Theater Lübeck geht an die Uni – mit einem Stück über Sterbehilfe
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Blick ins Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) der Universität zu Lübeck. Das Theater Lübeck führt hier das Stück „sterben helfen“ auf.
© Quelle: Ulf-Kersten Neelsen
Lübeck. In der Welt, in der Lucy lebt, wartet niemand auf den Tod. Bevor jemand leidet, tötet er sich selbst. Bevor jemand anderen zur Last fällt, tötet er sich selbst. Zu diesem Anlass lädt er Freunde, Verwandte und Bekannte zur Beerdigung ein. An deren Ende legt er sich hin und benutzt den Inhalator. Jeder hat so einen Inhalator mit tödlichem Gift. Auch Lucy, eine knapp 40-jährige Führungskraft. Aber als Lucy schwer krank wird, weigert sie sich, ihren Inhalator zu benutzen. Dafür haben nicht alle Verständnis.
Theater Lübeck spielt erst im Hotel, jetzt an der Universität
Mit der Inszenierung von Konstantin Küsperts Stück „sterben helfen“ setzt Malte Lachmann, seit dieser Spielzeit Schauspieldirektor des Theaters Lübeck, die Reihe von Aufführungen außerhalb der Theaterräume fort. Nach dem Stück „Das Los“ im Hanseatischen Hof (später ins Holiday Inn umgezogen) geht es diesmal an das Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) der Universität zu Lübeck. Das ist ein erst wenige Jahre altes Laborgebäude mit einem Hörsaal in der Mitte und verglasten Laboren an der Seite. Das Ambiente ist wissenschaftlich und rational – ähnlich wie in der Welt, in der Lucy lebt. Der Ort gab erst den Ausschlag dafür, dass Lachmann das Stück in Lübeck inszeniert.
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Malte C. Lachmann, Schauspieldirektor des Theaters Lübeck.
© Quelle: TL/Olaf Malzahn
„sterben helfen“ stellt unangenehme Fragen: Kann man den Tod zivilisieren? Ist jeder für seinen Tod selbst verantwortlich? Muss man Leiden unter allen Umständen vermeiden? Fragen, denen heute kaum noch jemand ausweichen kann – angesichts der alternden Gesellschaft und des enormen medizinischen Fortschritts.
Lachmann: „Es fällt mir schwer, dazu eine Haltung zu entwickeln“
In der Welt, in der Lucy lebt, sind die Fragen beantwortet – scheinbar. „Der Text kam kurz nach der Uraufführung bei mir auf den Tisch“, erinnert sich Lachmann. „Ich habe gedacht: Das muss ich unbedingt machen, weil es mir sehr schwer fällt, dazu eine Haltung zu entwickeln“, nämlich zu dem Thema Sterbehilfe. „Das ist eine große Qualität dieses Textes: Er macht eine Frage auf, sagt aber nicht, so und so muss es sein. Ich war noch nie Fan von einem Agitationstheater, das uns sagt, wie die Welt zu funktionieren hat.“
Unterschiedliche Perspektiven der Schauspieler
Lachmann beschreibt das Stück als „fast Soap-artig“. „Das könnte auch ein Drehbuch für eine ZDF-Serie sein. Das sind alles Zuspitzungen, und so versuchen wir es auch zu zeigen.“ Eines aber ist der Text trotzdem nicht: eindeutig. Wie sind Gut und Böse verteilt? Darauf kann man Antworten finden, sie können aber, je nach Perspektive, unterschiedlich ausfallen. Genau das, erzählt Lachmann, sei zu Beginn der Proben im Schauspielensemble passiert – und zwar unabhängig davon, wer welche Rolle spielt. „Ich hoffe, dass es uns gelingt, bei allen Figuren die Beweggründe nachzuempfinden.“
Die Premiere am 30. März und die Vorstellung am 6. April sind ausverkauft. Weitere Vorstellungen: Fr, 7. April, 18.30 Uhr; Di, 2. Mai, 19.30 Uhr.
LN