Karl Lauterbach hat jetzt einen eigenen Ballermann-Song (und ja, er ist schlimm)
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Die Schlagersängerin Melanie Müller hat dem SPD-Politiker Karl Lauterbach einen Ballermann-Song gewidmet.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Hannover. Gerade wenn man glaubt, Pandemie und Lockdown könnten nicht mehr schlimmer werden, schließt irgendjemand irgendwo Melanie Müller die Tür zu einer Gesangskabine auf.
Die 32-jährige Schlagersängerin, mitunter bekannt geworden durch Qualitätsfernsehsendungen wie „Der Bachelor“, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und diverse Erotikfilmchen, hat ein neues Werk eingesungen, in dem sie mit lyrischer Finesse die Corona-Maßnahmen thematisiert.
Im Mittelpunkt ihres neuen Werkes „Karl der Große“ steht niemand geringeres als SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der in 3:11 Minuten einmal quer durch die Schinkenstraße geschleift wird. „Mit einem Augenzwinkern“, wie es in einer Mitteilung zum Song heißt. Lauterbach gilt als als einer der gefragtesten TV-Experten zur Corona-Pandemie und war zuletzt massiven Anfeindungen ausgesetzt.
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Lauterbach als „Sexsymbol“
Im Müller-Song klingt das dann so: Auf pumpenden Ballermann-Beats erklärt die Sängerin den SPD-Politiker zum „Sexsymbol“, um ihn in den darauffolgenden Textzeilen dann als Zahlennerd herabzuwürdigen, der sich nur mal ein bisschen locker machen müsse – zum Beispiel mit einem anständigen Saufgelage am Strand von Palma.
„Und sitzen wir im Flieger, dann klappern seine Zähne, die Zahlen nur im Kopf, er kriegt bestimmt Migräne“, heißt es etwa in der ersten Strophe. „Beruhig dich, kleiner Held, setz die Sonnenbrille auf, komm zu uns auf die Insel, der Rest nimmt seinen Lauf.“ Es folgt der Refrain: „Er ist Deutschlands Sexsymbol, Karl Lauterbach ist unser Idol.“
Zwischendurch erklingt immer wieder ein männlicher Rapper, der Müllers Seitenhiebe noch mal etwas näher einordnet, damit man sie auch nach dem dritten Sangriaeimer noch versteht. „Dar Karli lebt in seiner Welt, sieht nur Zahlen, zählt und zählt, fühlt sich dabei so allein, kleiner Held, das muss nicht sein“, heißt es da etwa.
Alles sehr grenzwertig
Dann weist der Rapper daraufhin, dass bei „uns“ auf Mallorca „Freundschaft großgeschrieben“ werde und eben auch „Fehler vergeben“ würden - welche Fehler damit gemeint sind, bleibt unklar, denn bislang waren Lauterbachs Prognosen ja eigentlich immer sehr präzise.
In der zweiten Strophe wird es dann grenzwertig: „Mein Gott, er ist noch Single, das müssen wir jetzt ändern, mit mir Hand in Hand durch die Schinkenstraße schlendern.“ Und weiter: „Den Virus nur im Kopf, sonst hat er nichts zu tun, komm zwischen meine Brüste, die machen dich immun.“
Der Rapper ordnet wieder ein („Die Melli nimmt‘s jetzt in die Hand, Karli, nun wird‘s interessant, Single sein ist manchmal schwer, beim Lockdown fehlt der Spaß zu sehr“), ehe der Song mit einem aggressiven „La, La, La, La, La, La, La, La, Lauterbach“ und einem abschließenden Dur-Akkord endet, der sich nach 3:11 Minuten Kopfschütteln jedoch eher wie Moll anfühlt.
Was will uns die Künstlerin damit sagen?
Es lohnt sich nicht, noch mehr zu diesem herablassenden Gesinge zu schreiben – man sollte aber dennoch einmal erstaunt festhalten, wie viel Sexismus innerhalb dieser ganz speziellen Musikrichtung offenbar noch möglich ist. Wer aus guten Gründen der Insel des Grauens und ihrer Partyhochburg fernbleibt, bekommt das vielleicht gar nicht mit.
Die Tatsache, dass in diesem Lied ausgerechnet das sorglose (und für den Ballermann zumindest dem klischeentsprechend viel geeignetere) Single-Leben geshamed wird, hinterlässt auch viele Fragezeichen. Vielleicht ist die Interpretin dieser Zeilen doch ein bisschen prüder, als sie vorgibt zu sein. Vielleicht sogar prüder als derjenige, den sie besingt, also „Karl der Große“.
Und was der Song am Ende überhaupt aussagen soll, bleibt ohnehin völlig offen. Das ist zwar für Ballermann-Songs nicht untypisch, aber Müller erklärt zumindest laut Pressemitteilung: „Das Ganze soll zwar gute Laune verbreiten, aber es ist auch an all meinen Kollegen und Kolleginnen gewidmet, denen momentan nicht zu lachen zumute ist. (...) Die Branche steht komplett still.“
Ach so. Dann Schinkenstraße wieder auf? Diskotheken wieder auf? Gemeinsam aus Eimern saufen sofort, oder was? Glücklicherweise wird das erst mal nicht passieren. Und der Nebeneffekt dessen ist eigentlich auch ganz angenehm: Den neuen Song von Melanie Müller dürften vorerst nur vergleichsweise wenige Menschen zu Gehör bekommen. Puh, noch mal Glück gehabt.