Noch ein Van unter Strom: Der Fiat Ulysse wird elektrisch
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Großzügiges Platzangebot sowie Vielseitigkeit und Variabilität im Innenraum: der neue elektrische Fiat Ulysse.
© Quelle: Fiat
So funktioniert Synergie in ihrer reinsten Form. Fiat mag noch so euphorisch mit der elektrischen Neuauflage des vor elf Jahren eingestellten Ulysse die Rückkehr in das Segment der großen Vans (MPV – Multi Purpose Vehicle) feiern, letztlich handelt es sich bei dem stromernden Personentransporter lediglich um die Eins-zu-eins-Kopie eines Konzernmodells, bei dem im Wesentlichen nur die Frontmaske und die Markenlogos verändert wurden.
Aus dem einst vom französischen PSA-Konzern und Toyota gemeinsam entwickelten Kleintransportertrio mit Peugeot Traveller, Citroën Spacetourer und Toyota Proace Verso ist mittlerweile ein Quintett geworden. Nach der Opel-Übernahme durch PSA kam der Zafira Life hinzu. Und jetzt nach der großen Fusion zum Stellantis-Konzern eben der Fiat Ulysse. Allesamt in einer voll elektrischen Ausgabe. Ja, praktisch nur noch in der E‑Variante. Kundenwünsche nach einer Dieselalternative erfüllt ausschließlich noch Toyota.
Doch bleiben wir beim Ulysse. Ein Name, der früher für eine Großraumlimousine im Pkw-Format mit bis zu sieben Sitzplätzen in drei Sitzreihen stand. Dieses lange Zeit sehr beliebte Segment der Kompaktvans versank infolge des anhaltenden Trends hin zu den SUVs aber nahezu in der Bedeutungslosigkeit, sodass für den Fiat nach dem Produktionsstopp 2010 eine Wiedergeburt als Großfamilienvan oder Shuttle nur eine Klasse höher erfolgversprechend sein konnte. Exakt so, wie es der Opel Zafira, einst ebenfalls Ulysse-Konkurrent, vorgemacht hat.
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Bietet zahlreiche Optionen zur Innenraumgestaltung: der Fiat Ulysse.
© Quelle: Fiat
Bis zu 16 unterschiedliche Sitzkonfigurationen
Denn das großzügige Platzangebot sowie die Vielseitigkeit und Variabilität im Innenraum, die zweifellos die großen Trümpfe des Kleintransporters darstellen, lassen sich in der Fünf-Meter-Klasse eben leichter realisieren. In der 5,30 Meter messenden Langversion natürlich noch besser als in der kürzeren 4,96‑Meter-Ausführung. Dank der Einzelsitze in den hinteren Reihen – übrigens allesamt mit Isofix-Kindersitzbefestigungen – lassen sich in der Achtsitzerversion zwölf unterschiedliche Konfigurationen bilden, beim Siebensitzer sogar 16 verschiedene Kombinationen, Vis-à-vis-Anordnungen eingeschlossen. Der ausklappbare Mitteltisch kann mitreisenden Zeitgenossen dabei nicht nur fürs Kartenspielen nützlich sein.
Wahlmöglichkeit hat der Kunde aber nicht nur beim Radstand oder der Sitzanordnung, sondern auch für den Strombetrieb. Zwar ist beim Fiat E‑Ulysse immer ein 100 kW/136 PS leistender Elektromotor verbaut, der die Vorderräder antreibt, es werden aber zwei verschiedene Batteriekapazitäten angeboten: das kleine Akkupack mit 50 kWh, das laut WLTP-Zyklus bis zu 231 Kilometer Reichweite ermöglicht, und die große 75‑kWh-Batterie mit einem Aktionsradius bis zu 330 Kilometern. Da der Durchschnittsverbrauch auf ersten Testrunden in und um Turin deutlich über dem Normverbrauch von 23,8 kWh/100 km lag, dürften 250 bis 280 Kilometer als realistischeres Limit anzusehen sein.
Zu Hause über Nacht vollzuladen
Am Schnelllader saugt der Italo-Van maximal 100 kW Gleichstrom auf, füllt sich der größere Akku in 45 Minuten (kleine Batterie in 30 Minuten) zu 80 Prozent. Mit 11 kW Ladeleistung an der heimischen Wallbox dauert eine Vollladung in siebeneinhalb bzw. fünf Stunden zwar deutlich länger, ist über Nacht aber auf jeden Fall erledigt.
So unspektakulär wie das flüsterleise Anfahren, nur untermalt von einem dezenten Surren, zeigt sich auch das Fahrerlebnis unterwegs. Es herrscht immer unaufgeregte Ruhe. Die niedrigen Fahr- und Windgeräusche halten sich die Waage. Schaltrucke gibt es naturgemäß nicht. 260 Nm Drehmoment garantieren zügiges Vorankommen. Nur an Steigungen, diese Erfahrung haben wir zumindest bei den Konzernbrüdern gemacht, machen sich je nach Ausführung die rund 2,0 bis 2,4 Tonnen Leergewicht schon bemerkbar – erst recht natürlich bei voller Beladung bis zu drei Tonnen.
Für ein One-Pedal-Driving ist allerdings selbst die höhere der beiden Rekuperationsstufen nicht stark genug. Die Höchstgeschwindigkeit wird vernünftigerweise auf 130 km/h begrenzt, weil sich noch höheres Tempo überproportional auf den Verbrauch niederschlagen würde.
Fahrgefühl beinahe wie im Pkw
Die Fahrwerksabstimmung ist absolut zufriedenstellend. Gefühlsmäßig wähnt man sich eher in einem Pkw denn in einem Transporter. Allenfalls wenn kurze Fahrbahnstöße nur mäßig gefiltert zu den Insassen durchdringen, wird man daran erinnert, eigentlich in einem Nutzfahrzeug zu sitzen. Die echte Nutzfahrzeug-Version gibt es allerdings auch, sie heißt in der Fiat-Version Scudo und ist als Peugeot Expert, Citroën Jumpy, Opel Vivaro und Toyota Proace ebenfalls in fünffacher Ausführung zu haben – im Unterschied zu den Pkw-Varianten auch noch mit Verbrenner.
Für den Fiat E‑Ulysse reicht die Preispalette von 55.990 Euro für die Basisvariante mit kleiner Batterie bis zu 69.490 Euro für die Variante mit 75‑kWh-Akku und besserer Loungeausstattung. Der Umweltbonus von 7500 Euro netto kann bei sämtlichen Versionen in Anspruch genommen werden.
Fiat E-Ulysse Lounge L3 75 kWh
Motor: Elektro
Leistung: 100 kW/136 PS
0–100 km/h: 13,3 s
Antrieb: Vorderräder
Drehmoment: 260 Nm
Spitze: 130 km/h
Reichweite (kombiniert): 329 km (WLTP)
Stromverbrauch: 23,8 kWh/100 km
CO₂-Emission: 0 g/km
Batteriekapazität: 75 kWh
Länge/Breite/Höhe: 5310/1920/1890 mm
Ladeleistung: 11 kW AC und bis 50 kW DC
Kofferraum: 800 bis 1500 l
Leergewicht: 2167–2388 kg
Preis: ab 69.490 Euro