Vor der weltweiten Klimademo
Es ist die Sorge um die Welt, um ihre Zukunft und die der Kinder, die Johanna Rickert zu „Fridays for Future“ brachte. Die Wissenschaft findet diese Sorge berechtigt. Deshalb kann die junge Frau aus Gudow nicht nachvollziehen, warum Menschen beim Klimaschutz auf der Bremse stehen.
Büchen.Ein etwa einjähriges Mädchen mit Mütze und rosa Jäckchen kommt auf die Bank zu, auf der wir sitzen. Gerade sagt Johanna Rickert diesen Satz, der eigentlich jeden Vater mit einer Tochter in ihrem Alter traurig stimmen müsste. „Ich frage mich sehr oft, ob ich noch Kinder in diese Welt setzen möchte“, sagt sie. Das gehe vielen ihrer Generation so. Das werde in sozialen Medien immer deutlicher, berichtet die 20-Jährige, die mit mir auf einer Bank gegenüber des Brunnens am Bürgerplatz in Büchen sitzt. Das Mädchen starrt uns noch immer an, als schockiere sie dieser Satz. Und ihre Mutter dahinter bekommt ebenfalls große Augen, so scheint es. Was für ein Zufall?
Wir nehmen den Gesprächsfaden wieder auf, weil ich als Mittvierziger noch mehr verstehen möchte, warum "Fridays for Future" (FFF) so enormen Zulauf hat, dass sich selbst in Büchen mit gerade einmal 6300 Einwohnern eine Ortsgruppe bildet, die von Johanna. Wir einigen uns aufs "Du". Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin an der Berufsschule in Mölln und lebt in Gudow. Das bedeutet viel Fahrerei mit den "Öffis" (ÖPNV). Und die seien auf dem Dorf bekanntlich schlecht. Deshalb verbringt sie viel Zeit an Bushaltestellen. Der Stundentakt während der Schule ist fast schon Luxus. Am späten Nachmittag fährt der Bus nur alle zwei Stunden. Abends geht kaum noch etwas. 50 Minuten braucht sie von der Schule nach Hause – mit dem Auto wären es 20. Es sei eigentlich schwer, sich neben Berufsschule und Praxis noch zu engagieren. Doch jetzt muss es einfach sein.