Mehrere hundert Liter Pflanzenschutzmittel bei Berkenthin ausgelaufen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/AH6BLB4QVFVDC6XXT5OPG3UCSE.jpg)
Etwa 700 Liter eines Herbizids liefen aus einer Spritze hinter einem Traktor auf die Straße, weil ein Schlauch offenbar abgefallen war.
© Quelle: jeb
Berkenthin. Am Ende war alles nicht so schlimm, wie es sich zunächst anhörte. Bei der Alarmierung der Feuerwehren am Freitagmorgen wenige Minuten vor 9 Uhr hieß es noch, dass etwa 4000 Liter eines Pflanzenschutzmittels ausgelaufen sein sollten. Am Ende waren es nur 700 Liter, wie des Sohn des Verursachers gegenüber den Lübecker Nachrichten vor Ort erklärte.
Ein 68-jähriger Landwirt aus der Umgebung von Berkenthin war mit Traktor und Spritze zunächst auf einem Feld bei Klempau im Einsatz mit dem Herbizid „Malibu“. Als er dort fertig war, wollte er weiterfahren zu einem Feld bei Kulpin. Etwa 200 Meter vor dem Eisenbahntunnel bei Berkenthin passierte dann das Unglück. „Ein Druckschlauch ist vom Behälter abgesprungen. Dadurch konnte die Flüssigkeit auf die Straße laufen“, so der Sohn des Landwirts im Gespräch mit den Lübecker Nachrichten.
Straße in Berkenthin giftgrün verfärbt
Schnell färbte sich die Straße gelbgrün von der Brühe aus der Spritze, in der ursprünglich etwa 60 Liter des Herbizids mit etwa 4500 Liter Wasser verdünnt wurden. Das Herbizid „Malibu“ wird von vielen Landwirten genutzt, um das Unkraut auf den Feldern mit Wintergetreide zu bekämpfen. Für den Menschen besteht dabei eigentlich keine Gefahr, war von den Gefahrgutspezialisten vor Ort zu hören.
Bundesstraße 208 zeitweise komplett gesperrt
Die Polizei sperrte zunächst gemeinsam mit Einsatzkräften der Feuerwehr die Lübecker Straße zwischen Kählstorf und der Bundesstraße 208 in Berkenthin. Später wurde die B 208 innerhalb der Gemeinde Berkenthin auch gesperrt, weil viele Feuerwehrfahrzeuge im Bereich der Kanalbrücke zusammengezogen wurden. Am Ende waren mehr als 70 Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Löschzugs Gefahrgut vor Ort.
Pflanzenschutzmittel in Berkenthin ausgelaufen / Video: Mopics
Aus einer landwirtschaftlichen Spritze hinter einem Trecker sind bei Berkenthin (Kreis Herzogtum Lauenburg) mehrere hundert Liter des Pflanzenschutzmittels „Malibu“ ausgelaufen.
Um auszuschließen, dass das Herbizid auch in den Elbe-Lübeck-Kanal fließen konnte, ließ die Feuerwehr mehrere Boote zu Wasser und legte eine Ölsperre vor dem Ufer in dem Bereich des Kanals, wo der Graben in die Wasserstraße mündet. Doch ein Landwirt hatte schnell gehandelt und das Ende des Grabens, der auf einer Wiese parallel zum Kanal verläuft, mit Erdboden dicht gemacht. So staute sich die farbige Brühe im Graben und konnte nicht mehr weiterfließen.
Mit einem Güllewagen wurde das Pflanzenschutzmittel schließlich aus dem Graben gepumpt und später entsorgt. Mitarbeiter des Löschzugs Gefahrgut unterstützten dabei. Vorsichtshalber trugen die Männer so genannte Einmal-Schutzanzüge, Gummistiefel und Gummihandschuhe sowie einfache Atemschutzmasken mit Luftfilter.
Fahrbahn musste von Spezialfirma gereinigt werden
Nahezu gleichzeitig traf eine Lübecker Spezialfirma ein, die den Auftrag hatte, die Lübecker Straße komplett zu reinigen. Bis diese Arbeiten am Mittag abgeschlossen waren, durfte kein Anwohner die Lübecker Straße befahren. Eine Frau, die dort wohnt, hatte vorsichtshalber ihre Firma angerufen, dass sie möglicherweise etwas später zum Dienst kommen würde. Auf Anweisung der Feuerwehr durfte niemand über die kontaminierte Fahrbahn fahren.
Neben den Feuerwehren waren von der Kreisverwaltung ein Mitarbeiter der Katastrophenschutzabteilung und des Umweltamtes vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch der Umweltdienst der Wasserschutzpolizei aus Travemünde war mit drei Beamten in Berkenthin, weil möglicherweise etwas von dem Herbizid in den Kanal gelangt sein könnte. Ob das allerdings der Fall ist, wird man wohl nicht mehr nachweisen können.
Herbizid „Malibu“ in konzentrierter Form durchaus gefährlich
Schaut man in das Sicherheitsdatenblatt von „Malibu“, so soll das Mittel laut Hersteller BASF Hautreizungen verursachen, Gesundheitsschädlich bei Verschlucken sein und kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein. Zudem soll der Stoff sehr giftig für Wasserorganismen, gerade auch mit langfristiger Wirkung sein. Doch das alles trifft für das Mittel „Malibu“ in nur in konzentrierter und unverdünnter Form zu. Dennoch haben die Einsatzkräfte in Berkenthin ihre Arbeit sehr ernst genommen und waren sehr vorsichtig. Dabei wurden alle möglichen Schutzmaßnahmen eingehalten.
Jens Burmester