Günter-Grass-Zitat schmückt die Stecknitz-Schule Berkenthin
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Ein Zitat von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass schmückt jetzt das Foyer der Stecknitz-Schule in Berkenthin. Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Chef des Grass-Hauses in Lübeck, Bürgermeister Friedrich Thorn, Schulkoordinatorin Bettina Schenk-Christiansen, und der stellvertretende Schulleiter Sebastian Lippe (von links) stellten die Tafel vor.
© Quelle: Sophie Schade
Berkenthin. Dass er nie Abitur gemacht hat – das hat an Günter Grass genagt. Dass er 1999 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, alles schön und gut. „Aber die Sache mit dem Abitur, das hat ihn gestört“, weiß Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Chef des Günter-Grass-Hauses in Lübeck.
Umso größer muss Grass’ Freude gewesen sein, eine Rede zum Abitur seiner Enkeltochter 2009 an einem Berliner Gymnasium halten zu dürfen. Ein Zitat aus dieser Rede: „Die Schule ist ein geschützter Raum. Außerhalb der Schule herrscht ein raueres Klima. Mit Gegenwind ist zu rechnen. Doch darauf wird es ankommen: Auch bei Gegenwind den Mund aufzumachen, gegen den Wind laut JA oder NEIN zu sagen und dieses JA oder NEIN zu begründen.“
Zivilcourage als zentrales Thema
Eben jenes Zitat des Schriftstellers, Künstlers und Nobelpreisträgers prangt jetzt im Foyer der Stecknitz-Schule in Berkenthin. Gefertigt wurde die Wandtafel aus dem Holz eines ehemaligen Sport-Wanderpokals und einer Metallplatte, aus der das Zitat ausgeschnitten ist.
„Es ist ein wahnsinnig aktuelles Zitat, denn es geht um Zivilcourage in unsicheren Zeiten“, so Thomsa. Grass habe es zutiefst bedauert, in seiner Jugend während des Nationalsozialismus nicht „den Mund aufgemacht“ zu haben, wenn zum Beispiel jüdische Mitschüler verschwunden sind. „Vielleicht war er deshalb später so etwas wie der ,Lautsprecher der Nation’, weil er es so bedauerte, als Kind keine Fragen gestellt zu haben“, vermutet Thomsa.
Schüler und Lehrer auf Augenhöhe
Die Lehrerinnen und Lehrer an der Stecknitz-Schule wiederum „ermutigen die Kinder, auf Augenhöhe mit uns zu sprechen“, wie Schulkoordinatorin Bettina Schenk-Christiansen es beschrieb. Daher viel die Wahl auf eben jenes, gar nicht allzu bekanntes Zitat von Günter Grass. Und auch deshalb, weil Grass mit seiner Frau Ute 30 Jahre lang in Behlendorf gelebt hat und dort beerdigt wurde.
Die Sache mit dem Abitur hat übrigens noch ein gutes Ende genommen: Er wurde von der Paul-Natorp-Oberschule in Berlin mit dem Ehrenabitur ausgezeichnet. „Das hat er sich sogar in sein Büro gehangen“, verriet Dr. Jörg-Philipp Thomsa.
LN