Taufe der U-Boote für Singapurs Marine bei TKMS in Kiel mit viel Prominenz
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U-Boot-Doppeltaufe der „Impeccable“ (links) und der „Illustrious“ bei ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Kiel. Doppeltaufe mit hochrangigen Gästen auf der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). „So etwas hatten wir noch nie auf der Werft. Eine Doppeltaufe von gleich zwei U-Booten“, so Oliver Burkhard, Vorstand der Werft. Der Festakt für die Marine Singapurs erfolgte am Dienstagvormittag vor den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong. Taufpatin ist Ho Ching – die Unternehmerin ist Ehefrau des Premierministers.
Die Zeiten, in denen Henkel Trocken als Taufsekt bei den Kieler Schiffbauern erste Wahl war, sind vorbei. Für die Taufe der beiden Neubauten „Impeccable“ und „Illustrious“ schraubten die Schiffbauer den französischen Schaumwein der Marke „Brut Dargent Chardonnay“ auf die Halterungen.
Eine Wahl mit Symbolcharakter. Waren doch die Schiffbauer aus Frankreich lange die schärfsten Konkurrenten um den Auftrag aus Singapur. Als Taufpatin Ho Ching auf den roten Knopf drückte, zerplatzten beide Flaschen zeitgleich auf den U-Booten.
Singapur hat vier U-Boote bei TKMS in Kiel bestellt
Die „Impeccable“ und „Illustrious“ sind die größten und gefährlichsten U-Boote, die bislang in Deutschland gebaut wurden. Singapur hat in Kiel bislang vier Boote vom Typ 218SG geordert. Mit 2200 Tonnen Verdrängung, 70 Metern Länge und acht Torpedorohren sind diese Boote mehr als ebenbürtig mit den neuen U-Booten Chinas und Russlands in der Region.
Die Regierungschefs betonten den Ausbau der Zusammenarbeit beider Länder. „Sei es Sicherheitspolitik, Klimaschutz oder erneuerbare Energien: Uns verbinden wirtschaftliche und geopolitische Interessen“, sagte Scholz an die Adresse des Regierungschefs aus dem Stadtstaat in Fernost gerichtet.
Der Kanzler sprach von einem deutlichen Signal, das von der Taufe der beiden Boote ausgehe. Deutschland übernehme Verantwortung für seine Partner. „Man kann sich auf uns verlassen“, so Scholz. „Handel und Wettbewerb sind Quellen des Wohlstands. Und genauso habe ich Ihre Delegation hier in Kiel auch erlebt. Mit einem großen Interesse an weltweiter Vernetzung genauso wie für die regelbasierte internationale Ordnung der Welt“, lobte der Kanzler den Gast.
Singapur hat für über zwei Milliarden Euro vier U-Boote bei der Kieler Werft TKMS bestellt. Die Boote sollen für Sicherheit und Ordnung in der Region rund um Singapur sorgen. Mit ihrem Antrieb aus Brennstoffzellen und Elektromotoren sind sie kaum zu orten und ein starkes Gegengewicht zu den neuen chinesischen U-Booten.
„Singapur ist ein ganz wichtiger, strategischer Partner für Deutschlands Sicherheitspolitik“, so Scholz. Dabei würdigte er den Schulterschluss bei der Verurteilung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
Olaf Scholz und Singapurs Premierminister Loong betonen in Kiel Zusammenarbeit
Scholz und Loong hatten sich am Morgen in Kiel zu einem Gespräch getroffen und waren anschließend mit einem Streifenboot der Wasserschutzpolizei zur Werft gefahren. Loong sprach von guten und wachsenden Beziehungen mit Deutschland. Die insgesamt vier bei TKMS bestellten Boote seien die ersten U-Bootneubauten für Singapur.
Die vier Boote der Klasse 218SG seien auch ein Höhepunkt der 2005 gegründeten militärischen Partnerschaft, so der Premier. Der Aufbau der U-Bootflotte sei ein wichtiger Bestandteil der Strategie Singapurs, so Loong. Mit dem Typ 218SG erhalte Singapur jetzt hochmoderne U-Boote. „Diese U-Boote sind schneller, leiser und haben mehr Fähigkeiten als die anderen Boote“, so Loong.
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Die Partnerschaft zwischen der Rüstungsbehörde Singapurs und TKMS umfasst auch einen Technologietransfer. Dazu gehören neuartige Fertigungstechniken für Ersatzteile aus 3D-Druckern. „Die zur Anwendung kommenden Technologien sind weltweit führend. Auch das ist nur möglich dank der vertrauensvollen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Republik Singapur“, sagte Werft-Vorstand Burkhard.
Doppeltaufe auf dem TKMS-Gelände Kiel: Besuch des Kanzlers starkes Symbol
Die Einheiten für Singapur seien „die größten U-Boote, die wir jemals gebaut haben“, so Burkhard. Ein weiteres Boot kommt demnächst aus der Halle. Danach startet die Werft mit dem Bau noch größerer U-Boote. TKMS hat allein am Standort Kiel mehr als 3100 Beschäftigte, weltweit sind es nach Unternehmensangaben gut 7000 bei einem Jahresumsatz von etwa zwei Milliarden Euro.
Die Auftragsbücher der Werft umfassen Projekte mit einem Volumen von rund 14 Milliarden Euro. Aktuelle Export-Kunden sind neben Singapur, Norwegen und Israel auch Ägypten, Indien, die Türkei sowie Brasilien.
Erweiterung der Fertigung ab 2024 auf Wismar
Bis 2023 will TKMS die Werft in Kiel für 250 Millionen Euro ausbauen und die Produktionskapazitäten mit einer neuen Werfthalle sowie einer eigenen Brennstoffzellen-Fertigung erweitern. TKMS ist bis in die 2030er-Jahre ausgelastet.
Für die Kieler Schiffbauer hatte Olaf Scholz aber auch noch eine klare Ansage im Gepäck. „Der Schiffbau ist ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Industrielandschaft“, so Scholz. „Ich freue mich außerordentlich, dass ThyssenKrupp seine Fertigung in Deutschland ausbauen wird und ab 2024 auch am Standort Wismar in die Produktion einsteigen wird.“ Die Aufträge dafür sollen auch aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr kommen.