Leiterin Bettinger vermutet, dass die Nachfrage nach Lieferdiensten wie BringLiesel weiter steigen wird, „weil die meisten Menschen inzwischen erst dann in eine Einrichtung ziehen, wenn zu Hause gar nichts mehr geht – also dann, wenn sie nicht mehr mobil sind“.
LN