Die Hälfte aller Gräber auf dem Möllner und Ratzeburger Friedhof stehen leer. Erdbestattungen sind kostspielig und pflegeintensiv. Die Friedhofsverwaltung steuert mit neuen Bestattungsarten gegen den Trend an. Ein Spaziergang mit Stadtarchivar Christian Lopau über den alten Friedhof lohnt sich: Der Bildhauer Karl-Heiz Goedtke genauso wie der frühere Ministerpräsident Uwe Barschel ruhen dort.
Mölln.Im 19. Jahrhundert gab es zwei Gründe, warum die Toten ihre letzte Ruhe nicht mehr am Kirchberg von St. Nicolai in der Stadt finden sollten, sondern vor den Toren. „Das wurde nötig, weil die Bevölkerung der Stadt rasch angewachsen war“, erzählt Stadtarchivar Christian Lopau. Er hat vor Jahren zusammen mit der Friedhofsverwaltung ein Faltblatt über den Friedhof erstellt. Zählte man 1810 erst rund 1700 Einwohner, war die Zahl bis 1840 schon auf fast 2700 Einwohner angewachsen. Heute sind die Friedhöfe in Mölln längst nicht mehr ausgelastet. Fast zwei Drittel der Grabstätten stehen leer.
„Die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark gewandelt“, berichtet Reinhard Gottlebe, Leiter der Friedhofsverwaltung in Mölln. Vor zehn Jahren hätten die Erdbestattungen noch 80 Prozent ausgemacht. Heute liege diese Zahl nur noch bei etwa 20 Prozent. Von den 6741 Grabstätten auf beiden Möllner Friedhöfen zusammen seien nur noch 2335 belegt. Lag die Zahl der Bestattungen auf dem Friedhof in der alten Broschüre vor etwa zehn Jahren noch bei 200 Beerdigungen pro Jahr, so zählt Gottlebe heutzutage im Durchschnitt zwischen 120 und 130 Bestattungen.