Tiefe Einblicke in die Gärten der Deutschen
Bürgerproteste, Datenschutzbedenken, Panik in der Lokalpolitik: Als Google 2010 seinen Dienst Street View nach Deutschland bringt, ist das Projekt schnell gestorben – zu groß der Widerstand in der Bevölkerung. Nun probiert es Apple mit einer ganz ähnlichen Funktion. Warum bleiben die Proteste aus?
Hannover. Es ist Spätsommer 2008, als ein verschlafenes Dörfchen in Schleswig-Holstein urplötzlich hellwach wird – und tagelang für Schlagzeilen in überregionalen Medien sorgt. Molfsee heißt es, ein 5000-Seelen-Ort kurz vor Kiel – und gerade einmal sieben Quadratkilometer groß. Doch diese Fläche gilt es zu verteidigen, da sind sich die Bürgerinnen und Bürger einig – und protestieren gegen einen neuen Feind: Google Street View.
Eigentlich hatte der Kartendienst seinerzeit geplant, ganz Schleswig-Holstein mit seinen Kameraautos abzufahren – doch Molfsee macht dem US‑Konzern einen Strich durch die Rechnung. Google nutze die fotografierten Straßen kommerziell, beklagt die Lokalpolitik. Also wolle man von dem Konzern eine Sondergenehmigung einfordern – und diese dann im Rathaus selbstverständlich ablehnen. Reinhold Harwart, damaliger CDU-Fraktionschef des Örtchens droht gar: Sollten Aufnahmen von Molfsee bei Google Maps auftauchen, wolle er die Polizei einschalten.