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Geesthacht

Geesthacht erhält erstes Zentrum zur Wiederansiedlung des Störs

Eine Störaufzuchtanlage plant das Leibnitz-Institut an der Fischtreppe an der Geesthachter Elbbrücke.

Eine Störaufzuchtanlage plant das Leibnitz-Institut an der Fischtreppe an der Geesthachter Elbbrücke.

Geesthacht. Eine Anlage für die Aufzucht und Haltung von Stören  soll auf der Elbinsel Geesthacht entstehen, direkt neben Europas größter Fischaufstiegsanlage.„Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei erhält 6,9 Millionen Euro vom Bund für den Aufbau eines Zentrums für die wissenschaftliche Begleitung der Wiedereinbürgerung des Störs in Geesthacht. Das hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages auf meine Initiative hin in seiner Bereinigungssitzung mit dem Bundeshaushalt 2019 beschlossen. Damit wird ein wichtiger und letzter Schritt zur Wiederansiedlung des europäischen Störs in Deutschland und Mitteleuropa gemacht“, berichtet der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann. In Deutschland gilt der Stör seit 40 Jahren als ausgestorben.

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Auch Dr. Christel  Happach-Kasan (FDP) hat erheblichen Anteil an diesem Erfolg. Auf ihren Antrag hin hatte die FDP-Kreistagsfraktion vor drei Jahren einen Antrag für ein solches Zentrum gestellt. „Ich freue mich wahnsinnig, dass es jetzt losgeht“, sagte sie den LN.

Die Anlage sei neben der Fischaufstiegsanlage ideal positioniert,  um die rückkehrenden Störe sicher zu fangen und auf kurzem Weg in das geplante Störzentrum zu verbringen. Dort sollen die Fische zur Erweiterung des Elterntierbestandes ablaichen und anschließend wieder in der Elbe ausgesetzt werden. Auf der Elbinsel soll die zentrale Elterntierhaltung und Aufzucht als Teil einer Außenstelle des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin angesiedelt werden, wo die Tiere bisher ihren Platz hatten.  Die Kapazitäten dort seien mit derzeit 430 Tieren zwischen 22 und 4 Jahren überlastet und ein weiterer Ausbau sei nicht möglich, betont  Brackmann. Das Leibniz-Institut hat in den vergangenen Jahren durch seine Elterntierhaltung und sein Aufzuchtprogramm mehr als 20 000 Störe in der Elbe aussetzen können. Mit dem Störzentrum in Geesthacht sollen es künftig bis zu 200 000 Exemplare pro Jahr werden, die in die Elbe und damit in die Nordsee entlassen werden. Hier soll auch die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens lokalisiert werden, mit der der Erfolg der Maßnahmen gesichert werden soll.

Der Finanzausschuss der Stadt Geesthacht hat in seiner Sitzung am Montag beschlossen, das entsprechende Grundstück auf der Elbinsel an das IGB zu verpachten. „Ich fühle mich wie bei einem Marathon und freue mich, jetzt endlich die erste Station, an der es Wasser und Zitrone gibt, erreicht zu haben“, berichtet Jörn Gessner vom IGB.  Die vergangenen Monate über hat er viele Diskussionen mit den Fachabteilungen des Kreises geführt. „Jetzt haben wir aber das grundsätzliche Okay, bauen zu dürfen“, sagt er.

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Der Europäische Stör (Acipenser sturio) ist eine der am stärksten gefährdeten Fischarten Europas. Die Berner Konvention hat für den Stör 2007 einen Aktionsplan für das gesamte Verbreitungsgebiet vorgelegt, den Deutschland 2010 in einen nationalen Aktionsplan umgesetzt hat.  „Die Tiere müssen von klein auf ans Elbwasser gewöhnt werden“, sagt Gessner. Aktuell werden die Störe in Berlin gezüchtet, können sich erst spät an die Elbe gewöhnen, in der sie in früheren Jahrhunderten in großer Zahl heimisch waren.

Auf der Elbinsel am Stauwehr neben der Fischaufstiegsanlage  möchte das IGB die neue Forschungseinrichtung bauen, die sich mit Fragen der Fließgewässerökologie und insbesondere mit der Wiedereinbürgerung des Europäischen Störs befassen soll. Hierfür wird eine zentrale Laichfischhaltung in Kombination mit einer Jungfischaufzucht geplant.

Gessner: „Hier können wir gleich sehen, welche Tiere fit sind und welche nicht.“ Die Idee ist, dass die Tiere in der Fischtreppe zur Vermehrung herausgenommen und nach dem Ablaichen wieder in die Elbe entlassen werden.

Die auf einen Betrieb von 15 bis 20 Jahre ausgelegte Zuchtanlage soll von drei dauerhaften und bis zu sechs saisonalen Mitarbeitern wissenschaftlich begleitet werden. Jürgen Pflantz vom Geesthachter Umweltamt: „Zudem soll die Einrichtung auch als Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung von Forschungsergebnissen zu den Fließgewässern und insbesondere zum Fischbestand der Elbe dienen.“ Der Fokus der Öffentlichkeitsarbeit richtet sich auf die Wiedereinbürgerung des Störs und die Rolle der Fischtreppe. Nach Angaben des Energiekonzerns Vattenfall besuchen bis zu 4000 Menschen jährlich die Fischaufstiegsanlage.

Für die Realisierung der Anlage sind die Flurstücke 33, 34 und 35 notwendig, wobei nur das 4300 Quadratmeter große Flurstück 34 der Stadt gehört. Die anderen Flächen gehören der Wasserstraßenverwaltung des Bundes, eine Teilfläche ist an Vattenfall verpachtet. Laut Gessner gibt es aber positive Signale zur Zusammenarbeit.

LN

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